Was ich an Hamburg auch so liebe? Die Nähe zu Dänemark. Dieses Mal haben wir uns für ein Wochenende auf Dänemarks drittgrößten Insel Fünen entschieden. Hier liegt die viertgrößte Stadt des Landes: Odense, wo an diesem Wochenende das Hans Christian Andersen Festival stattfindet.

Im zu Ehren veranstaltet die Stadt jedes Jahr im August das Hans Christian Andersen Festival, an dem an jeder Ecke Kunst- und Musikdarbietungen stattfinden. Das Motto des Festivals lautet „Alles kann passieren” – genau das richtige Motto für uns.

Meine Freundin Geraldine und ich steigen in Hamburg am Dammtor in den Zug. Ich liebe die Züge der dänischen DSB. Als ich zum ersten Mal in dem fluffigen Sessel mit den großen Kopfstützen saß, habe ich mich minutenlang verunsichert umgesehen, um sicher zu sein, dass ich mich nicht versehentlich in die erste Klasse gesetzt habe. 

Auf der Strecke nach Odense müssen wir nur ein einziges Mal in Kolding umsteigen. Trotzdem dauert unsere Anreise etwas länger; hab ich mich doch glatt im Gleis geirrt beim Umstieg, so dass der Zug nach Odense vor unseren Augen abfährt. 

Als wir schließlich in den Odensener Bahnhof einrollen, begrüßt uns die Stadt mit bestem Wetter. 

Wir checken in Windeseile im First Grand Hotel ein, um noch so viel Sonne wie möglich zu genießen. Das Hotel liegt im Herzen der autofreien Altstadt. Wir kommen nicht weit, denn direkt an der nächsten Straßenecke entdecken wie eine Weinbar. Die Sonne scheint auf eine kleine Bank vor der Bar, die quasi unsere Namen ruft. Mit einem Rosé stoßen wir auf unsere Ankunft an.

Storms Pakhus Food Market

Den Spaziergang durch die Altstadt heben wir uns für später auf, denn unsere hungrigen Mägen führen uns zurück zum Bahnhof und über die Byens Brücke. Sie führt von der Altstadt direkt in ein kleines Industriegebiet, wo das Storms Pakhus steht. Die alte Lagerhalle wurde in einen hippen Street Food Markt verwandelt.

Schon der Vorplatz verzaubert uns mit seinem Charm. Die Menschen sitzen auf Bänken an Biertischen. Zwischen der Lagerhalle und den Bars sind Lichterketten gespannt. Der laue Sommerwind weht seicht durch die hohen Gräser in den Blumenkübeln. 

Storms Pakhus Odense Dänemark

Storms Pakhus Odense Denmark

Im Inneren der Halle gibt es mehr als zwanzig Stände mit Essen aus aller Welt. Einzelne Sitzbereiche sind mit großen Holzbalken abgetrennt. An den Backsteinwänden hängen Portraitbilder von Menschen, die hier ihre Kochkunst ausleben. 

Am Ende der Halle verkaufen lokale Designer ihre Kunst. Was mich am meisten verblüfft: die kleine Keramikkunst-Fabrik scheint schon geschlossen zu haben, dennoch besteht die Möglichkeit, hier einzukaufen. Auf einem kleinen Tresen liegt Papier, in das das Bild oder die Vase eingewickelt werden kann. Bezahlen können die Kunden ganz einfach per Mobile Pay unter Angabe der Artikelnummer, die auf dem Aufkleber des jeweiligen Objekts steht. Dieses wahnsinnige Vertrauen in die Menschheit macht mich nahezu sprachlos. 

Darauf einen Wein! Zuprostend entscheiden Geraldine und ich uns für Pedro’s Grill & Veggies, wo wir einen Grillteller mit Steak und Chorizo auf Avocado Salat holen und uns draußen unter die Glühlampenketten setzen. Wir genießen den perfekten Sommerabend bis die Sonne langsam untergeht. 

Storms Pakhus Odense Dänemark

Feuerkunst und Theater im Park

Auf dem Rückweg ins Zentrum von Odense, wo das Hans Christian Andersen Festival in vollem Gange ist, stoßen wir tatsächlich hinter jeder Straßenecke wieder auf Tanz-Performances oder märchenhafte Kunstinstallationen. Auf dem Rathausmarkt sehen wir die letzten Minuten dabei zu, wie ein Ballett tanzendes Pärchen ihre Feuerkunst darbietet. 

