Den Gedanken, dass ein Roadtrip schon gerne zwei, wenn nicht besser drei Wochen lang sein sollte und im Voraus eine Menge Planung und Organisation von Nöten ist, habe ich mit dieser Reise nach FRANKREICH abgelegt. Drei volle Tage (plus ein An- und Abreisetag) reichten aus, um uns vollkommen aus dem grauen Alltag zu reißen und uns eine wundervolle Auszeit im Frühling in der Bretagne zu bescheren.
Bienvenue en Bretagne
Nach der Ankunft in Nantes hüpfen wir direkt in unseren Mietwagen und düsen los. Schon nach wenigen Kilometern fällt uns auf, dass die Bäume hier in der schon richtig grün sind und am Straßenrand die Forsythien mit ihren gelben Blüten gute Laune versprühen. Es ist offiziell Frühling in der Bretagne!
Wir drehen die Musik ein wenig lauter und fahren weiter Richtung Golf von Morbihan, was ins Deutsche übersetzt „Kleines Meer“ heißt. Das Binnenmeer liegt im Südwesten der Bretagne und ist nur durch eine ein Kilometer lange Passage mit dem Atlantik verbunden.
Nach ungefähr anderthalb Stunden erreichen wir unser Gästehaus VAL DE BRANGON in Baden und parken vor dem großen Tor. Auf unser Klingeln reagiert als erstes der kleine Terrier. Er kommt uns kläffend und schwanzwedelnd entgegen gelaufen; gefolgt von Patrick und Nathalie den Gastgebern.
Das Gästehaus mit den insgesamt fünf individuell eingerichteten Zimmern haben Patrick und Nathalie in Eigenregie renoviert und saniert. Die dicken Steinmauern gibt es immer noch, aber ansonsten ist aus dem ehemaligen Bauernhaus ein urgemütliches Gästehaus, mit der perfekten Mischung aus moderner Dekoration und Antiquitäten, geworden. Während im großen Aufenthaltsraum das Feuer weiter knistert, bekommen wir eine kleine Tour.
Im weitläufigen Garten stehen Metallbetten zum Ausruhen oder Sonnenbaden bereit. Unter einem knorrigen Baum, direkt neben dem Feld mit den Mandelbäumen, baumelt eine Schaukel. Nathalie pflegt mit viel Liebe einen bunten Blumengarten und Patrick zeigt uns voller Stolz den großen Indoor-Pool, dessen Kuppeldach sich mühelos entfernen lässt, so dass die Gäste hier im Sommer draußen planschen können. Direkt neben dem Pool befindet sich das Hammam.
Bretagne kulinarisch: Crêpe und Kir Breton
Wir würden so gerne direkt ins Wasser hüpfen, nur knurren unsere Mägen nach der langen Anreise ganz fürchterlich. Wir werfen nur schnell die Koffer in unser Zimmer und fahren zum Abendessen in die CRÊPERIE DE KEROYAL.
Wir werden herzlich in Empfang genommen und bevor wir einen Blick auf die Speisen werfen können, wird uns ein Aperitif untergejubelt. In der Bretagne wird viel Cidre getrunken. Der Apfelwein ist auch Grundlage für den Klassiker Kir Breton, den wir uns natürlich sofort bestellen. Der trockene Cidre wird mit einer Crème de Cassis angereichert (beim Kir Royal wird der Cidre übrigens durch Champagner ersetzt).
Bevor wir uns endlich den Speisen widmen, müssen wir erstmal die Weinpreise feiern. Mein Lieblingstraubensaft ist in Frankreich unheimlich günstig. Ein Glas guten Wein gibt es bereits ab 2,50 Euro.
Jetzt aber zu den Galettes und Crêpes – sonst sind wir schon vor dem Essen duhn. Die dünnen Teigfladen sind den Bretonen heilig. Als Hauptgang wird in der Regel ein Galette gegessen. Galettes werden mit Buchweizenmehl hergestellt und mit herzhaften Zutaten belegt. Die Auswahl erstreckt sich hier im Restaurant über mehrere Seiten. Ich entscheide mich für einen Galette mit Spargel, Schicken, Käse und Ei. Zum Nachtisch muss es natürlich noch ein Crêpe sein. Den bestelle ich mit Apfelkompott und einer Sauce aus salzigem Karamell. Obwohl sie aussehen, wie die Dinger, die wir von unseren Weihnachtsmärkten kennen, haben sie doch kaum etwas gemeinsam. Sie schmecken so viel besser. Wobei – vielleicht ist es auch einfach dieses wunderschöne alte Bauernhaus mit den blauen Fenstern. Die alten Dachbalken im Speiseraum oder die tolle Aussicht auf die schöne Natur, die den Crêpe einfach besser schmecken lassen.
Mit dem Kayak durch den Golf von Morbihan
Kaum zu glauben, dass wir nach unserem abendlichen Schlemmen schon wieder Frühstücks-Appetit haben. Aber das, was Nathalie uns gezaubert hat, sieht einfach zu köstlich aus. Auf dem Küchentresen stehen lokale Wurst- und Käsespezialitäten. Auf unserem Tisch steht noch warmes Baguette. Es gibt frische Erdbeeren und Joghurt. Und: Nathalie hat uns extra noch einen Kouign-amann Kuchen zubereitet. Er ist die bretonische Spezialität neben Galettes und gar nicht so einfach herzustellen. Er schmeckt fantastisch; aber das machen die meisten Sünden. Der Kuchen erinnert mich an ein Croissant nur mit noch mehr Butter und kandiertem Zucker.
