Nachdem wir ein paar wundervolle Tage in SUZHOU, dem Venedig Chinas, verbracht haben, gönnten wir uns in Shanghai noch zwei Tage Sightseeing im Schnelldurchlauf, bevor es wieder nach Hause ging.
Die paar Abschiedsbiere auf unserem Hotelbalkon in Suzhou steckten mir noch in den Knochen, als ich die ersten Wolkenkratzer am Horizont sah. Je näher wir Downtown Shanghai kamen, desto voller wurden die Straßen und höher die Häuser.
In dieser Stadt stapelt sich alles nach oben. Kein Wunder, denn die Shanghai ist eine der größten Metropolen weltweit. Etwa 24 Millionen Menschen leben hier. Ich stellte mich direkt auf großes Gewusel und Großstadt-Abenteuer ein.
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The Bund: flanieren mit Blick auf die Skyline
Es ist noch recht früh am Tag, so dass wir die The Bund-Promenade noch nicht mit allzu viele Menschen teilen müssen. Abends soll hier die Hölle los sein. Ich bin mir sicher, dann wimmelt es hier von Fotografen. The Bund liegt nämlich im Herzen von Shanghai, am westlichen Flussufer des Huangpu.
Wir schlendern zunächst an prunkvollen Altbauvillen vorbei, bis wir schließlich an die Promenade direkt am Fluss kommen, von wo aus wir einen phänomenalen Blick auf die Skyline des Pudong-Viertels haben.
Links erkenne ich den Pearl Oriental Tower. Mit seinen pinkfarbenen Kugeln ist das mein Lieblingsturm in Shanghai. Irgendwie erinnert mich seine Form an eine Rakete. Rechts stehen das Shanghai World Financial Center, das wie ein gigantischer Flaschenöffner aussieht, und rechts der riesige Shanghai Tower, zu dem wir uns im Anschluss direkt auf den Weg machen.
Die Stadt von oben im Shanghai Tower
Ehrfürchtig lege ich meinen Kopf in den Nacken und schaue nach oben. Es fühlt sich an, als könne ich die Spitze des Turmes von hier unten nur erahnen. Vergeblich versuche ich, dass Monstrum auf ein Foto zu bekommen.
Nachdem wir unsere Tickets gekauft haben, merke ich, dass wir den ziemlich hohen Preis (ungefähr 24,00 EUR) nicht nur für die Aussicht bezahlt haben. Auf dem Weg Richtung Fahrstuhl wird uns zunächst ein Animationsfilm über die Entstehung von Pudong und dem Bund präsentiert. Auf dem weiteren Weg gelangen wir durch eine Bildergalerie mit Fotos von Shanghai aus der Vogelperspektive und durch einen Raum, in dem, anhand von Scherenschnitten an der Wand, die höchsten Gebäude der Welt miteinander verglichen werden.
Als wir vor dem Fahrstuhl stehen, bekomme ich weiche Knie: das Gefährt nennt sich „Ultra High-Speed Elevator“. Ein Schild warnt, dass nur gesundheitlich fitte Menschen ihn nutzen dürfen. Das verschafft mir eine Menge Respekt. Gebannt starre ich auf die Anzeige, auf der ich die Geschwindigkeit ablesen kann. Mit 18 Metern pro Sekunde katapultiert der Fahrstuhl uns in die Höhe. Es gibt noch einen Fahrstuhl, der ausschließlich für Wartungsarbeiten genutzt wird. Dieser kann sogar wahnsinnige 20 Meter pro Sekunde (das sind 73,8 Stundenkilometer!) erreichen. Ich finde unsere 18 Meter vollkommen ausreichend.
Als sich die Fahrstuhltüren im 121. Stock öffnen, gehe ich wie ferngesteuert direkt auf die Panoramafenster zu. Der Blick auf die Stadt ist unglaublich beeindruckend. Der Shanghai Tower hat eine Gesamthöhe von 632 Metern und ist damit nach dem Burj Khalifa das zweithöchste Gebäude der Welt. Jedoch ist die Aussichtsplattform hier im Shanghai Tower mit einer Höhe von 561 Metern sechs Meter höher als die des Burj Khalifa, was ihr einen Eintrag ins Guinessbuch der Rekorde bescherte.
Da ich mir gerade einen freien Platz am Fenster ergattern konnte, bleibe ich hier einfach stehen, starre auf die vielen Wolkenkratzer und beobachte das bunte Schiffe-Treiben auf dem Fluss.
Das traditionelle Shanghai in der Altstadt
Einen krassen Kontrast zu den Hochhäusern bietet die im Süden von Shanghai gelegene Altstadt. Hier stehen traditionelle chinesische Häuser mit verzierten und fein geschnitzten Dächern in verwinkelten Gassen. Durch diese drängen sich allerdings auch Heerscharen von Menschen. Ich kann kaum einen Fuß vor den anderen tun, ohne jemanden zu treten.