Wir huschen schnell weiter, weil wir uns ein Theaterstück am Ufer Odense Å ansehen möchten. Der ungefähr 60 Kilometer lange Fluss entspringt dem Arreskov Sø nordöstlich von Faaborg und mündet bei Seden Strand, in der Nähe des Odense-Kanals, in den Odense-Fjord. Hinter dem Rathaus, vorbei an der Sankt Knuds Kirche, liegt eine kleine Insel im Fluss, auf dem heute Abend das Märchen des Aamanden, dem Au-Mann, erzählt wird. 

Es ist schon dunkel und nur wenige Petroleumlampen und Kerzen leuchten den Weg, an dem das Theaterstück stattfinden wird. Es beginnt mitten auf einem großen Rasenstück auf der Insel. In weiße Gewänder gekleidete Schauspieler erzählen die gruselige Geschichte des Au-Manns. Wann immer ein Kind im Fluss ertrank, wurde es als Opfergabe für den Wassergeist angesehen. Die Kinder waren der hohe Preis der gezahlt werden musste, um zu verhindern, dass der Fluss über seine Ufer fließt und Tod und Zerstörung nach sich zieht. 

Laut Hans Christian Andersen lebte der Au-Mann in der Nähe der Albani-Brücke. Wir stehen direkt neben der Brücke am Ufer und sehen auf der gegenüberliegenden Insel, wie die Schauspieler sich an das Ende der Insel, direkt uns gegenüber, begeben. Plötzlich richtet sich ein Kinderchor aus dem grünen Dickicht der Rhododendronbüsche auf und stimmt in gleichmäßigen Singsang ein. Ich bekomme Gänsehaut. Auch wenn wir nicht viel verstehen, weil das Stück auf dänisch dargeboten wird, lauschen wir gefesselt den Gesängen der Schauspieler. 

Aamanden HC Andersen Festival Odense Dänemark

Ziemlich erdrückt von der traurigen Geschichte des Au-Manns, treten wir den Heimweg an. Wenige Meter vor unserem Hotel sehen wir eine riesige Gruppe zuckender Körper auf dem Platz vor der Gråbrødre Klosterkirche.

Wir sind geradewegs in eine Silent Disco gelaufen! Ohne lange zu fackeln, greifen zu den Kopfhörern und tanzen wir uns ein paar Evergreens lang die schwere Wassergeist-Geschichte aus unseren Köpfen. Ein schöner Abschluss vom ersten Tag des Hans Christian Andersen Festivals

Auf den Spuren von H.C. Andersen durch Odense

Odense hat eine wunderschöne, verwunschene, kleine Altstadt, in der wir heute auf den Spuren von H.C. Andersen wandeln. Das meine ich wortwörtlich, denn zwischen den einzelnen Orten, die für Hans Christian Andersen von Bedeutung waren, verlaufen Fußspuren auf dem Straßenpflaster. 

H.C. Andersen wurde am 2. April 1805 als Sohn eines Schuhmachers und einer Waschfrau geboren. In Odense besuchte er eine Schule für arme Kinder. Im Alter von 14 Jahren zog Andersen nach Kopenhagen, um Schauspieler zu werden. Wegen seiner einzigartigen Sopranstimme, bekam er eine Anstellung am Royal Danish Theater. Allerdings änderte sich Andersens Stimme während des Stimmbruchs stark. Ein Theaterkollege erzählte ihm, dass er ohnehin eher seine Dichtkunst bewundere. Seither konzentrierte Andersen sich aufs Schreiben. Heute hier durch die Gassen seiner Geburtsstadt zu spazieren ist etwas besonderes für mich. Neben seinen Märchen schrieb Andersen Reisebücher. Eines der schönsten Reisezitate stammt aus seiner Feder: „To travel is to live.“

Von unserem Hotel aus ist es nicht weit bis zur Hans Jensen Stræde. Hier werden die Häuser schiefer und ihre Fassaden bunter. Sie reihen sich zu beiden Seiten der Kopfsteinpflasterstraßen auf und haben meist ein Erd- und ein Dachgeschoss. An den Fenstern sind kleine Metallhalterungen. Spiegel, wie wir herausfinden, mit denen die Bewohner die Straße ausspionieren können. Das finde ich nur gerecht, dann ich möchte mir am liebsten meine Nase an den Fenstern der niedlichen Häuser platt drücken, um zu sehen, wie sie von Innen eingerichtet sind. 

Vor vielen der bunten Fassaden stehen asiatische Influencer und machen Fotoshootings. Hans Christian Andersens Märchen sind in China sehr beliebt, weswegen viele der Hinweisschilder hier in Odense auch auf chinesisch beschriftet sind. 

Odense Denmark

Altstadt Odense Denmark

Vor einem kleinen gelben Eckhaus befindet sich trotz der frühen Morgenstunde eine Menschengruppe. Es ist das Haus in dem H.C. Andersen 1805 geboren wurde. Etwa hundert Jahre später wurde es als Museum eröffnet und zählt deswegen zu den ältesten Dichtermuseen der Welt. 

