Wie lerne ich das Land, das ich bereise, am besten kennen?

Sicherlich besuche ich Sehenswürdigkeiten und schlendere durch die Gassen der Städte, ich fahre durch die Landschaft und lasse sie auf mich wirken; und ich esse regionale Speisen in landestypischen Restaurants. Ich beobachte die Menschen, wie sie ihr Essen genießen und schiele auf ihre Teller. Ich frage den Kellner, was das beliebteste Gericht auf der Karte ist oder was er mir heute empfehlen kann. Die regionalen Produkte, die Art wie die Köche würzen oder wie die Speisen zubereitet werden; das alles erzählt eine Geschichte. 

In PORTUGAL gibt es eine Organisation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die kulinarischen Traditionen Portugals zu bewahren und die Gastronomie zu fördern. Taste Portugal möchte portugiesisches Essen in der ganzen Welt bekannt machen. 527 Restaurants weltweit sind bereits in das Netzwerk eingebunden. Ich hatte die große Ehre, mit der Organisation auf Reisen zu gehen und mich durch das Land zu schlemmen.

PORTUGAL ist ein unglaublich vielfältiges Land. Es gibt Berge, Strände, schuckelige Dörfer, weite Felder und wuselige Metropolen. Durch die geologische Vielfältigkeit ist auch die Bandbreite der landwirtschaftlichen Erzeugnisse groß, was die Gastronomie besonders reich und vielfältig macht. Mit einer Küstenlänge von knapp 1.800 Kilometern spielt das Meer eine Hauptrolle in der portugiesischen Küche. Frischer Fisch und Meeresfrüchte dominieren die Speisekarten. Fisch-Gulasch wird in Cataplanas, traditionellen Tontöpfen, zubereitet und tatsächlich soll es in Portugal angeblich 1001 Stockfisch-Rezepte geben. Das berühmteste Fleischgericht ist Cozido à Portuguesa. Ein Eintopf, der mit Fleisch, Gemüse und Wurstspezialitäten gekocht wird. Egal, was letztlich auf den Tisch kommt: zu jedem Menü wird der passende Wein serviert.

Portwein ist sicher der bekannteste Wein des Landes, aber die anderen Weine aus der Duoro-Region oder dem Alentejo sind nicht weniger geschmackvoll. Was mir besonders gefällt: Süßspeisen gehören immer zu einer Mahlzeit dazu. Ihren Ursprung haben sie in den Klöstern, weswegen die Portugiesen beim Genießen heute noch “Dem Himmel sei Dank” seufzen.

Eine Zutat, die wirklich in jedem Restaurant ein großer Bestandteil unserer Mahlzeit war, ist die herzliche Gastfreundlichkeit, mit der uns die Portugiesen empfangen haben.

Taste Portugal Dinner

Landwirtschaft und Gourmet-Bissen in Alentejo

Die erste Region, die wir kulinarisch bereisen, heißt ALENTEJO und liegt im Süden von Portugal, zwischen dem Fluss Tejo und der ALGARVE. Es ist eine ländlich geprägte Region, die ein Drittel Portugals ausmacht.

Die Grundzutaten die regionalen Küche sind hier eher einfach, aber die Gerichte bestechen durch ihr Aroma und Intensität. Für die starken portugiesischen Mägen werden Mahlzeiten aufgetischt wie etwa Moelas (Muskelmägen), Orelha de Porco (Schweinsohren), Caracóis (Schnecken) oder Pézinhos de Coentrada (Schweinefüße in Koriandersoße). Für uns Besucher reicht sicherlich die einfachere Kost wie Chouriço, Linguiça (Wurst), Ensopada de Borrego (Lammeintopf) oder Carne de Porco à Alentejana (Schweinefleisch nach Alentejo-Art mit Muscheln). Zum Nachstisch gibt es häufig Sericaria. ein Pudding, der mich an Crème brûlée erinnert. 

Alentejo

Von LISSABON aus fahren wir durch eine sattgrüne, leicht hügelige Landschaft. Überall ragen blühende Bäume aus den saftigen Wiesen empor. Bunte Wildblumen wiegen sich im Wind.