Während wir das unser Frühstück verputzen, kann ich kaum zählen, wie oft und Patrick uns kichernd fragt, ob wir uns sicher sind, dass wir heute Kajaken gehen wollen. Ihm scheint beim Gedanken daran schon zu frösteln.
Grundsätzlich herrscht im Golf von Morbihan mediterranes Klima: es gibt weite weiße Strände und nahe der Küste wachsen Zitronen- und Orangenbäume. Im Internet hatte ich zuvor gelesen, dass es hier bis zu 2.000 Sonnenstunden im Jahr gibt. Zum Vergleich: In Hamburg waren es im letzten sonnenreichen Sommer (ich hatte das Gefühl, dass ich nur draußen war) lediglich 720 Stunden.
Sommerlich ist es heute tatsächlich nicht und auch von Frühling in der Bretagne kann keine Rede sein, dennoch machen wir uns guter Dinge auf den Weg zum Pointe d’Arradon, wo unser Kajaklehrer Loïc schon auf uns wartet. Nachdem er uns die Grundlagen des Kajakens mit ein paar Trockenübung beibringt, ziehen wir uns lieber noch eine extra Schicht Klamotten über. Dick eingepackt paddeln wir durch die Wellen.
Das Kajak ist das beste Fortbewegungsmittel hier im Golf, denn das Wasser ist teilweise so flach, dass ein Segel- oder Motorboot an vielen Stellen auf Grund laufen würde. Die Gezeiten hier im Binnenmeer sind sehr stark ausgeprägt und die Ströme können bis zu 4 Meter pro Sekunde erreichen. Im Sommer ist das besonders gut zu erkennen, denn dann ändern sich die Wasserfarben um die insgesamt 42 Inseln herum ständig.
Wir rudern an einigen der Inseln, die meist in Privatbesitz sind, vorbei. Auf ihnen stehen Sommerhäuser, die jetzt im Frühling meist noch mit Holzbrettern vernagelt sind. Wir halten an einer Insel an und machen einen kleinen Spaziergang. Ich frage Loïc, warum an vielen Stellen dünne Baumstümpfe aus dem Wasser ragen. Er erklärt, dass sie markieren, wo sich Austernparks befinden. Der ausgeprägte Tidenhub eignet sich hervorragend für die Austernzucht.
Als wir wieder im Kajak sitzen, empfiehlt uns Loïc, nach unten zu sehen. Und siehe da: in dem klaren Wasser sehen wir direkt unter unserem Kajak die Austernkörbe.
Ein wenig außer Atem vom Gegenwind, aber glücklich über den tollen Ausflug kommen wir schließlich wieder am kleinen Yachthafen an. Wir verabschieden uns von Loïc. Als wir uns anschließend unsere nass gepütscherten Klamotten direkt am Auto vom Leib reißen, fühlen wir uns schon fast wie coole französische Surfergirls.
Roadtrip gen Norden
Als würde der Wettergott uns nach der stürmischen Kajaktour trösten wollen, bricht die Wolkendecke plötzlich auf. Eigentlich wollten wir direkt gen Nordküste brettern, aber nun halten wir noch schnell in Rogédas, um noch ein wenig am Strand entlang zu spazieren.
Da wir es auf dem Weg vom Flughafen zum Gästehaus zuvor zeitlich nicht geschafft haben, machen wir noch einen Zwischenstopp in Vannes. Vor langer Zeit fanden hier zahlreiche Seeschlachten statt. Im Weltkrieg hingegen blieb die Stadt verschont, so dass heute noch viele der alten Fachwerkhäuser und Villen zu bewundern sind. Der Stadtkern von Vannes besteht aus einer Festung.
Uns bleibt leider keine Zeit, um ausgiebig durch die Stadt zu schlendern, aber wir holen uns trotzdem schnell in der Altstadt ein Baguette sowie Mini-Beignets und einen Kaffee zum Nachtisch. Mit unserem Proviant setzen wir uns auf eine Bank am Yachthafen und können so zumindest kurz den Charme der Stadt erleben.
Danach nehmen wir aber endlich direkt Kurs gen Norden, um noch genug Zeit zu haben, die Nordküste der Bretagne anzusehen. Obwohl unsere Fahrt nicht länger als anderthalb Stunden dauert, haben wie das Gefühl, dass das Klima etwas rauer wird. Zwar beginnen auch hier die Sträucher zu blühen und die Bäume schlagen aus, aber es ist noch nicht ganz so grün wie am Golf von Morbihan.
Dafür ist das kleine historische Fischerdorf Dahouët schön bunt. Wir parken vor einer quietschegelben Halle, in der Kunsthandwerk verkauft wird. Die schönen alten Häuser der ehemaligen Reeder entlang des Quai des Terras-Neuvas haben bunte Fensterläden. Vor einigen stehen Palmen, von anderen hängt blühender Flieder von das Fassade hinunter. Früher segelten von hier aus die Dreimaster und Schoner gen Neufundland, um auf Kabeljau Jagd zu gehen.
Nach einer kurzen Kaffeepause, fahren wir die Küste entlang zum Cap Fréhel. Auf dem Parkplatz nahe des Strandes müssen wir unsere Autotür fast aufdrücken, so windig ist es. Ich liebe rauhe Küste! Für einen kurzen „erstes Strandfoto des Jahres”-Moment huschen wir an den Strand, um direkt danach die Klippen aus rötlichem Sandstein und schwarzen Schiefer empor zu klettern. Wir kraxeln auf den Felsen herum, bis wir uns doch für den sicheren Wanderweg entscheiden. Er führt uns weit auf die Klippen hinauf. Jetzt im Frühling ist es hier besonders schön, denn obwohl der Himmel heute eher grau ist leuchtet das Gelb des Ginsters und die bunten Farben der ersten Frühjahrsblumen.