Das Hans Christian Andersen Museum

Das möchten Geraldine und ich uns später auch noch ansehen, doch zunächst möchten wir das offizielle Hans Christian Andersen Museum besuchen. Es liegt nicht weit von dem Geburtshaus entfernt und zeigt sowohl seine Arbeiten als Schriftsteller als auch seine Papierkunst. Ich bestaune sein schweres Reisegepäck. Sogar sein Hutkoffer ist aus robustem Leder. 

Seit 2017 wird bereits an einem neuen Hans Christian Andersen Museum gebaut. Die Modelle, die wir ungläubig begutachten, zeigen ein Elvis’ Graceland ähnliches Riesengebäude. Um märchenhafte Gärten um das Gebäude herum zu errichten, werden zwei Drittel des 5.600 Quadratmeter großen Museums unter der Erde liegen. Neben den Ausstellungsstücken die wir heute im Museum sehen, wird es moderne Licht- und Klanginstallationen geben. Das Museum soll noch 2020 eröffnet werden. 

Das Hans Christian Andersen Geburtshaus

Den Kopf voller H.C. Andersen Geschichten schlendern Geraldine und ich zurück zu dem gelben Geburtshaus. Wie hübsch es aussieht; und es leuchtet so schön in der frühsommerlichen Sonne. Zu Andersens Zeiten war dieses Stadtviertel eher ein düsteres. Teilweise lebten in diesem kleinen Eckhäuschen bis zu fünf Familien. Die Kindersterblichkeit war seinerzeit sehr groß, weswegen ein Pfarrer Andersen direkt hier am Tag seiner Geburt taufte.

Mit geneigtem Kopf gehe ich durch die Türrahmen. Vor einer winzigen Bank, welches sich in ein Bett verwandeln lässt bleibe ich stehen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie hier sogar mehrere Kinder drin geschlafen haben.

Erinnerungen und Märchen-Skulpturen in der Altstadt

Viel pompöser ging es damals in den Straßen Overgade und Nedergade zu. Hier besaß im Mittelalter die Oberschicht ihre Häuser und Geschäfte. Die Gebäude sind deutlich größer als das Geburtshaus von H.C. Andersen, mit starkem Fachwerk und mehreren Etagen. Heute neigen sich die alten Wände stark zur Seite; auch im Kramboden – einem Laden mit Küchenutensilien aus vergangenen Zeiten und allerlei Schnickschnack, über dessen knarrenden Boden Geraldine und ich gerade schleichen. 

Kramboden Odense Denmark

Über das ganze Stadtzentrum sind Skulpturen verteilt, die Szenen aus den Märchen von H.C. Andersen zeigen. So auch am Ende der Nedergade. Hier steht das Denkmal vom standhaften Zinnsoldaten. Die Pfähle, die die Grenze zwischen dem Fußweg und der Straße markieren, sollen die Kameraden des Zinnsoldaten symbolisieren. In einem von ihnen befindet sich ein süßes Geheimnis: dem Künstler, der die Soldaten in Form gegossen hat, ist bei der Arbeit ein Gummibärchen in die Maße gefallen. Anstatt es herauszunehmen, hat er es mit verarbeitet, so dass es auch heute noch am Fuß des äußersten Pfahls zu sehen ist. 

Zinnsoldat HC Andersen Odense Denkmark

Von dem Platz des Zinnsoldaten aus führt die Paaskestræde zum Odense Fluss hinunter. Hier steht das Schulgebäude in dem sich die Schule für arme Kinder befand, die H.C. Andersen besucht hat. Durch das leichte Gefälle zum Fluß hinab und wegen der wunderschönen Häuserfassaden, an denen meterhoher Fingerhut in bunten Farben blühen, ist die Paaskestræde das perfekte Postkartenmotiv für Odense. 

Unten am Flussufer befindet sich auch heute noch ein Waschplatz, der vermutlich nicht mehr genutzt wird, aber früher Wirkungsstätte von H.C. Andersen Mutter, einer Waschfrau, war. 

Paaskestræde Odense Denmark

Im Zaubergarten des Café Fleuri

Geraldine und ich spazieren bis zum Park an der Sankt Knuds Kirche am Flussufer entlang, um dann für eine kleine Pause in Richtung Innenstadt abzubiegen. Das Café Fleuri ist unser Ziel. Schon die grüne hölzerne Fensterfassade mit der schnörkeligen Schrift oben drüber lässt mich vor Entzücken in die Hände klatschen. Sie erinnert mich an die goldigen Cafés im Pariser Marais. 