Unsere Tour führt uns an der urigen Kleinstadt MONTEMOR-O-NOVO vorbei. Sie liegt im Herzen von ALENTEJO. Im Jahre 1496 stach hier König D. Manuel I in See, um nach Indien zu reisen. Als unser Bus um die Kurve fährt, sehe ich aus der Ferne Reste einer Burg auf einem Hügel thronen.

Unweit der Ortes liegt die Quinta de Herdade de freixo do Meio. Hier treffen wir Sven, der vor zwei Jahren seinem Herzen gefolgt ist und von Hamburg aus hier nach Portugal gezogen ist. Der ehemaliger Geograf leitet die Farm, die sich auf das Prinzip der Agrarökologie spezialisiert hat. Zusammen mit mehr als 30 Mitarbeitern bewirtschaften sie die Farm. Auf einer Fläche von 520 Hektar ist ein neues land-, forst-, und weidewirtschaftliches Ökosystem entstanden, welches komplett ohne Pestizide bewirtschaftet wird. Alle Ebenen werden für die Bewirtschaftung genutzt: Boden, Sträucher, Stauden sowie die Bäume.

Viele der Bäume sind Eichen, deren Eicheln in ALENTEJO häufig bei der Zubereitung von Speisen genutzt werden. Im Schatten der Bäume grast das Vieh. Bei dem Anbau von Obst und Gemüse werden keinerlei Pestizide verwendet. Die unbewässerten Ackerflächen werden im Rotationssystem bewirtschaftet und die natürlichen Weiden sind teilweise wild mit Gestrüpp bedeckt, was wieder neuen Lebensraum für Insekten und Kleinsttiere bedeutet. Ich hab mich tierisch über die kleinen puscheligen Schweinchen gefreut.

Sven herdade do freixo do meio

herdade do freixo do meio

herdade do freixo do meio

herdade do freixo do meio

Mein Magen knurrt etwas von der Anreise. Kaum habe ich das bemerkt, bekommen wir auf der Farm ein traditionelles Mittagessen kredenzt. Es gibt den berühmten Gemüse-Fleisch-Eintopf. Alle Zutaten, die vor uns auf dem Tisch stehen, wurden hier auf der Farm angebaut. Von dem selbst gebackenen Brot kann ich gar nicht genug bekommen; vor allem, weil ich es immer ordentlich tief in den superleckeren Brot-Dip aus Eicheln tunke. Der Geschmack erinnert ein bisschen an Kaffee, weswegen der Dip auch Kalter Kaffee genannt wird.

Die Eicheln, die zur Zubereitung des Dips verwendet werden, stammen von der Stein- oder Korkeiche. Durch die Zusammensetzung der beiden Sorten werden die Speisen einerseits süß (was von der Steineiche kommt) und auf der anderen Seite bitter (von der Korkeiche). Das Bittere kommt von dem Tannin, welches in der Haut und der Nussfrucht der Eichel steckt. Wenn man die Eicheln dann trocknet und bäckt, werden sie milder. Im Anschluss werden die Eicheln für die weitere Verarbeitung im Ganzen in einer Art Mühle gemahlen, ähnlich wie bei der Herstellung von Mehl.

Für den Brotdip wird ein Liter Wasser erhitzt. Dann werden vier bis fünf Esslöffel Eichel-Puder hineingegeben. Das Ganze wird mit mediterranen Gewürzen,  wie etwa Knoblauch und Oregano, gemischt. Zum Schluss kommt noch ein guter Schuss Olivenöl dazu. Im Mixer wird alles miteinander vermischt, bis der Dip eine cremige Konsistenz hat.

Auch die Zubereitung der anderen Speisen auf der Farm ist ganz traditionell. Früher nahmen die Arbeiter einen Tontopf und eine Brotdose mit Zutaten auf das Feld, auf dem sie arbeiteten. Eine Person war dann für die Essensvorbereitungen zuständig und garte den ganzen Morgen lang das Essen über dem Feuer. Mittags machten alle gemeinsam Pause und genossen ihr Essen; so wie wir gerade.

herdade do freixo do meio

herdade do freixo do meio

Gerade als ich mir schnell noch ein letztes Stückchen Brot mit Dip gönne, müssen wir auch schon wieder aufbrechen. Unseren Nachtisch gibt es im knapp 50 Kilometer entfernten ÈVORA. Hier im M’AR De AR Muralhas wartet bereits Chefe Antonio Nobre auf uns. Er lädt uns in seine Küche ein, um mit uns gemeinsam das traditionelle Dessert ENCHARCADA zuzubereiten.