Von unserem Felsen aus können wir das Fort La Latte sehen. Die mittelalterliche Festung wurde seinerzeit direkt am Rand der Klippen erbaut. Wir lassen uns noch ein Weilchen die steife Meeresbrise um die Ohren wehen, allerdings wird es schon langsam dunkel. Wir entscheiden uns, weiter zu fahren; auch wenn es schwer ist, den Blick von den Wellen zu nehmen, die fortwährend an die dunklen Felsen klatschen.
Saint-Malo ist eine alte Seefahrer-Stadt. Oder sollte ich lieber Piratenstadt sagen? Nein. Freibeuter ist richtig. Das kling verwirrend, ist aber ganz einfach: Freibeuter, oder auch Korsaren genannt, waren Seefahrer, die vom König den Freibrief erhielten, feindliche Schiffe vor der Küste zu überfallen. Ihr Raubgut mussten sie allerdings mit dem König und der Stadt teilen.
Als wir ankommen, ist die Sonne fast untergegangen. Wir sind ganz schön durchgefroren und freuen uns auf unser warmes Zimmer im HOTEL LES CHARMETTES.
Das Hotel liegt direkt an der Promenade des weitläufigen Strands von Saint-Malo. Sachte fließen die Wellen an Land.
Wir haben Glück und bekommen für die erste Nacht ein Zimmer mit Meerblick. Weil es so gut zu dieser atemberaubenden Kulisse passt, bestellen wir zum Abendessen Seafood und Roséwein. Das gibt es beides mit einem fantastischen Panoramablick auf das Meer.
Schulbank drücken im Atelier de la Crêpe
Wie gut, dass wir keinen über den Durst getrunken haben, denn wir werden gleich die Schulbank drücken. Nur noch schnell auf dem Balkon mit Meerblick Zähne putzen und los geht’s.
In Saint-Malo gibt es die Kochschule ATELIER DE LA CRÊPE. Ins Leben gerufen wurde die Schule von Bertrand Larcher, der mit seiner Frau nach Japan zog und dort diverse Crêpe Restaurants eröffnete. Mit den Jahren vermisste er seine Heimat sehr und so kehrten er und seine Frau nach Saint-Malo zurück; jedoch weiterhin mit dem Wunsch, die Tradition der Galettes und Crêpes in die Welt hinaus zu tragen. Mittlerweile kommen Studenten aus aller Welt hier nach Saint-Malo, um die Kunst der Zubereitung von Galettes und Crêpes zu lernen.
Als wir das moderne Kochstudio mit dem angrenzenden Speisesaal betreten, ist es noch ganz still und leer. Lediglich an einem Tisch sitzt ein Koch mit zwei Studenten, die heute ihren ersten Tag haben: eine Französin und eine junge Dame aus Taiwan. Manche Studenten kommen her, um ihre Grundkenntnisse zu vertiefen. Für sie gibt es Kurse mit einer Dauer von zwei Wochen. Wer das Handwerk umfassend lernen möchte, kann bis zu sechs Monate in der Schule bleiben.
Bertrand möchte das traditionelle Handwerk mit dem modernen verbinden und kreiert mit seiner Kochkunst eine Art Fusion Küche. Es gibt viele japanische Einflüsse. So wird zum Beispiel mit Yuzu oder Surimi gearbeitet. Die Zutaten, bis auf ein paar Exoten, bezieht das Atelier de la Crêpe aus der Gegend. Kürzlich hat Bertrand auch eine Farm übernommen. Er möchte den Buchweizen für die Galettes selber anbauen; und Äpfel für eigenen Cidre.
Ich bin beeindruckt von allem was Bertrand uns erzählt, denn ich merke genau: seine Leidenschaft geht weit über das Kochen hinaus. Er möchte der Welt zeigen, wie wundervoll seine Heimat ist. Tatsächlich ist es sein Bestreben, Galettes als immaterielles Weltkulturerbe anerkennen zu lassen. Ich bin mir sicher, dass er das mit seinem unbändigen Ehrgeiz auch schaffen wird.
Nach der Theorie folgt die Praxis: wir werden an die Crêpe-Platte gebeten. Es sieht so einfach aus, wie die Köchin es vormacht. Eine volle Kelle auf die Platte, den Holzstab nehmen und locker aus dem Handgelenk den Teig im Kreis entlang verteilen. Gleich beim ersten Galette merke ich: es sieht nur einfach aus. Mein Teig bleibt auf halber Strecke kleben. Der einzige Trost: zusammengeklappt sieht es halb so schlimm aus.
Wir konzentrieren uns einfach lieber auf das Konsumieren. Im Restaurant dürfen die Studenten ihr Gelerntes ausprobieren. Montags bis freitags von 12:00 bis 13:30 Uhr können Besucher im Atelier de la Crêpe zu Mittag essen. Ich bestelle mir einen Galette mit Surimi und Blumenkohl Creme und zum Nachtisch muss ich einfach wieder Apfelkompott mit gesalzenem Karamell bestellen. Es schmeckt himmlisch und ich würde fast vermuten, dass von allen Crêperien in der Bretagne das Atelier de la Crêpe ganz vorne mit dabei ist.
Mont-Saint-Michel: Der heilige Berg
Mit unseren vollen Galette-Crêpe-Mägen sind wir fast froh darüber, dass unsere ursprünglich geplante Bootstour in die Bucht von Cancale wegen Sturm ausfällt. Allerdings hatten wir uns so auf die Delfine gefreut! Der Delfin-Verein AL-LARK kümmert sich um die Delfine in der Bucht. Sie zählen die Tümmler und machen Fotos von ihren Rückenflossen, um sie zu identifizieren und so ihre Lebensgewohnheiten analysieren zu können. Ungefähr 300 Delfine tummeln sich in der Bucht. Leider können wir heute Flipper nicht die Flosse reichen.