Glöckchen klingeln, als wir die Tür aufdrücken. Wir stehen in einem hellen Raum. An den Wänden hängen Regale auf denen regionale Bioprodukte neben einem kleinen Monstera-Dschungel stehen. Links des Hauptraums, der so schön hell mit seinen weißen und hellhölzernen Stühlen und Tischen leuchtet, gibt es noch einen kleinen Raum mit einem großen Kronleuchter in der Mitte. Inmitten der Shabby-Chic-Möbel wirkt er keineswegs pompös.

Da die Sonne scheint gehen wir in den Hinterhof, der mir direkt die Sprache verschlägt. Er ist wie ein verwunschener Dschungel inmitten der Stadt. Überall ranken Pflanzen die Wände entlang, auf den Tischen stehen Farne und Blumen. Eine Katze hat es sich auf einem Rattansofa gemütlich gemacht. 

Wir bestellen uns einen Bio-Brunch aus süßen und herzhaften Speisen und einen Apple Crumble zum Nachtisch. Dazu gibt’s eine Matcha-Yuzuka-Limo und die Gewissheit, dass wir trotz unseres kurzen Wochenendtrips hier nochmal herkommen müssen.

Cafe Fleuri Odense Denmark

Cafe Fleuri Odense Denmark

Urbane Kunst im Latin Quarter

Durch die Shopping-Straßen von Odense bummeln wir zum Latin Quarter, das sich westlich vom Stadtzentrum befindet. Das Areal einer ehemaligen Textilfabrik ist das kulturelle und kulinarische Mekka von Odense. In den kleinen Gassen zwischen den Gebäuden aus gelben Ziegeln befinden sich viele Kunst- und Design-Shops, die eine ganz intensiv kreative Atmosphäre schaffen. 

Im Herzen des Latin Quarters liegt das BRANDTS Kunstmuseum, in dem es jährlich mehr als zehn Ausstellungen neuer und klassischer Kunst zu bewundern gibt. Ich kann mein Glück kaum fassen, denn derzeit findet eine Ausstellung von Anton Corbijn, einem meiner absoluten Lieblingsfotografen, statt. Da muss Geraldine ordentlich Geduld mit mir haben, bis ich mir jedes einzelne Bild bis in Detail angesehen habe. 

Brandts Museum Odense Denmark

Brandts Museum Odense Denmark

Auf dem Weg nach Hause hören wir hinter einer Häuserecke wundersame Elfenklänge. Es handelt sich um die Elverhøj Performance im Rahmen des Hans Christian Andersen Festivals. Auf ein großes weißes Iglu werden Lichter projiziert, die einen Wald darstellen. Plötzlich bewegt sich alles und die Formen werden klarer. Es scheint als würden im Inneren des Elfenhügels Trolle, Elfen und Irrlichter eine Party veranstalten. Wir werden von der Musik und dem Film tief in den Bann gezogen. 

An Schlaf ist nun nicht mehr zu denken und so entscheiden wir uns, auf dem Kongens Have Park noch das Konzert des dänischen Popstars Mads Langer anzusehen, bevor wir uns ganz glückselig ins Bett fallen lassen.

Eine Bootsfahrt ins Mittelalter

Auch an unserem letzten Tag scheint die Sonne wieder wolkenlos auf Odense. Perfekt, um eine kleine Bootstour zu unternehmen. An der Munke Mose hüpfen wir an Bord. Seit 1882 fahren die Boote den Odense Fluss entlang.

Auf unserem kleinen Törn schippern wir zunächst an den hochherrschaftlichen Villen von Odense entlang. Sie liegen meist auf einem kleinen Hügel und ihre Gärten erstrecken sich bis ans Flussufer. An uralten riesengroßen Bäumen hängen Schaukeln. Als Windschutz dienen verschnörkelte Pavillons und in den Büschen am Ufer liegen Kanus versteckt. 

Odense Aafart Denmark

Mit einem Zwischenstopp am Zoo fährt das Boot bis zum Erik Bøgs Sti, von wo sich ein großes Parkgebiet erstreckt. Unweit des Anlegers liegt der Skovsøen See. Wir nehmen heute jedoch Kurs auf das fünische Dorf, einem Freilichtmuseum in dem wir das Leben auf der Insel Fünen zu Zeiten von H.C. Andersen erleben können. 

Wir haben kaum das Besucherzentrum verlassen, da hören wir die Hufe von Pferden schlagen. Ein alter Heuwagen kreuzt unseren Weg. Alles fühlt sich wie eine Landpartie in längst vergangene Zeiten an. Wir spazieren auf Stolpersteinwegen an Fachwerkhäusern vorbei. Um die Häuser herum wachsen Blumen und Sträucher in üppigen Gärten. Eine Windmühle dreht sich gemächlich im Wind. In viele der Häuser können wir reingehen und uns einen Moment an den Küchentisch setzen. Als wir an einem der weitläufigen Felder vorbei gehen, muht uns eine Kuh von der Seite an. Pferde grasen auf der Koppel und eine aufmüpfige Gänsefamilie watschelt an der Stallwand entlang. 