Zum Glück verteilen sich die Massen einigermaßen in den vielen Shops und Boutiquen. Wir stöbern gemächlich durch Galerien mit beeindruckenden Kalligraphie-Gemälden und feinstem Porzellan.
Mein Highlight sind die unzähligen Food-Stände. Am liebsten möchte ich mich durch die ganze Altstadt futtern. An ein paar Garküchen probieren wir kleine Leckereien. Alles schmeckt hervorragend. Nach einer kurzen Pause und einem Kokos-Mango-Shake zum Nachtisch, schlendern wir zum Yu Garten weiter.
Zum über 400 Jahre alten Yu Garten führt eine steinerne Zick-Zack-Treppe. Hinter der Form steckt der in China und Japan verbreitete animistische Glaube, dass auf diese Weise keine ungebetenen Naturgeister in den Garten gelangen können. Die können nämlich nur geradeaus laufen.
Wäre die Brücke gerade, müsste ich dennoch zick zack laufen, denn die Touristen drängen sich hier Richtung Garten. Ich bin froh, dass der der Yu Garten weitläufig angelegt ist, so dass die Massen sich einigermaßen verteilen. Bevor wir wirklich in den Garten gehen, kommen wir am Huxing Teehaus vorbei, das mitten im Teich liegt und einen schönen Blick auf den Garten bietet. Wäre es nicht so voll, könnte ich mir hier gut eine kleine Tee-Pause vorstellen. Nun eile ich aber lieber vorbei und tatsächlich: nach ein paar Schritten im Garten, stehe ich inmitten einer grünen Stadtoase.
Geld ausgeben in der Nanjing Lu
Auf 5,5 Kilometern erstreckt sich Shanghais beliebteste Konsummeile, die Nanjung Lu. Sie ist eine der längsten Einkaufsstrassen der Welt. Ich komme aus dem Staunen kaum raus, denn hier ist alles riesig. Ich fühle mich klitzeklein, wenn ich die Hochhausfassaden mit ihren blinkenden Leuchtreklamen hinauf sehe.
Es scheint, als würden sich die einzelnen Kaufhäuser übertrumpfen wollen. Ich bin ganz froh, dass wir uns hier nicht so lange aufhalten, sondern direkt wieder Kurs auf den Bund nehmen, um dort einen Sundowner mit Blick auf die beleuchtet Skyline zu trinken.
Cocktails mit Aussicht
Es gibt nichts schöneres, als ganz entspannt am Longdrink zu nippen und von der Rooftop Bar aus eine spektakuläre Aussicht zu genießen – so viel Zeit muss auch beim Shanghai-Sightseeing im Schnelldurchlauf drin sein. Ganz hervorragend geht das in der Bar Rouge. Sie liegt auf dem Dach eines im Kolonialstil gebauten Hauses direkt am Bund. Wir suchen uns einen Tisch unter freiem Himmel und je dunkler der Abend wird desto bunter funkeln die vielen Lichter der Pudong Skyline zu uns hinüber.
Das Wasserdorf Zhujiajiao
Shanghai war einst von vielen kleinen Flüssen durchzogen. Im Zuge des Wirtschaftsbooms wurden diese zugeschüttet, um Hochhäuser darauf zu bauen. Ein altertümliches Wasserdorf hat den Boom jedoch überlebt: Zhujiajiao. Die Gemeinde mit rund 66.000 Einwohnern liegt am Stadtrand von Shanghai im Stadtviertel Qingpu.
Wir verlassen die Innenstadt mit der MRT Bahn U17. Von der Haltestation Zhujiajiao aus laufen wir etwa 10 Minuten, bis wir das Wasserdorf erreichen. Mein erster Eindruck: sehr touristisch, sehr voll. Allerdings musste ich das nach wenigen Metern revidieren, denn es gibt durchaus entlegene Gassen, in denen ich wirklich das Gefühl habe, irgendwo auf dem Weg dorthin durch eine Zeitschleuse gegangen zu sein. Mittlerweile ist das Dorf über 1.700 Jahre alt.
Ich schlendere die Kanäle entlang, an kleinen Handwerksläden, Cafés und Bars vorbei. Über die vielen Kanäle führen Brücken, die auf die Ming- und Quing-Dynastie zurückgehen. Der Rauch der Garküchen am Straßenrand verfängt sich unter den Dächern in den Gassen. Ich bummle an Ständen vorbei, die für mich sehr ungewöhnliche Speisen anbieten.