Wir entscheiden uns daher die Küste westlich von Saint-Malo zu erkunden. Im Westen der Bretagne bildet der Fluss Couesnon die natürliche Grenze zur Normandie. Der Fluss entschied sich irgendwann, westlich des Mont Saint-Michel zu fließen und ordnete die außergewöhnliche Insel auf natürliche Weise der Normandie zu. Der Mont Saint-Michel ist eines der bekanntesten Fotomotive Frankreichs. Die kleine Gemeinde lebt auf einer felsigen Insel, die ungefähr einen Kilometer vom Festland entfernt und von Wattenmeer umgeben ist. Auf dem Gipfel des hügeligen Eilands thront eine beeindruckende Abtei.
Ich bin ganz aufgeregt, weil ich mich immer wieder in die atemberaubend schönen Fotomotive von Mont Saint-Michel verliebe. Unsere Ankunft ist dann eher ernüchternd. Ich bin froh, dass noch Nebensaison ist. Ich kann mir kaum vorstellen, dass der Parkplatz von Disneyland kleiner ist. Vom Parkplatz aus ist es nicht weit bis zu einem Besucherzentrum von dem aus Shuttle-Busse zur Insel fahren. Die Menschenmassen jagen uns einen Schauer über den Rücken und wir entscheiden uns, lieber zu Fuß zu der Insel rüber zu gehen. Das dauert auch nur ungefähr eine halbe Stunde.
Schon von Weitem sehen wir die Insel majestätisch im Watt liegen. Auf dem letzten Stück Fußweg führt eine Brücke über das Watt zu den Toren der Stadt. Es ist gerade Ebbe. Da wir auch hier wieder sehen, wie ein schier unendliche Menschenmenge in die kleinen Gassen der Stadt strömt, ziehen wir eine kleine Wattwanderung um die Insel herum vor. Es windet noch immer stark. Der lose Sand fegt über das Watt. Fast sieht es aus als wären wir in der Wüste.
Als wir zur Hälfte um die Insel rum sind und auf einem Fels eine kleine Pause machen, können wir plötzlich dabei zusehen, wie das Wasser steigt. Keine Minute später kommen schon die Herrschaften der Gendarmerie und fordern die Besucher auf, das Watt zu verlassen. Die Flut kommt. Das ist unser Startzeichen, dass wir uns wieder auf den Rückmarsch machen. Wir möchten nämlich noch in Cancale Halt machen.
Austern satt in Cancale
In dem kleinen Fischerdorf Cancale flanieren wir an der Hafenstraße entlang, spähen durch die Fenster der Souvenirläden und lesen uns die Menükarten der zahlreichen Restaurants durch.
Gerade ist Flut; und die birgt ein Geheimnis. Was wir nämlich gerade nicht sehen können, ist die 360 Hektar große Fläche mit den Austernparks, die unter den Wellen versteckt ist. Cancale ist die Hochburg für Austernzucht. Schon die Römer kamen hierher, um Austern und Muscheln zu genießen.
Am Ende der Hafenstraße ist ein kleiner Markt mit blau-weiß gestreiften Zelten. Hier gibt es Austern en Masse. Wir haben für unsere einen Euro pro Stück bezahlt.
Auf den Treppen zum Strand hinunter sitzen überall Menschen: vor ihnen ein großer Korb Austern und für gewöhnlich eine Falsche Wein. „Vive la France“, denken wir uns und setzen uns Austern schlürfend dazu.
Die Altstadt von Saint-Malo
Bevor wir uns von der Nordküste der Bretagne wieder verabschieden müssen, wollen wir noch die Altstadt von Saint-Malo erkunden. Wir huschen direkt auf die alten Stadtmauern hinauf. Von hier oben können wir in die Pflastersteingassen der Altstadt hinunter schauen, die von schnuckelige Boutiquen und Cafés gesäumt sind.
Auf der anderen Seite der Stadtmauern, lauert hinter jeder Ecke eine neue wunderbare Aussicht: in einem kleinen Yachthafen polieren Segler ihre Boote sommerfein. Menschen erklimmen die Türme der Festung, um den Weitblick auf das Meer zu genießen.
Mir gefällt die Ecke am besten, von der aus wir die kleine Insel Ile de Grand Bé sehen können, auf der der berühmte Dichter Châteaubriand begraben liegt. Bei Ebbe könnten wir einfach zu ihm rüber spazieren. Jetzt bei Flut müssten wir das erste Stück schwimmen. Das verkneifen wir uns lieber und genießen weiter den Ausblick auf den weißen Strand und das Stadtbad.
Unseren letzten Abend an der Nordküste der Bretagne feiern wir bei einem Candle Light Dinner im Restaurant RESTAURANT L’ABSINTHE mitten in der Altstadt.
Die Salinen von Guérande
Der Wecker klingelt heute morgen verdammt früh, denn wir sind bereits um 10:00 Uhr an der Südküste mit dem Salzbauern Nicolas verabredet. Auf unserer Fahrt gen Süden halten wir bei einer kleinen Boulangerie und holen uns ganz französisch ein Croissant und einen Kaffee zum Frühstück raus.
Heute strahlt endlich wieder die Sonne. Die Bäume scheinen in den letzten anderthalb Tagen auch noch mal einen ordentlich Grünschub gemacht zu haben. Pünktlich um zehn Uhr stehen wir vor der Scheune von Nicolas und wünschen den Schafen einen guten Morgen.