Ich sehe direkt einen riesengroßen Haufen Eier auf dem Küchentresen liegen, die der Hauptbestandteil der Süßspeise sind. Zum Glück ist niemand aus der Truppe vegan. Bei der Zubereitung müssen wir ein paar besondere Kniffe beachten, aber ansonsten besteht das Dessert nur aus wenigen Zutaten. Jede Menge Eier, brasilianischer Zucker, Wasser und Zimt. Ich scheitere schon fast beim Eigelb trennen und notiere doch lieber schnell nebenher das Rezept:

ENCHARCADA (für 5 Personen)

  • 18 Eigelb
  • 4 ganze Eier
  • 750gr Zucker
  • 200ml Wasser
  • Zimt

Das Wasser zusammen mit dem Zucker in einem Topf zum Kochen bringen; so lange bis eine karamellartige Substanz entsteht und sich kleine Blasen bilden. In der Zwischenzeit kannst du die Eigelbe schlagen. Sobald der Zuckersirup fertig ist, werden die Eigelbe durch ein Sieb in kreisenden Bewegungen hinzugefügt. Gemeinsam alles weiter köcheln lassen und dabei den äußeren Rand mit einem Holzlöffel immer wieder in die Mitte schieben, damit sich keine Kruste bilden kann. Das Ganze ist fertig, wenn die Eier durchgekocht und noch ein bisschen Sirup übrig ist. Die Encharcada auf kleine Teller verteilen, mit Zimt bestreuen und kurz im Ofen bei Oberhitze goldgelb überbacken.

M'AR De AR Muralhas Encharcada

Die Menge an Eiern hat mich zuerst wirklich abgeschreckt, aber ich muss sagen: die ENCHARCADA von Chefe Antonio ist einfach zum Niederknien! An Kalorien sparen die Portugiesen bei ihren Nachspeisen ganz sicher nicht, weswegen ich besonders froh bin, dass wir uns nach dem Dessert-Kurs ein wenig die Beine in ÈVORA vertreten.

Hätte ich vor meiner Ankunft ein Bild malen müssen, wie ich mir kleine Städte in Portugal vorstelle, so hätte ich wohl ÈVORA gemalt (wenn ich malen könnte). Ein enges Gassengewirr schlängelt sich zwischen den wunderschönen Altbauten der Innenstadt hindurch. An vielen Ecken gibt es große Grünflächen, die meist von beeindruckenden Statuen verziert sind.

Das historische Zentrum der Stadt mit seinen etwa 400 Gebäuden wurde zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. In ÈVORA wohnen nicht viel mehr als 55.000 Menschen, auf sie verteilen sich rund 20 Kirchen und Klöster. Die älteste und bedeutendste Kathedrale wurde zwischen 1186 und 1204 erbaut. Der Tempel, von dem noch einige Säulen gut erhalten sind, wurde zwischen dem ersten und dritten Jahrhundert nach Christus erbaut. Ich kann mich an den alten wunderschönen Gebäuden mit ihrem dicken Gemäuer kaum satt sehen.

Evora Tempel

Evora Kirche

Wahnsinnig beeindruckend und gleichermaßen gruselig ist die Kapelle San Francisco. Die Wände der Kapelle und ihre acht Säulen sind mit unzähligen Menschenknochen und ungefähr 5.000 Schädeln dekoriert. Irgendwie ist es doch ein bisschen beklemmend in der Kapelle und vor lauter Grusel-Gänsehaut habe ich glatt vergessen, ein Foto zu schießen. Ich schlendere lieber über den Giraldo Platz mit seinen Arkaden im arabischen Stil. Gemeinsam bummeln wir durch die kleinen Gassen zum Noble House, wo wir in den Genuss von einer Olivenöl- und Wein-Probe kommen. Hoch über den den Dächern der Altstadt prosten wir uns zu. Der Wein, den wir kredenzt bekommen, stammt aus Trauben aus dem Norden des Landes und ist erst zwei Wochen alt.