Mein Highlight des Tages entdecke ich von einer Gasse aus durch einen kleinen Türspalt: ein wunderschönes kleines Teehaus mit einem kleinen Balkon direkt am Kanal. Dies ist der perfekte Ort für eine Teezeremonie und um einen Augenblick die Ruhe zu genießen.
Das Künstlerviertel Tianzifang
Was wäre eine große multikulturelle Metropole ohne ein Hipster-Viertel? In Shanghai ist es das Tianzifang im Stadtteil French Concession. Auch hier wuseln viele Menschen durch die Gassen, die allerdings weniger klassisch, sondern moderner und bunter wirken.
Es gibt vegane Cafés, Kitsch und Galerien mit Kunst von jungen aufstrebenden Designern. Ich genieße es, durch die Läden zu bummeln. Es gefällt mir viel besser als in der hektischen Nanjing Road. Die Souvenir-Jagd kann beginnen!
Hinter der nächsten Straßenecke bestaune einen Mann, der mit flinken Finger detaillierte Scherenschnitte mit einer klitzekleinen Schere anfertigt. Davon nehme ich mir welche mit nach Hause. Sie werden mich an meine aufregenden zwei Tage in dieser riesengroßen Stadt erinnern, wenn sie mich zu Hause von der Küchenwand aus anstrahlen.
Informationen für deine Reise nach Shanghai
Reisevorbereitungen
Geldwechseln: Es ist gar nicht so einfach, in China an Bargeld zu kommen. Ausländische Kreditkarten werden nur bei der Bank of China oder der ICBC akzeptiert. Jedoch bieten viele Hotels an, Geld zu wechseln oder sogar die Möglichkeit mit der Kreditkarte Geld abzuheben. Vorsicht geboten ist bei anderen Anlaufstellen, denn hier können tückische Fallen lauern: nur, wenn Mao-Tse Tung auf dem Geldschein abgebildet ist, handelt es sich um chinesisches Geld. Oftmals werden an Touristen auch Scheine anderer Länder ausgegeben, die leider nur einen Bruchteil wert sind.
Internet: Auch wenn wir es kaum glauben können, typische Komunikations- und Internetdienste wie Google, WhatsApp, Facebook und Instagram sind in China nicht erlaubt und lassen sich nur über einen VPN Zugang erreichen. Um den Lieben doch mal einen Gruß zu schicken, benötigst du einen VPN Dienst wie zum Beispiel den kostenlosen VPNProxy Master. Die meisten Chinesen nutzen WeChat; eine ähnliche App wie WhatsApp. Wenn ihr in einer Gruppe reist, ladet ihr euch am besten diese Programme schon vor der Reise herunter, so könnt ihr sicher sein dass ihr in den nächsten Tagen kein unfreiwilliges Medienfasten vor euch habt.
Anreise
Shanghai wird von allen großen Flughäfen Deutschlands angeflogen. Es gibt eine Vielzahl an Fluggesellschaften, die immer wieder gute Angebote haben.
Solltest du nur für einen Stopover in China sein, gibt es in vielen Städten und Regionen ein Transit-Visum, welches 72 Stunden gültig ist. Du kannst das Visum direkt im Flieger beantragen. Hier fragst du nach einer Einreise-Karte mit der Visa-Option. Solltest du länger bleiben, benötigst du ein Visum, welches du im Voraus in Deutschland bei der chinesischen Botschaft oder einem Konsulat persönlich oder per Post beantragst.
Wenn du dich bei deiner Reise lieber auf die Spezialisten verlässt, kannst du über CHINA TOURS sowohl Gruppen- als auch Individual-Reisen buchen.
Unterkünfte
Wir haben im JINJIANG METROPOLO CITY NORTH HOTEL gewohnt, einem sauberen Hotel mit großzügigen Zimmern. Grundsätzlich war die Anbindung sehr gut und es dauerte nicht mehr als 20 Minuten, um ins Stadtzentrum zu gelangen. Beim nächsten Besuch würde ich mir dennoch ein zentraleres Hotel aussuchen.
Weitere Unterkünfte in Shanghai findest du: HIER.
Sehenswürdigkeiten
Shanghai Tower
Yincheng Middle Rd 501
Lujiazui, Shanghai
Eintritt: 180 RMB (24,00 EUR)
Öffnungszeiten: täglich von 08:30-21:30 Uhr
Für den Besuch des Shanghai Tower solltest du dir auf jeden Fall eine Menge Zeit nehmen. Trotz des recht hohen Ticketpreises ist der Turm ein absoluter Touristenmagnet und es gilt verschiedene Warteschlangen zu überwinden: beim Ticketschalter, bei der Sicherheitskontrolle, beim Fotostudio (auch wenn du kein Bild möchtest, wartest du geduldig in der Schlange weiter) und letztlich am Fahrstuhl selbst. Als wir dort waren, kündigte eine Informationstafel eine Wartezeit von ungefähr einer Stunde an. Während der Wartezeit gibt es genügend Ablenkungsmanöver in Form von Filmchen, Fotogalerien und Informationstafeln. Trotz des langen Wartens: der Ausblick auf Shanghai vom zweithöchsten Gebäude der Welt ist spektakulär.