Den Fynske Landby Odense Denmark

Den Fynske Landby Odense Denmark

Modernes Design und Kunst am Wasser

Zurück in Odense schwingen wir uns auf Räder, um ins Hafenviertel zu radeln. In Odense gibt es mehrere Radstationen mit kostenlosen Leihrädern. Wir schicken eine SMS mit der Nummer des Fahrrads an den Service und bekommen sogleich den Freischaltcode zurück, mit dem wir das Rad nun 24 Stunden kostenfrei nutzen können. 

Über die Byens Brücke, vorbei an Storms Pakhus, fahren wir Richtung Hafen. Hier wurden Schiffscontainer in hippe Cafés verwandelt. In großen Lagerhallen gibt es Fußballfelder und Skateparks. Mein Highlight ist das Odense Havnebad. Ein schwimmendes Schwimmbad vor einem modernen Wohnhauskomplex, der an Eisberge erinnert. Hunderte Badenixen und Wassermännern wuseln an diesem Sommertag hier herum. Als ich mich über die Preise informieren will staune ich nicht schlecht, als ich lese, dass der Eintritt frei ist. Mein Blick schweift von der Anzeigetafel direkt zu den Wohnhäusern rüber. Ob da wohl noch etwas frei ist?

Havnebad Odense Denmark

Auch unser letzter Abend steht im Zeichen des Wassers und des Hans Christian Andersen Festivals.  Er führt uns zurück nach Munke Mose, wo wir am Morgen das Boot bestiegen haben. Direkt am Ufer sind die Drüsen eines der größten Springbrunnen Skandinaviens ins Wasser gelassen. Meterhoch sprüht das Wasser aus ihnen heraus; und eben auf dieser Fläche sehen wir uns heute Abend das H.C. Andersen Märchen Die Glocke an.

Es ist dunkel. Die Bäume sind mit grünen und blauen Lichtern beleuchtet. Es herrscht eine mystische Atmosphäre. Geraldine und ich setzen und ins Gras, welches von der herannahenden Nacht schon feucht ist. Das Spektakel beginnt mit lauten Glockenschlägen. Es folgen Lichter, die wie ein Kinofilm auf die Wasserflächen-Leinwand projiziert werden. Laser zucken durch die Nacht und aus großen Boxen ertönt Musik. Durch die zuckenden Fontänen werden 3D Bilder erzeugt.

Spätestens jetzt verlieren uns vollkommen in der Welt von Hans Christian Andersen und diesem magischen Ort namens Odense

Tipps für deine Reise nach Odense

Anreise

Von Hamburg aus empfiehlt es sich mit dem Zug nach Odense zu fahren. Das dauert knapp vier Stunden und du musst nur ein Mal in Kolding umsteigen. Kurz hinter der Grenze kann es sein, dass die dänische Polizei an Bord kommt, um die Ausweise zu kontrollieren. Den solltest du also nicht vergessen!

Falls du von weiter her anreist, kannst du nach Kopenhagen fliegen. Von dort sind es nur anderthalb Stunden mit dem Zug nach Odense. Informationen zu Verbindungen und Preisen erhältst du auf der WEBSEITE DER DÄNISCHEN BAHN. Eine Fahrt kostet ungefähr 38,00 EUR.  

Unterkunft

FIRST GRAND HOTEL ODENSE 
Jernbanegade 18
5000 Odense

Preis: DZ ab 117,00 EUR

Wir haben während unseres Aufenthalts im First Grand Hotel gewohnt, welches mitten in der Altstadt liegt und bereits seit 1897 eine beliebte Adresse für Besucher ist. Die Lage ist auch wirklich hervorragend. Leider hatten wir ein Zimmer zu der Seite raus, an der sich in der Nachbarschaft ein ohrenbetäubend lautet Elektroclub befindet. Als das schallgedämpfte Wummern gegen vier Uhr morgens verstummte, kamen keine Stunde später Lastwagen, die in den nahegelegenen Geschäften ihre Waren verteilten und ihre Motoren nicht ausstellten. Netterweise haben wir am folgenden Tag ein anderes Zimmer bekommen. Allerdings rumorte unter dem Fenster Tag ein und Tag aus eine Lüftungsanlage. Das alles machte morgens das fantastische Frühstück wieder wett.