Als er selbst wenig später aus seinem Auto steigt, bin ich ganz entzückt. Nicolas begrüßt uns in gelber Regenjacke zum roten Pullover und einem perfekt dazu passenden strahlenden Lachen. Nicolas spricht fließend deutsch. Er hat einige Jahre mit seiner deutschen Frau in Heidelberg gelebt. Mit Anfang dreißig entschlossen die beiden, dem Büroalltag den Rücken kehren zu wollen. Nicolas hörte, dass einer der alten Salzbauern seine Felder bald aufgeben wolle und fragte, ob er sie übernehmen kann. Das ist nun ebenfalls schon dreißig Jahre her. Nicolas fackelt nicht lang, drückt uns ein paar Gummistiefel in die Hand und nimmt uns mit zu den Salzfeldern.
Zwei mal täglich spült die Flut Meerwasser über die Wiesen. Die Salzbauern fangen es in einem großen Becken auf. Auch nach seinen Lehr- und Erfahrungsjahren tüftelt Nicolas noch immer an Verbesserungen, wie er die Salzfelder, die hinter dem ersten Becken in großen Mosaiken angeordnet sind, fluten kann. Er zeigt uns, wie er seit einiger Zeit rechtwinklige Plastikrohre zur Bewässerung nutzt. Die sind einerseits bestängider als Holz- oder Metallrohre und außerdem hat Nicolas einen ausgebufften Plan mit einem Kippmechanismus erarbeitet, mit dem er ganz einfach und sehr präzise seine Felder fluten kann. Nachdem er uns das gezeigt hat, strahlt er spitzbübisch über das ganze Gesicht und ich kichere in mich hinein, denn nun erinnert er mich ein wenig an Heinz Erhardt.
Der Wind und die Sonne lassen das Wasser in den Salzbecken verdunsten und im Spätsommer ist es schließlich soweit, dass Nicolas das weiße Gold auf zweierlei Weise ernten kann. Auf der Wasseröberfläche der Becken hat sich eine dünne weiße Schicht gebildet. Das ist das uns bekannte Fleur de Sel, welches Nicolas ganz vorsichtig mit einer speziellen Schaufel abschöpft. Das herkömmliche Salz setzt sich am Boden der Becken ab und wird von dort geerntet.
Nicolas zeigt uns in seiner Salzscheune den Unterschied zwischen den strahlend weißen Flocken des Fleur de Sel und dem etwas dunkleren „Alltags-Salz”. Nun weiß ich auch, warum das Fleur de Sel so teuer ist: denn auf eine Tonne herkömmliches Salz kommen nur ungefähr 16 Kilo Fleur de Sel.
Wir mögen uns kaum von dem unterhaltsamen Nicolas und seiner verschmusten Katze trennen, aber das Croissant ist langsam verdaut und so fahren wir zum Mittag in die Altstadt von Guérande.
Die Altstadt von Guérande
Die Altstadt von Guérande ist von einer 1,4 Kilometer langen dicken Stadtmauer eingefasst. Wir gehen durch das massive St-Michel-Stadttor in das verwinkelte Gassen-Gewirr hinein. Ich finde es beeindruckend, dass wir noch deutlich den alten Stadtgraben und die Vorrichtung für die massiven Stadttore erkennen können.
Eine Radtour im Paradies
Mittlerweile ist das Wetter richtig frühlingshaft und die Sonne scheint. Wir fahren in den Küstenort Le Pouliguen, wo wir uns Fahrräder leihen, um die Halbinsel Le Croisic zu erkunden.
Wir radeln zunächst an weiteren Salzfeldern vorbei und durch Straßen mit wunderschönen Häusern. Plötzlich liegt er direkt vor uns: der Küstenweg entlang der Côte Sauvage. Hier ist es unbeschreiblich schön. Meterhohe Wellen klatschen an die schwarzen Steine der Steilküste. In Buchten liegt heller Sandstrand, auf dem sich die ersten Menschen sonnen. Ein paar von ihnen wagen sich sogar schon ins Wasser. Ich weiß manchmal gar nicht, wo ich hinsehen soll: auf’s Meer oder die pompösen Villen am Wegesrand.
Wir hätten noch stundenlang weiter radeln können, müssen aber ordentlich in die Pedale treten, um rechtzeitig wieder in der Stadt zu sein, bevor um 17:30 Uhr der Fahrradladen schließt. Mit roten Wangen und voller Endorphine geben wir unsere Drahtesel schließlich kurz vor Ladenschluss ab.
Fast schon wie zuhause
Gerade schwärmen wir davon, dass es keinen schöneren Abschluss für unseren wundervollen Roadtrip durch die Bretagne hätte geben können, da kippen unsere Kinnladen vor Entzücken runter, als wir auf den Kiesparkplatz vor unserem Gästehaus PASSEZ SIMPLE fahren. Das Natursteinhaus ist mit Reet gedeckt und erinnert uns sofort an unser norddeutsches Zuhause.
Wir haben den Wagen kaum ausgestellt, da kommen uns unsere Gastgeber Cecile und Philippe schon entgegen. In der Mitte des alten Bauernhauses haben haben sie ihre eigene Wohnung, in die sie uns sogleich hinein bitten. Beide strahlen eine unglaubliche Herzenswärme aus. Bei einem Cidre lernen wir uns kennen. Es dauert nur wenige Minuten, bis wir uns auf die Schenkel klopfen, denn die beiden kommen gerade aus dem Urlaub in Deutschland wieder und waren tatsächlich in dem kleinen Ort, aus dem meine Reisebegleitung Isabelle gebürtig kommt.