Richtig überrascht bin ich von der Olivenöl-Probe, denn um ehrlich zu sein, habe ich mir über Olivenöl einfach nie zuvor viele Gedanken gemacht. Sicherlich gibt es Sorten die besser oder schlechter schmecken, aber bisher war es für mich eben nur Olivenöl. Bei der Probe wird mir schnell bewusst, dass ich das Öl keineswegs unterschätzen darf. Wir sollen den kleinen Probierbecker zunächst mit unseren Händen umschließen. Durch die Wärme entfaltet sich der Duft besser und das Öl schmeckt noch intensiver. Wir sollen einen kleinen Schluck trinken und das Öl auf der Zunge kribbeln lassen. Sofort merke ich auch die Unterschiede im Geschmack.

The Noble House Evora

Trotzdem nehme ich zum Abschluss noch einen ordentlichen Schluck Wein. Der schmeckt mir pur einfach besser.

Am Abend checken wir im Alentejo Marmòris Hotel und Spa ein. Noch niemals zuvor habe ich in so einem tollen Hotel übernachtet. Ich mache mich schnell ein bisschen schick, denn heute Abend dürfen wir hier auch ein 4-Gänge-Dinner genießen.

Nach einem Amouse-Bouche wird uns eine feine Fischsuppe mit Kabeljau serviert. Als Hauptspeise gibt es mit einer speziellen Wurst gefülltes Schwein an geräucherten Eichel und Kartoffeln und eingelegtes Gemüse. Zum Dessert gibt es einen Traum aus Orangen und Schokolade.

Alentejo Marmòris Hotel und Spa

Obwohl ich eigentlich den ganzen Tag über gegessen habe, freue ich mich über jeden Gang wieder als sei es der erste Bissen des Tages. Allerdings drückt das Essen direkt im Anschluss an die Nachspeise so sehr auf meine Augen, dass ich kurze Zeit später glücklich und hundemüde in mein Bett falle.

Kirschbäume und Glamping in Fundão

Mein Morgen beginnt mit Pauken und Trompeten. Um Mitternacht startete heute der 44. Freiheitstag von PORTUGAL. Am 25.04.1974 wurde während der Nelkenrevolution das faschistische Regime unblutig gestürzt und die Portugiesen begannen nach jahrzehntelanger Demütigung endlich wieder von Freiheit zu träumen. Heute Morgen werden wir um 8 Uhr von Kanonenschüssen, die zum Fest gehören, geweckt.

Fast munter taumeln wir zu unserem Reisebus, mit dem wir schon bald an den Tejo gelangen, dem längsten Fluss zwischen Portugal und Spanien. Hier fahren wir am Ufer entlang und bestaunen die wunderschöne Landschaft. Wir durchqueren die Region COVA DE BEIRA in der SERRA DA GARDUNHA. Hier gibt es sowohl große Städte als auch ländliche Gebiete mit Landwirtschaft. Neben der Viehwirtschaft wird hier hauptsächlich Obst und Wein angebaut. Ich bestaune die gleichmäßig angelegten Weinreben an den Berghängen, die so anders aussehen als die knöchrigen Bäume der Olivenhaine. Ab und zu erspähe ich eine alte Burg auf einem Hügel. Im Tal plätschert das Wasser seicht an das Flussufer.

Fundao Portugal

Fundao Portugal

Die Abwechslung der Landschaft spiegelt sich auch in der Vielfalt der traditionellen Gerichte wider. Zu den beliebtesten Speisen gehören im Ofen gebratenes Zicklein oder Ensopa de Borrego. Durch die Urbanität der Städte bekommen die traditionellen Speisen hier eine moderne Note. Beliebt sind da Gerichte wie Entenbrust mit Kirsch-Chutney, Blätterteig mit Milchreis, Kirschen-Gazpacho mit Frischkäse oder Pilz-Panacotta mit Karamell.

Als wir den Fluss in Richtung FUNDÃO verlassen, gelangen wir hinter einer Kurve plötzlich in ein Tal voller Kirschbäume, die in prächtiger Blüte stehen. Vor mir breitet sich ein ganzes Meer an weißen Blättchen aus, die munter durch die Gegend wehen. Hier im VALE DE ALCONGOSTA ist die Kirsche ist mehr als nur eine Frucht. Neben der Tatsache, dass sie während ihrer Blüte viele Besucher in die Region lockt, dient sie auch als Teil des Prozesses zur Aufforstung der Landschaft der SERRA DA GARDUNHA bei.