HOTEL ODEON
Odeons Kvarter 11
5000 Odense

Preis: DZ ab 144,00 EUR

Bei meiner zweiten Reise nach Odense habe ich im nigelnagelneuen Hotel Odeon gewohnt. Es ist im minimalistisch skandinavischem Stil mit gedeckten Farben designt. Die Zimmer sind modern ausgestattet. Das Frühstück ist auch hier fantastisch und die Lage ebenfalls sehr zentral. 

Weitere Unterkünfte in Odense findest du: HIER.

Food & Drinks

AMY’S BAR UND WINEHOUSE
Jernbanegade 12
5000 Odense

Öffnungszeiten: Montag-Donnerstag 12:00-2:00 Uhr, Freitag & Samstag 12:00-3:00 Uhr, Sonntag geschlossen

Als wir durch Zufall in dieser großartigen Weinbar gelandet sind, dachte ich, sie hieße nur Amy’s Bar und musste sehr lachen, als ich beim Fotografieren durch die Linse den kompletten Namen sah. Im Amy’s gibt es eine große Auswahl an Weinen. Gegessen haben wir nichts, aber was auf den Tischen der Nachbarn landete sah alles sehr gut aus.

STORMS PAKHUS
Lerchesgade 4
5000 Odense

Öffnungszeiten: Sonntag-Donnerstag 11:00-23:00 Uhr, Freitag & Samstag 11:00-2:00 Uhr

Ich liebe Food Märkte und dieser ist besonders schön eingerichtet. Im Sommer stehen draußen Paletten-Pyramiden, Tische und Bänke. Dann haben auch die Bar-Trucks geöffnet. Im Inneren gibt es mehrere Bars. Zwischen ihnen gibt es Lounges mit Sesseln und Sofas, Bartischen oder langen Holztischen, an denen Bänke stehen. Einzelne Bereiche sind durch dicke Holzbalken voneinander abgetrennt. Im hinteren Teil des Marktes befinden sich Shops von lokalen Designern. Der Markt ist komplett Bargeld frei. Falls du nur Bargeld dabei hast, kannst du dieses an der Vakse Viggo Bar in eine Gutscheinkarte tauschen. Ist nach deinem Besuch noch Restguthaben auf der Karte, kannst du es auch hier wieder zurück tauschen.

CAFÉ FLEURI
Nørregade 28
5000 Odense

Öffnungszeiten: Montag-Freitag 10:30-17:30 Uhr, Samstag 10:00-16:00, Sonntag 11:00-16:00 Uhr

Das Café ist einer meiner Lieblingsorte überhaupt. Hier könnte ich Stunden verbringen; sowohl in den hübsch eingerichteten Innenräumen als auch in dem traumhaften Hinterhofgarten. Ich kann auf jeden Fall den Bio-Brunch, den Apple Crumble und die frische Matcha-Yuzuka-Limio empfehlen (die haben sie nur leider nicht immer da).

OLIVIA BRASSERIE
Vintapperstræde 37
5000 Odense

Öffnungszeiten: Sonntag-Donnerstag 10:00-22:00 Uhr, Freitag & Samstag 10:00-23:00 Uhr

Mitten im Gewirr der Gassen des Latin Quarter liegt die gemütliche Brasserie. Besonders im Sommer ist es hier schön. Dann kannst du auf der Terrasse sitzen und die Menschen beobachten, die auf dem Weg zum nächsten Shop oder in die nächste Bar sind.

ANARKIST BEER & FOOD LAB
Albanigade 20
5000 Odense

Öffnungszeiten: Mittwoch und Donnerstag 15:00-22:00 Uhr, Freitag & Samstag 12:00-0:00 Uhr

Das Anarkist gehört zur Albani Bierbrauerei. In dem Raum mit den hohen Industriedecken, an denen die dicken Rohre zur Brauerei verlaufen und von denen große Metalllampen hinunter baumeln, steht in der Mitte eine Bar mit 24 Zapfsäulen. Aus ihnen wird das selbsgebraute Bier gezapft. Immer wieder gibt es neue Sorten zu entdecken. Zu dem Barkonzept gehört neuerdings auch das eines Pop-Up-Restaurants. Auf der WEBSEITE VON ANARKIST erfährst du, welcher Koch hier gerade die Löffel schwingt.

SORTEBRO KRO
Sejerskovvej 20
5260 Odense 

Öffnungszeiten: Montag-Samstag 12:00-22:00 Uhr, Sonntag 12:00-15:00 Uhr

Einen Besuch im fünischen Dorf, dem Heimatmuseum, beendest du am besten mit einem Besuch im Sortebro Kro, in dem es klassische dänische Spezialitäten mit den besten Zutaten gibt. Falls der Hunger nicht so groß ist, gibt es Smørrebrød und eine Vielzahl selbstgemachter Kuchen im Café Kostruen.  