Mit dem Gästehaus haben sich die beiden ehemaligen Lehrer einen Lebenstraum erfüllt. Hier in ihrer eigenen Wohnung zieren große Holzbalken die Decke. Die Sofas stehen vor einem riesigen Kamin. Den hat Philippe extra bauen lassen, weil er gerne eine Feuerstelle haben wollte, auf der er auch Essen zubereiten kann.
Insgesamt gibt es hier drei Gästezimmer. Eines im ersten Stock hat eine riesige Terrasse. Direkt hinter den bodentiefen Fenstern steht eine freistehende Badewanne und im Raum dahinter befindet sich das Schlafzimmer. Auf der anderen Seite des Gebäudes befinden sich zwei Zimmer, die miteinander verbunden auch als große Wohnung genutzt werden können. Alle Zimmer sind mit viel Geschmack eingerichtet, der auch meinen wie die Faust auf’s Auge trifft. Ich würde vieles am liebsten direkt für meine Wohnung kopieren – zum Beispiel die alte Werkbank, die zum Waschtisch umfunktioniert worden ist.
Hinterm Haus befindet sich ein großer Garten mit einem kleinen Pavillon und einer Hollywoodschaukel, auf der wir ein paar Runden schaukeln, bevor es zum Abendessen ins AUBERGE LE NÉZIL geht.
Bei einem Drei-Gänge-Menü und einem Glas Wein fahren wir unseren Roadtrip der letzten Tage noch einmal in Gedanken ab und können uns gar nicht entscheiden, welches nun eigentlich unsere Highlights waren.
Am Morgen lassen sich Cecile und Oliver nicht davon abbringen, uns noch ein Frühstück zuzubereiten, obwohl wir um 7:00 Uhr gen Flughafen fahren müssen. Es ist sogar noch dunkel, als wir uns an den Tisch setzen. Neben uns knistert das Kaminfeuer. Es ist herrlich muckelig. Cecile ist ganz traurig, weil ihr der Brioche nicht so gelungen ist wie geplant; dabei stehen wahnsinnig viele andere Leckereien auf dem Tisch.
Wir sind ganz glücklich darüber, dass wir uns noch ein wenig mit dem netten Ehepaar unterhalten können, denn es ist nicht nur die wunderschöne Landschaft oder das gute Essen, weswegen wir ganz sicher wieder in die Bretagne reisen werden, sondern auch die außergewöhnliche Herzlichkeit der Bretonen.
FAQ für deine Reise in die Bretagne
Anreisen & Rumreisen
Wie komme ich am besten in die Bretagne?
Der beste Ausgangspunkt für eine Reise durch die Bretagne ist der Flughafen von Nantes. Er wird von diversen Fluggesellschaften von Deutschland aus direkt angeflogen. Auch in Rennes gibt es einen Flughafen, denn kannst du jedoch von Deutschland aus nur mit Zwischenstopp erreichen. Am Flughafen sind sämtliche Autovermietungen vertreten.
Ich buche meinen Mietwagen (und das ist keine Werbung, sondern Überzeugung) immer über BILLIGER-MIETWAGEN.DE. Hier finde ich immer die besten und günstigsten Angebote und der Service war ebenso bisher immer einwandfrei.
Die Benzinpreise sind in Frankreich meist ein paar wenige Cent pro Liter günstiger als in Deutschland.
Unsere Reiseroute
Wie sah eure genaue Route durch die Bretagne aus?
Unsere Route kannst du dir HIER im Detail ansehen und für dich persönlich anpassen.
Unterkünfte
Welche Unterkünfte kannst du in der Bretagne emfehlen?
In der Bretagne gibt es eine Vielzahl wundervoller kleiner Gästehäuser. Ich persönlich würde diese immer einem Hotel vorziehen. Auch dieses Mal hatten wir wieder besonders am Golf von Morbihan und im Süden nahe Guérande unglaubliches Glück mit unseren Unterkünften.
VAL DE BRANGON
12, route de Brangon
56870 Baden
Nathalie und Patrick haben mit viel Liebe zum Detail den alten Bauernhof in ein kleines Wohlfühl-Paradies verwandelt. Die fünf Zimmer des Gästehauses sind alle individuell gestaltet. In dem großen Garten gibt es viele Möglichkeiten einen entspannten Tag zu verbringen. Vom knorrigen Baum, direkt nebem dem Feld mit den Mandelbäumen, baumelt eine Schaukel, auf den Terrassen stehen gemütliche Sitzecken und im Blumengarten steht ein großes Messingbett, auf dem du im Schatten des Obstbaumes ein Buch lesen kannst, wenn du nicht gerade im Pool planschst oder im Hammam schwitzt.
Weitere Unterkünfte am Golf von Morbihan findest du: HIER.
HÔTEL LES CHARMETTES
64, boulevard Herbert
35400 Saint-Malo
Das kleine Hotel steht direkt an der Promenade des weitläufigen Sandstrands von Saint-Malo. Im Erdgeschoss befindet sich ein Bistro mit großer Terrasse. An kalten Tagen kannst du dich drinnen direkt hinter die große Scheibe setzen und bei einem Seafood Dinner direkt auf das Meer sehen.
Weitere Unterkünfte in und um Saint-Malo findest du: HIER.