Fundao Kirschbluete

Wir haben heute die große Ehre, unseren Teil dazu beizutragen und dürfen unseren eigenen Baum pflanzen, um uns in ALCONGOSTA zu verewigen. Der lange dünne Stamm sieht noch gar nicht so aus, als würde er irgendwann eine weiß blühende Krone tragen können. Ich ramme meine Schaufel tief in den Acker hinein und setze schließlich mein Bäumchen mit einem kleinen Gruß daneben in die Erde. Es ist eine schöne Vorstellung, dass ich irgendwann hier an diesen Ort zurückkehren kann und dann steht ein prächtiger Baum vor mir.

Fundao Kirschbaum pflanzen

Auf der nahe gelegenen Farm Quinta do Barrigoso ist die Atmosphäre eher sauer, scha(r)f und zickig. Hier dominieren die Zitronenbäume. Sie hängen voller Früchte, die teilweise schon reif sind. Im Nu kommt ein Bauer der Farm herbei geeilt und pflückt eine für mich. Dem Englischen nicht mächtig, versucht er mir mit Gesten zu sagen, dass ich an der Zitrone riechen soll. Unglaublich! So einen intensiven Geruch habe ich bei unseren heimischen Supermarkt-Zitronen noch nie gerochen.

Ansonsten wohnen hier Ziegen und Schafe, sehr sehr viele Ziegen und Schafe. Gerade werden sie einen Feldweg entlang getrieben und meckern vor sich hin. Auf der Farm wird Käse hergestellt und auch verkauft. Ich darf auch probieren, ein kleines Zicklein zu melken und muss sagen, für den ersten Versuch bin ich schon recht erfolgreich.

Quinta do Barrigoso

Quinta do Barrigoso

In der großen Bauernstube werden wir zur Wein- und Käseprobe gebeten. Die Trauben in unserem Wein stammen natürlich hier aus der Region und werden in einem kleinen Laden ganz in der Nähe der Farm mit viel Leidenschaft verkauft. Die Kunden besuchen den Laden nicht nur, um ihr Weinregal aufzustocken, sie genießen viel mehr eine umfangreiche Beratung, die auch Käse-Empfehlungen umfasst.

Wir dürfen dieses Erlebnis am großen Tisch in der QUINTA DO BARRIGOSO am eigenen Leib erfahren. Nachdem wir zuerst einen Schluck Wein getrunken haben, legen wir uns ein Stück Käse auf die Zunge und genießen ihn. Danach nehmen wir wieder einen Schluck Wein. Es ist faszinierend, denn plötzlich schmeckt der Wein ganz anders. Mein Lieblings-Käse ist der Cabra, ein Ziegenkäse der etwa sieben Monate gereift ist. So einen intensiven Geschmack habe ich bei Käse wirklich noch nie einen gegessen.

Quinta do Barrigoso

Ganz weinselig spazieren wir im lauen Frühlingslüftchen durch das nahegelegene Örtchen CASTELO NOVO. Ich liebe diese kleinen Dörfer, die weit abgeschieden vom großen Trubel der Welt liegen. Es herrscht immer eine herzerwärmende Romantik. Gerade als wir durch eine Gasse schlendern, beobachte ich einen Vater mit seinem Sohn, wie sie sich frisches Wasser am Dorfbrunnen pumpen. Wie anders diese Szenen sind im Vergleich zu meinem sonstigen Alltag sind.

Castelo Novo Portugal

Castelo Novo Portugal

Die darauffolgenden knapp zehn Kilometer Busfahrt haben es zwar in sich, aber am Ende wartet eine Belohnung auf uns. Wir schrauben uns mit dem Bus die Serpentinen der Hügel entlang. Ich schaukel von links nach rechts auf meinem Sitz. Die Sonne geht langsam unter. Ab und zu blendet mich die untergehende Sonne in die Augen. Nach einer knappen halben Stunde erreichen wir das oben auf einem Hügel gelegene Natura Glamping.

Wir steigen aus dem Bus und ich bin sofort begeistert. Die Unterkunft liegt an einem traumhaft schönen Ort. Wir können weit über das Tal und die anderen Berge sehen. Das warme Licht der Abendsonne legt sich ganz leicht über die Hügel und lässt sie fast lila schimmern.