NOUVELLE
Pogestræde 31A
5000 Odense

Öffnungszeiten: täglich 9:00-16:00 Uhr

Die Einrichtung vom Nouvelle ist traumhaft und definitiv Insta-worthy. Am liebsten würde ich direkt mein Wohnzimmer mit Palmen-Tapeten und den schönen Sofas von hier einrichten. Den Kaffee fand ich sehr gut, allerdings war das Essen (ich hatte Eggs Benedict) nicht unbedingt ein Highlight.

CAFÉ KOSMOS
Lottrups Gård 1
5000 Odense C

Öffnungszeiten: Dienstag-Donnerstag 11:00-20:00 Uhr, Freitag & Samstag 11:00-21:00 Uhr, Sonntag 11:00-15:00 Uhr, Montags geschlossen

Das Café Kosmos ist das Veganer-Mekka von Odense. Hier gibt es leckere Bowls und Sandwiches, Wraps und Burger mit lokalem Bio-Gemüse. Im Kosmos dreht sich alles um Nachhaltigkeit und Wiederverwendung; sogar die Einrichtung besteht aus Upcycling-Vintage-Möbeln.

KONG VOLMER
Brandts Passage 13
5000 Odense C

Öffnungszeiten: Montag-Donnerstag 11:00-15:30 Uhr, Freitag & Samstag 11:00-16:00 Uhr, Sonntag 12:00-15:30 Uhr

Ein Besuch in Dänemark ohne Smørrebrød gibt es nicht und das beste Smørrebrød in Odense gibt es im Kong Volmer. „Ein Tag ohne Smørrebrød ist ein vertaner Tag”, lautet der Slogan des Restaurants. Die Atmosphäre ist ein Mix aus traditionellen dunklem Holz mit mordernen hellen Backsteinwänden. Es gibt eine Vielzahl verschiedener Smørrebrød, von klassische bis außergewöhnlich kreativ.

Mẹ – MOTHER’S STREET FOOD
Vestergade 1
5000 Odense

Öffnungszeiten: Sonntag-Donnerstag 11:00-20:00 Uhr, Freitag & Samstag 10:00-21:00 Uhr

Es regnete und es stürmte und ich hatte Hunger. Da habe ich mich in das Mẹ geflüchtet. Was für ein glücklicher Zufall, denn die hier gibt es authentische vietnamesische Küche. Die Auswahl ist nicht riesengroß. Ich entschied mich für ein Omelett. Es war das beste, das ich jemals außerhalb von Vietnam gegessen habe und auch die Speisen, die sonst an meinem Tisch vorbei getragen wurden, sahen köstlich aus.

Sehenswürdigkeiten

Sankt Knuds Kirche am Rathausmarkt
Klosterbakken 2
5000 Odense C

Öffnungszeiten: Montag-Samstag 10:00-17:00 Uhr, Sonntag 12:00-16:00 Uhr

Die wunderschöne Sankt Knuds Kirche liegt direkt neben dem großen Rathausplatz. Ein Metallschild mit König Knud IV darauf hängt über dem Eingang des Rathauses. Von 1080 bis 1086 war Knut der König von Dänemark. Nach seinem Tod wurde er von der römisch katholischen Kirche heilig gesprochen. Und jetzt wird es gruselig: in der Sankt Knuds Kirche kannst du die Überreste von König Knud bestaunen.

Das fünische Dorf
Sejerskovvej 20
5260 Odense S

Öffnungszeiten variieren. Nähere Informationen gibt es auf der WEBSEITE DES MUSEUMS.

Eintritt: Tickets für Erwachsene ab 10,00 EUR

Das fünische Dorf ist ein Freilichtmuseum, dass das Leben auf der Insel im 19. Jahrhundert darstellt. Teilweise kannst du in die alten Fachwerkhäuser rein gehen und dir die historischen Küchen und Waschräume anschauen. Kutschen fahren durch das Dorf, eine Windmühlen dreht sich langsam im seichten Wind. Mein Tipp: nicht ohne Smørrebrød oder selbstgemachten Kuchen im Café Kostruen nach Hause gehen!

Eine Bootsfahrt auf dem Odense Fluss 

Online Tickets gibt es auf der Webseite von ODENSE AAFART 

Preis: 13,00 EUR Erwachsene/9,00 EUR Kinder

Eine Bootsfahrt geht immer. In Odense kannst du von Mai bis Ende August auf dem Odense Fluss herum schippern. Insgesamt dauert die Rundfahrt eine Stunde. Es gibt drei Haltestellen: Munke Mose, am Zoo und an Eriks Bøghs Sti in Fruens Bøge. 