PASSEZ SIMPLE
207, Hameau de Keralio
44410 Saint-Lyphard
Bei dem Gästehaus von Cecile und Philippe weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll: das alte mit Reet gedeckte Bauernhaus mit dem großen Garten ist einfach mein Traum von einem Zuhause. Und dann haben die beiden die insgesamt drei Gästezimmer auch noch genau so eingerichtet, wie ich es wohl getan hätte. Als sei das nicht alles schon zu schön, um wahr zu sein, sind die beiden Gastgeber einfach die herzlichsten Personen, die wir auf der Reise getroffen haben.
Weitere Unterkünfte in Guérande findest du: HIER.
Im Paradies kannst du auch wohnen. HIER findest du Unterkünfte auf der Halbinsel Le Croisic.
Meine persönlichen Highlights
Was waren deine persönlichen Highlights in der Bretagne?
- KAJAKEN IM GOLF VOM MORBIHAN.
- Grundsätzlich ein Essen mit einem Aperitif wie zum Beispiel Kir Breton zu beginnen.
- An der Nordküste der Bretagne entlang fahren und immer wieder anhalten, um auf den Klippen zu klettern oder am Strand entlang zu schlendern.
- Galettes essen im ATELIER DE LA CRÊPE in Saint Malo.
- Der Mont Saint-Michel von Weitem. Das einzige was ich abschreckend fand, waren die Menschenmassen.
- Austern schlürfen im Hafen von Cancale.
- Eine Radtour entlang der Côte Sauvage auf der Halbinsel Le Croisic.
Weitere Tipps für die Bretagne
Hast du noch weitere Tipps für die Bretagne?
Wir haben so viele wundervolle Dinge erlebt und schöne Landschaften gesehen und natürlich trotzdem nur an der Oberfläche gekratzt. Die Bretagne hat noch viel mehr schöne Orte. Deswegen habe ich mir direkt ein paar Notizen gemacht, was ich mir bei der nächsten Reise ansehen möchte:
Golf von Morbihan
- Im Golf von Morbihan liegt die Insel Gavrinis. Auf ihr steht ein keltischer Steinkreis, der bei Flut halb unter dem Meeresspiegel liegt.
- Vielerorts gibt es im Golf noch Gezeitenmühlem, die durch den Tidenhub angetrieben werden. Ein paar von ihnen sind auch heute noch aktiv.
- Bei meiner nächsten Reise in die Bretagne möchte ich ganz sicher mehr Zeit in Vannes verbringen und mir ausgiebiger die alten Fachwerkhäuser ansehen. Danach möchte ich an der Promenade de la Garenne spazieren. Sie führt im Osten an den Schutzwällen entlang und bietet einen fantastischen Blick auf Gärten, die Altstadt und das Meer.
- Auf dem Weg gen Norden würde ich für einen Spaziergang im Zauberwald von Brocéliande Halt machen. Hier hat die Arthur-Legende ihren Urpsrung. Im Tal des Waldes befindet sich der Arbre d´Or. Das ist ein goldener Baum, den ein Künstler zur Erinnerung an einen Waldbrand im Jahr 1989 geschaffen hat und der die Wiedergeburt des Waldes symbolisieren soll.
An der Nordküste der Bretagne
- Mit mehr Zeit hätten wir gerne beim Cap Fréhel das Fort La Latte und den alten Leuchtturm besucht.
- Meinen nächsten Besuch in Saint-Malo werde ich genauestens planen, denn 6-10 Mal im Jahr wird die Stadt von sogenannten Springfluten heimgesucht. Die Flutwellen schießen mit voller Wucht an die Stadtmauern und Promenade heran und überschwemmen sie teilweise. Einen Kalender mit den Daten möglicher Springfluten findest du: HIER.
An der Südküste der Bretagne
- Sollte ich im Sommer in die Bretagne zurückkehren, steht der Strand La Baule ganz oben auf meiner Liste. Er ist nämlich einer der größten Sandstrände Europas.
- Ganz bestimmt werde ich mir auch mehr Zeit nehmen, um auf der Halbinsel Le Croisic rumzufahren. Hier gibt es nämlich das malerisches Fischerdorf Saint Goustan, das ich unbedingt besuchen möchten.
Food & Drinks
Welche Spezialitäten sollte ich in der Bretagne unbedingt probieren?
Die Bretagne liegt in Frankreich. Das reicht eigentlich schon, um die Qualität des Essens zu beschreiben, denn ich muss sagen, dass ich selten so gut gegessen habe wie in Frankreich. Gerade in den ländlicheren Regionen legen die Franzosen sehr viel Wert auf lokale Produkte und feiern ihre regionalen Spezialitäten.
Die Bretagne ist die Heimat der Galettes und Crêpes. Während wir von unseren Märkten zu Hause eher die süßen Crêpes kennen, schwören die Bretonen zudem auf die herzhaften Galettes. Sie sehen etwas dunkler aus, weil sie mit Buchweizenmehl hergestellt werden. Außerdem werden sie mit den herzhaften Zutaten belegt. Eine typische Mahlzeit besteht meist aus einem Galette mit einem Crêpe als Dessert.
Vor den Mahlzeiten gibt es typisch bretonische Aperitifs; allen voran der Kir Breton. In der Bretagne ist Cidre sehr beliebt. Der Apfelwein wird mit ein wenig Crème de Cassis angereichert und serviert. Es gibt ihn aber auch in vielen anderen Geschmacksrichtungen und auch als Kir Royal, bei dem als Grundlage Champagner verwendet wird.
Ich war sehr überrascht über die günstigen Weinpreise. Guten Wein gibt gibt schon ab 2,50 EUR pro Glas.