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Auf ungefähr 100 Quadratmetern können Reisende hier “glampen” oder zu deutsch: luxuriös campen. Das ist genau mein Ding! Ich kann einerseits Zeit mitten in wunderschöner Natur verbringen und einfach einen Gang runter schalten und muss dabei auf keinerlei Komfort verzichten. Im Gegenteil: die kleinen weißen Kuppel-Hütten sind alle knapp vierzig Quadratmeter groß. Die zwei mit Holzboden ausgelegten Schlafzimmer sind richtig schön eingerichtet: mit Fellen auf dem Boden, modernen Möbeln und kuscheligen Betten. In dem Camper den wir uns ansehen, haben wir vom Badfenster aus einen Panorama-Blick auf die Berge. Es gibt eine Klimaanlage und eine Minibar. Sogar einen Whirlpool können wir uns theoretisch dazu buchen.

Schade, dass wir nur für eine kleine Stippvisite hier sind. Ich setze mich schnell noch ein wenig auf die große Holzterrasse, um der Sonne beim Untergehen zuzusehen.

Natura Glamping Portugal

Steinalte Kunst und das letzte Abendmahl in Duoro

Im Norden Portugals befindet sich die Region DUORO. Sie erstreckt sich zwischen der Stadt PORTO und der östlichen Grenze Portugals. Ihr Markenzeichen ist die traumhaft schöne Landschaft des gleichnamigen Flusses Douro und seinen Nebenflüssen.

Der Mega-Star dieser Region ist der Portwein; jedoch ist er bei Weitem nicht der einzige Wein, der hier in der ältesten offizielle Weinregion der Welt angebaut wird. Im Jahre 2011 wurde die Weinregion Alto Duoro Vinhateiro zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt. Die Aufzeichnungen der Weinproduktion sind hier teilweise mehr als 2.000 Jahre alt. Allerdings begann der Weinanbau erst mit der Gründung der Região Dermacada do Duoro im Jahre 1756 sich zu organisieren und weltweit zu etablieren.

Portugal Duoro

Auch in DUORO werden in den Restaurants meist lokale Speisen serviert. Die Köche holen sich für ihre Kreationen Inspirationen bei den Bauern und Hirten der Region. Gegrilltes Kalbfleisch (Posta Mirandesa) und gebratenes Zicklein, welches meist mit Reis und Kartoffeln serviert wird, sind die Hauptgerichte der Region. Zu Wein gibt es hervorragende Wurst- und Käsespezialitäten. Die Aromen der Region sind sehr intensiv. Zu den weiteren typischen Gerichten der Region zählen geschmortes Wildschwein, Cozido à Portuguesa (eine Art Fleischeintopf), am Spieß gebratenes Rebhuhn oder Arroz de Cabidela (Hähnchen aus dem Tontopf). Der Fisch in der Region wird selbstverständlich im Duoro gefangen und meist mariniert oder gebraten genossen. Auch der beliebte Stockfisch ist ebenfalls weit verbreitet.

Inmitten der schönen Landschaft, oben auf einem Hügel unweit der Stadt VILLA NOVA DE FOZ, liegt das Museum Parque Arqueológico do vale do Cõa. Obwohl das Museum mit seiner Steinfassade bestens in die Natur hineinpasst, wirkt es doch durch seine klaren Linien und dem super-stylischem Aussehen wie aus einer anderen Welt.

Museum Parque Arqueológico do vale do Cõa

Das historische Kunstmuseum konzentriert sich ganz auf die Steinkunst. Und die ist hier in der Gegend nicht nur beliebt, sondern tatsächlich auch steinalt. Das Felsenkunst-Museum spezialisiert sich auf die prähistorische Höhlenkunst im CÕA TAL. Das ganze Tal ist, auch der spanische Teil der Region SIEGA VERDA am Fluss Águeda, wurde zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt.

Die Touren zu den Orten der Felsenkunst beginnen an drei verschiedenen Punkten im CÕA TAL, in dem sich mehr als 1.000 bemalte Felsen befinden. Das Museum ist das Zentrum der Felsenkunst, welches weit mehr als ein archäologisches Museum ist. Antonio führt uns durch die verschiedenen Räume. Die Gemälde, wenn auch uralt, sind teilweise sehr fein ausgearbeitet und ich fühle mich fast, als sei ich in einem modernen Kunstmuseum, obwohl die Höhlenmalereien ihren Ursprung in der Jungsteinzeit vor mehr als 25.000 Jahren haben.