Die Altstadt und der Yu Garten
218 Anren St, Huangpu Qu,
Shanghai Shi
Eintritt im Yu Garten: 30-40 RMB (4,00-5,00 EUR)
Öffnungszeiten Garten: täglich von 8:30-17:00 Uhr
Um auch die ursprüngliche Seite von Shanghai kennenzulernen, empfiehlt sich ein Besuch der Altstadt. Hier stehen traditionelle chinesische Häuser mit verzierten und fein geschnitzten Dächern in verwinkelten Gassen. Allerdings drücken sich hier auch Menschenmassen durch die Straßen. Eine wohltuende Erholung bietet der in der Altstadt gelegene Yu Garten. Hier sind zwar auch viele Menschen unterwegs, aber der Garten ist viel weitläufiger, so dass die Besucherströme sich besser verteilen.
Cocktails mit Ausblick in der Bar Rouge
Zhongshan East 1st Rd. 18
Shanghai
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Samstag 18:00-04:00 Uhr, Sonntag bis Mittwoch 18:00-02:30 Uhr
In der Rooftop-Bar, die direkt auf einem Haus am Bund gelegen ist, gibt es leckere Drinks inklusive einem fantastischen Ausblick. Das hat allerdings auch seinen Preis. Ein Gin Tonic kostet hier ungefähr 15,00 EUR und dementsprechend schick ist auch das Klientel. Du solltest hier auf keinen Fall in Outdoor-Klamotten oder Sneakern hingehen.
Wasserdorf Zhujiajiao
Zhenxijing Street, Zhujiajiao,
Qingpu District,
Shanghai
Eintritt: ab 30 RMB (4,00 EUR). Der Ticketpreis richtet sich danach, wie viele von den einzelnen Attraktionen (Galerien, Tempel usw.) du im Dorf besichtigen möchtest.
Einst war Shanghai von Wasseradern durchzogen. Diese wurden im Laufe der Zeit zugeschüttet und bebaut. Ein ursprüngliches Wasserdorf findest du im Qingpu Viertel. Hier liegt die Gemeinde Zhujiajiao, in der du in engen Gassen Shanghai-Geschichte erleben kannst.
Anfahrt: Vom Zentrum mit der MRT U17 bis Zhujiajiao.
Individuelle Ausflüge sind auch bei CHINA TOURS buchbar.
Das Hipsterviertel Tianzifang
210 Taikang Rd, Da Pu Qiao,
Huangpu Qu, Shanghai
Das in der French Concession gelegene Künstlerviertel ist auch von kleinen Gassen durchzogen. Die Atmosphäre ist hier allerdings weniger traditionell, sondern richtig hip. Es gibt Galerien und Ateliers in denen junge aufstrebende Künstler ihr Handwerk präsentieren. Der perfekte Ort, um auf Souvenir-Jagd zu gehen!
Suzhou: Das Venedig Chinas
Nur knapp zwei Stunden von Shanghai entfernt liegt ein perfekter Ort, um einen Einblick in die chinesische Kultur zu bekommen, ohne von Touristenmassen erdrückt zu werden: Suzhou. Die Stadt wird auch das Venedig Chinas genannt. Hier gibt es Kanäle, die von schnörkeligen Häusern mit traditioneller Architektur gesäumt sind und traumhaft schöne Gärten. Was Nina bei ihrem Besuch in Suzhou erlebt hast, liest du: HIER.
Hier schrieb Nina
Nina stammt aus einer Kleinstadt, die sie eines Tages mit dem Gedanken „Das kann nicht alles gewesen sein” verließ, um in einer größeren Stadt das Abenteuer in der Medienwelt zu finden.
Als sie nach fünf Jahren vollkommen ausgebrannt war, kündigte sie ihren Job und ging auf Reisen – Thailand, Vietnam, Indonesien, Australien, Neuseeland.
Unterwegs verliebte sie sich in ein 5.000 Seelen Dorf namens Byron Bay, wo sie anderthalb Jahre ohne geschlossene Schuhe und Verkehrsampeln, dafür aber mit Delfinen und Wellensurfe(r)n lebte.
Nun macht Nina wieder die große Berliner Stadt unsicher, wenn sie nicht gerade mit Musikern oder Landmeedchen tourt.
Vielen Dank an China Tours und Christine von One Billion Voices für die Organisation dieser wunderbaren Reise und die unvergesslichen Momente, die ich erleben durfte!
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