Die Bretagne hat eine Gesamtküstenlänge von 2.700 Kilometern. Fisch und Meeresfrüchte stehen ganz oben auf der Speisekarte. Sowohl an der Nord- als auch an der Südküste der Bretagne sind die Gezeiten stark ausgeprägt und bieten beste Vorraussetzungen für die Austernzucht. Besonders der kleine Ort Cancale ist für seine Austernparks bekannt. Hier gibt es am Hafen einen kleinen Markt, der täglich fangfrische Austern zu günstigen Preisen anbietet.
Die sündigste Spezialität der Bretagne ist der Kouign amann Kuchen. Er wird aus groben Blätterteig hergestellt. Die Teigfladen werden im Wechsel mit gesalzener Butter und Zucker zu einem Kuchen gestapelt. Stell‘ dir ein buttriges Croissant mit kandiertem Zucker vor.
Wir waren auf unserer Reise in den folgenden Bistros und Restaurants essen:
CRÊPERIE DE KEROYAL
3 Impasse de keroyal
56400 Plougoumelen
Die Crêperie befindet sich in einem alten, verwinkelten Haus, das mich direkt an ein Märchen mit Happy End erinnert. Drinnen hängen aus altem Ochsengeschirr gefertigte Lampen von den groben Deckenbalken. Wer Kinder dabei hat, kann sie direkt auf den Spielplatz im Garten schicken und in Ruhe die Aussicht auf das schöne Tal genießen. Ich frage mich, ob jemals Menschen dieses Restaurant mit nur einem Galette im Bauch, ohne einen Crêpe zum Nachtisch zu essen, verlassen? Ganz sicher nicht!
Olivier Le Brun
9 Rue Saint-Vincent
56000 Vannes
Direkt in der Nähe des kleinen Yachthafens, ganz am Anfang der Altstadt liegt die kleine Bäckerei, die so fantastischen Kaffee zubereiten. Klemm‘ dir einfach ein Baguette dazu unter den Arm und setz dich auf eine Bank am Hafen.
Im Bistro des HÔTEL LES CHARMETTES
64, boulevard Herbert
35400 Saint-Malo
In dem Hotel direkt am Strand können nicht nur Gäste des Hauses speisen. Auf der großen Terrasse oder im Frühstücksraum, der später am Tag zum Bistro umfunktioniert wird, darf jeder eine leckere Bowl mit Blick auf’s Meer genießen.
ATELIER DE LA CRÊPE
25 Quai Duguay-Trouin
35400 Saint-Malo
Ganz klare Sache: um ein Galette wirst du in der Bretagne nicht drum herum kommen! Es gibt unzählige Crêperien in der Bretagne, aber ich möchte vermuten, dass es keinen weiteren Ort gibt, an dem es mit so viel Leidenschaft und Stolz zubereitet wird wie in der Crêpe-Schule von Bertrand Larcher. Für ihn sind die Teigfladen mehr als nur eine Speise, sie sind höchstes Kulturgut. Im Bistro der Schule bereiten die Schüler sowohl Klassiker als auch kreative Galettes-Kreationen zu.
RESTAURANT L’ABSINTHE
1 Rue de l’Orme
35400 Saint-Malo
Das romantische Restaurant mitten in der Altstadt von Saint-Malo eignet sich perfekt für ein Candle Light Dinner. Es gibt verschiedene Menüs mit Weinbegleitung zur Auswahl. Die Atmosphäre in dem Altbau mit dem alten Holzboden und dicken Balken ist ganz kuschelig warm.
AUBERGE LE NÉZIL
44410 Saint-Lyphard
Ganz schüchtern und zurückhaltend liegt das kleine mit Reet gedeckte Haus mitten im Parc Naturel Régional de Brière. Im Inneren befindet sich ein Restaurant der besonderen Klasse. Du wählst aus diversen Menüs aus und bekommst wahre Kochkunst kredenzt. Der Koch probiert, in jedem Gang eine der Zutaten auf dreierlei Art und Weise zuzubereiten. Bei meinem Nachtisch gab es Apfelkompott an glasierten Apfel-Croutons und Apfelcréme (Ja, natürlich wieder zu einem Crêpe mit gesalzenem Karamell. Ich kann es nicht lassen.).
Offenlegung: Diese Reise entstand in Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband der Bretagne. Meine Meinung über das Erlebte bleibt davon unbeeinflusst. Ganz ehrlich: die Bretagne hat es mir nicht schwer gemacht, mich sofort unendlich in sie zu verlieben!
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Hallo Evelyn,
ein sehr schöner Bericht über die Bretagne mit vielen tollen Tipps. Lachen musste ich als du über deine Ernüchterung am Mont Saint Michel geschrieben hast und das der Parkplatz von Disneyland wahrscheinlich kleiner ist. Wir haben damals einen Tagesausflug von der Loire zum Mont Saint Michel gemacht und mir ging es ähnlich wie dir. Ein Highlight waren dann noch super kitschige Postkarten wo jemand Delfine rein retuschiert hatte. Auf jeden Fall geht es für uns dieses Jahr im Mai in die Bretagne und ich bin schon sehr gespannt was uns erwartet und nachdem ich deinen Artikel gelesen habe, ist die Vorfreude auf unsere Reise noch ein bisschen größer. 🙂
Liebe Grüße
Peggy
Liebe Peggy, hab vielen Dank für deine lieben Worte. Es war auch wirklich (besonders abseits der Touripfade) eine unfassbar tolle Reise. Ich hätte nie gedacht, dass sie auch so abwechslungsreich wird. Ich musste eben so lachen: die haben nicht wirklich Delfine rein retuschiert? Ich fasse es nicht. Ich freue mich sehr für dich, dass die Bretagne zum Greifen nah ist und bin schon sehr gespannt aus deinen Bericht.
Herzliche Grüße, Evelyn