Museum Parque Arqueológico do vale do Cõa

Museum Parque Arqueológico do vale do Cõa

Als Antonio uns noch einen Felsen mit Kunst außerhalb des Museums zeigen möchte, kommen wir an den Mandelbäumen vorbei. Ich muss zugeben, dass ich mich mir zuvor nie näher einen Mandelbaum angesehen habe und bin ganz fasziniert. Antonio zögert nicht lange und pflückt und ein paar Mandeln zum Probieren vom Baum. Im Moment schmecken sie noch ziemlich bitter, aber trotzdem schon sehr intensiv. Wahrscheinlich muss ich beim nächsten Mal, wenn ich eine Tüte Mandeln aus dem Biomarkt hole, genau an diesen Moment und somit auch an diese wundervolle Reise zurück denken.

Taste Portugal Reisegruppe

Leider findet eben diese Reise heute Abend schon ihr Ende. Zum fulminanten Abschiedsdinner fahren wir in das Restaurant Eco, welches im Duoro Palace Resort liegt.

Ich darf noch ein Mal eine Gaumenschmaus sondergleichen erleben. Es gibt Oktopus mit Süßkartoffelbrei, das wohl zarteste Lamm, das ich jemals gegessen habe und noch eine letzte Portion portugiesischer Süßspeisen. Ganz langsam lasse ich den Pudding auf meiner Zunge zergehen und grinse in die Runde. Portugal ist nicht nur atemberaubend schön, sondern auch wahnsinnig lecker!

Informationen für deine kulinarische Reise nach Portugal

Anfahrt und Transport

Von Deutschland aus gibt es sowohl nach Porto als auch nach Lissabon günstige Flugverbindungen. Wenn du auch einen Abstecher ins Inland machen möchtest, solltest du unbedingt einen Mietwagen leihen. Falls du dich auf Porto und Lissabon konzentrierst, kannst du zwischen diesen beiden Städten auch den Zug nehmen.

Unterkünfte

Alentejo  Marmòris Hotel & Spa
Largo Gago Coutinho No. 11
7160-214 Vila Viçosa

Das Alentejo Marmòris Hotel & Spa steht mitten in der Region Estremoz, einem Gebiet in dem seit Jahrhunderten Marmor abgebaut wird. Böden, Säulen und der Spa-Bereich sind daher aus feinstem Marmor gestaltet. Du solltest hier auch unbedingt ein Dinner einplanen.

M’AR De AR Muralhas
Travessa da Palmeira, 4/6
7000-546 Évora

Leider haben wir nicht genug Zeit gehabt, um auch im M’AR De AR Muralhas zu übernachten. Es findet sich mitten im historischen Zentrum von Èvora und bietet trotzdem genug Platz für einen riesengroßen Garten mit Pool, von dem aus du ein altes Viadukt sehen kannst. 

M’AR De AR Muralhas

Cerca Design House
Largo da Praça, No 1
6230-171 Donas, Fundão

Das Cerca Design House ist ein kleines Boutique Hotel, welches schon seit Generationen von der gleichen Familie geführt wird. Das Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert wurde modernisiert und ist nun ein perfekter Mix aus modernem Design und dem klassischen Baustil.

Casa Do Carvalhal Redondo
6230-160 Castelo Novo
Castelo Branco, Portugal

Urlaub auf dem Bauernhof ist etwas anders im Carvalhal Redondo. Das ehemalige Bauernhaus wurde in ein gemütliches Apartment-Hotel umgebaut. Jede Ferienwohnung hat einen anderen Look. Es gibt einen Aufenthaltsraum mit Kamin für die kühleren Tage und in dem modern eingerichteten Frühstücksraum werden morgens regionale Spezialitäten serviert.

Natura Glamping
Serra da Gardunha – Casa do Guarda, Alcogosta
6230-040 Fundão, Portugal

Jetzt muss ich aufpassen, dass ich nicht wieder ins endlose Schwärmen gerate. Das Natura Glamping war eines der Highlights für mich auf der Reise. Hier könnte ich ewig bleiben. Die Zelte, die eigentlich eher kleine runde Hütten sind, sind einfach wahnsinnig gemütlich und der Blick über die Berge unvergesslich.