An allen kannst du aus- und auch wieder zusteigen. Die Fahrt führt an den großen Villen von Odense mit ihren traumhaften Gärten vorbei in die schöne Natur um Odense herum. Ich empfehle dir die Bootsfahrt definitiv auch für einen Besuch des fünischen Dorfs, das nur 15 Gehminuten von der Haltestelle Eriks Bøghs Sti entfernt liegt.

H.C. ANDERSEN MUSEEN
Overgade 48
5000 Odense C

Öffnungszeiten: die einzelnen Häuser haben unterschiedliche Öffnungszeiten. Nähere Informationen gibt es auf der MUSEUMS-WEBSEITE.  

Eintritt: 15,00 EUR (Eintritt bis 17 Jahre frei)

In gleich mehreren Museen auf einen Schlag kannst du alles über das Leben von H.C. Andersen erfahren. Das Museum ist eine Schatzkiste voller Skizzen und Papierskulpturen sowie Kleidung des Schriftstellers. In dem Geburtshaus kannst du sehen, wie es war, in die ärmsten Familienverhältnisse Dänemarks geboren zu werden. Schau‘ in das Familienhaus in der  Munkemølestræde, in der H.C. Andersen seine Kindheit verbracht hat oder bewundere das gut erhaltene Fachwerk seiner Grundschule, die ganz nah an der Stelle vom Odense Fluss steht, an dem seine Mutter als Waschfrau gearbeitet hat.

Für Kinder ist die Tinder Box besonders toll. In dem magischen Haus befinden sich Räume, die wie Kulissen aus H.C. Andersens Märchen aussehen: Elfenhügel, königliche Speisesäle und Unterwasserwelten für kleine Meerjungfrauen. Es gibt sogar Kostüme (für groß und klein), die du dir kostenfrei leihen kannst. Ein großer Nerd-Spaß! 

Sämtliche Orte sind durch Fußspuren auf dem Boden miteinander verbunden, so dass du buchstäblich auf den SPUREN VON HANS CHRISTIAN ANDERSEN wandeln kannst.

Der Park mit dem Papierboot
H.C. Andersen Haven
5000 Odense C

Im Park hinter der Sankt Knuds Kirche liegt eine kleine Insel im Fluss. Eine hölzerne Brücke führt in den wunderschönen Park hinüber. Auf dem Wasser unter der Brücke schwimmt die Skulptur eines Papierboots, die ich ganz entzückend fand. Das Boot erinnert an das Märchen von dem einbeinigen Zinnsoldaten. Als zwei Jungs ihn finden, bauen sie ihm ein Papierboot und schicken ihn in der Straßenrinne auf große Reise.

BRANDTS MUSEUM
Brandts Passage
5000 Odense C

Öffnungszeiten: Freitag-Sonntag, Dienstag & Mittwoch 10:00-17:00 Uhr, Donnerstag 10:00-21:00 Uhr, Montag geschlossen

Eintritt: 15,00 EUR (für Erwachsene)

Westlich vom Zentrum liegt das Kreativ-Viertel von Odense, das Latin Quarter. Das Herzstück ist eine ehemalige Textilfabrik, die heute das Kunstmuseum beherbergt. Es gibt ungefähr zehn verschiedene Ausstellungen pro Jahr zu bestaunen. In den Gassen um das Museum herum findest du viele Design- und Kunstläden. Ein Bummel durch die kleinen Straßen lohnt sich in jedem Fall.

Das Hafenviertel von Odense
Londongade
5000 Odense C

Der einstige Industriehafen von Odense hat längst ausgedient und wurde in ein hippes Viertel mit modernen Apartmenthäusern, Skaterhallen und Cafés in ausrangierten Schiffscontainern verwandelt. Hier wird viel Sport getrieben. In den alten Industriehallem befinden sich CrossFit Parkoure, Basketball- und Fußballfelder. Es gibt eine Minigolfbahn und ein Beachvolleyball Feld. Mein Highlight ist das Hafenbad, das direkt neben einem Apartmenthauskomplex liegt, der wie ein Eisberg aus dem Boden ragt. Die Nutzung des voll ausgestatteten Schwimmbades ist kostenfrei.

In Den Røde Fabrik, gibt es einen Flohmarkt der das ganze Jahr über geöffnet hat.

Offenlegung: Die Reise fand in Kooperation mit Visit Denmark statt. Meine Meinung über das Erlebte bleibt davon unbeeinflusst. Und noch eine kleine Info: dieser Artikel enthält Affiliate-Links. Wenn du hierüber buchst, erhalte ich eine kleine Provision, die dem Erhalt dieses Blogs dient. Für dich entstehen keine Mehrkosten.