Natura Glamping Fundao

Douro Palace Hotel Resort & Spa
Lugar do Carrapatelo
4640-423 Santa Cruz do Douro

Wie wäre es, wenn du die traumhaft schöne Landschaft der Duoro Region vom Pool aus genießen könntest? Das geht im Douro Palace Hotel Resort & SpaDas Hotel liegt auf einem kleinen Hügel; unten plätschert der Fluss sachte vor sich hin.

Essen & Trinken

Im Folgenden findest du eine Liste ausgewählter Restaurants, in denen wir waren und die mir gut gefallen haben. Sie gehörten meist größeren Hotels an, wo ich normalerweise nicht als erstes nach lokalen Spezialitäten suche. Auf dieser Reise wurde ich dahingehend mein Horizont erweitert. Trotzdem bin ich mir sicher, dass in den vielen kleinen urigen Restaurants der Region das Essen genauso gut schmeckt – die habe ich mir für meine nächste Portugal-Reise vorgenommen.

Herdade do Freixo do Meio
7050-705 Foros de Vale Figueira

Die Herdade do Freixo do Meio ist viel mehr als eine Farm. Es gibt einen kleinen Tante Emma Laden mit Produkten, die hier im traditionellen Stil und komplett ohne Chemie angebaut werden. In der Bauernstube werden Gerichte aus dem Tontopf serviert.

Narcissus Fernadesii
Alentejo Marmòris Hotel & Spa
Largo Gago Coutinho, No. 11
7160-214 Vila Viçosa

Im Alentejo Marmòris Hotel & Spa zaubert Chefkoch Pedro Mendes in seinem Narcissus Fernandesii Restauant feinste Speisen mit Zutaten von den Feldern und Gemüsegärten der Region. Zieh‘ dir einen feinen Zwirn an und lass‘ dich kulinarisch verwöhnen!

Sobres do Alentejo
M’AR De AR MURALHAS
Travessa da Palmeira, 4/6
7000-546 Évora

Wenn die Gerichte von Chefe Antonio nur halb so köstlich sind wie seine Encharcada, die wir mit ihm zubereiten durften, dann ist das Sabores do Alentejo mein neues Lieblingsrestaurant. Außerdem ist Antonio unglaublich sympathisch und dass, obwohl er einer der renommiertesten und bekanntesten Köche Portugal ist.

Eça Restaurant
Lugar do Carrapatelo
4640-423 Santa Cruz do Douro

Im Eça Restaurant hatten wir unseren letzten Dinner-Abend der Reise und obwohl ich die ganzen Tage so viel gegessen habe und schon fast vor dem „ich kann nicht mehr“ stand, war es eines meiner kulinarischen Highlights. Hier fließen traditionelle Küche und moderne Finesse in Perfektion zusammen.

Taste Portugal

Autoreninfo

Claudias Reisefieber begann 2008, als sie zu ihrem 18. Geburtstag von ihrer Schwester eine Reise nach Kuba geschenkt bekommen hat. Es war ihre erste „richtige Reise“ und die Eindrücke, Gerüche, Menschen und Erlebnisse waren so überwältigend, dass sie den ganzen Rückflug über geweint hat, weil da schon das erste Fernweh einschlug.

Seither spart sie jeden Cent und hält sich jede freie Minute für ihre Reisen offen, die meist sehr spontan, chaotisch und dadurch einfach wundervoll aufregend sind. Ihre große Leidenschaft ist außerdem die Fotografie. Auf Reisen legt sie die Kamera deshalb nicht aus der Hand, denn ein spontaner Schnappschuss ist immer noch der Beste. Mit ihren Fotos kann Claudia ihre Gefühle am Besten ausdrücke. Diese mit anderen zu teilen bringt ihr riesige Freude.

Vielen herzlichen Dank an Taste Portugal  (Obrigado, Daniela!) für die Einladung zu dieser köstlichen Pressereise, bei der ich auch so wahnsinnig viel über die portugiesische Kultur gelernt habe. Jetzt muss ich erstmal laufen gehen… und die nächste Reise nach Portugal planen.