Bei einer Reise nach Prag denken Reisende meist direkt an eine verwunschene Altstadt und mittelalterliche Burgen. Vor ihrem geistigen Auge malen Straßenkünstler auf der Karlsbrücke Gemälde und in ihren Ohren klingt die Melodie des Glockenspiels im Turm des Prager Rathauses. Dass Prag eine lebendige Kunstszene hat und ehemalige Industrieviertel sich zu urbanen Kreativ-Oasen entwickeln, ist uns schon zu Ohren gekommen. Aber längst nicht nur die Hauptstadt lockt Kunstfans nach Tschechien: Prag Brno Ostrava – hier ist Tschechien besonders modern und hip.
INHALTSVERZEICHNIS
Art District 7 – Die Prager Kreativoase
Wir lassen das Stadtzentrum mit ihren verwinkelten Mittelaltergassen hinter uns und überqueren die Moldau in Richtung Norden. Hier liegt das Stadtviertel Prag 7, das sich mehr und mehr zum Szeneviertel der Tschechischen Hauptstadt entwickelt.
Wir hätten auch die Tram nehmen können, aber dann hätten wir einen Spaziergang durch den Letná Park verpasst. Von hier aus haben wir einen fantastischen Blick über die Prager Altstadt und die vielen Brücken der Moldau.
Je weiter wir gen Prag 7 gehen, desto weniger Schnörkel sehe ich. Es wird kompakter, eckiger und grauer. Schon bald tauchen die ersten großen Industriehallen vor unseren Augen auf. Diese sind bei Weitem nicht mehr grau, sondern vielerorts mit bunten Wandmalereien geschmückt. Wir laufen an Galerien und Hinterhöfen vorbei, in denen an Gemälden und Skulpturen gearbeitet wird. Keine Frage: diese großen Hallen bieten der Kreativität genügend Raum sich zu entfalten.
Mit der Kunstszene kamen auch Restaurants mit moderner Küche und hippe Bars in die Gegend. Hier wird schon lange kein schnöder Kaffee, sondern Flat White oder Koffeinsaft aus der Drip Bar bestellt. Mir gefällt diese Atmosphäre sehr und mich amüsiert der Gedanke, dass sich ein paar Kilometer entfernt die Touristenmassen über die Karlsbrücke quetschen, während hier das Jungvolk in stylischen Klamotten entspannt durch die Galerien schlendert.
Hinter fast jeder Tür befindet sich ein Club oder ein Theater. Ich gehe durch eine schwere Eisentür in eines der Backsteingebäude hinein. Ich in im Vnitroblock gelandet. Hier herrscht eine ganz besondere Atmosphäre. An das urbane Café grenzt ein Tanzstudio, in dem es abends Theater und Kabarett Vorführungen gibt. Das schwarze Brett des Cafés ist gespickt mit Informationsblättern über Workshops und Sessions, in denen alle gemeinsam kreativ sein wollen.
Im Herzen des Viertels liegt das DOX. Ein Museum für zeitgenössische Kunst mit einer wahnsinnig beeindruckenden Architektur. Es scheint, als würde jeden Moment ein hölzernes Zeppelin auf dem Dach des Museums landen. Auch das DOX ist eine alte Fabrik, die zu einem Kreativzentrum umgebaut wurde. Heute forschen und debattieren Künstler hier über soziale und politische Themen und drücken ihre Gefühle darüber in der Kunst aus. Neben Installationen gibt es Lesungen und Theaterstücke.
Ich schlendere an ein paar Gemälden und Installationen vorbei, werde aber wie von magischer Hand von dem großen Holz-Zepplin angezogen. Es sieht nicht nur von außen beeindruckend aus, auch innen lassen sich ganz hervorragende Bilder schießen.
Manifesto – Das Foodie-Mekka von Prag
Die Foodie-Szene trifft sich in Prag auf dem Food Markt Manifesto. Den gibt es gleich an zwei verschiedenen Orten in der Stadt.
Der größere, Manifesto Florenc, liegt östlich neben der Altstadt. Hier gibt es neben drei Bars und 17 Restaurants auch vier Pop-Up Stores in denen immer wechselnde Köche ihre Kunst darbieten. Der Manifesto Smíchov ist etwas kleiner. Hier gibt es zwar nur zwei Bars und sechs Restaurants, aber dafür einen kleinen Pool, in dem bunte Gummi-Tierchen schwimmen. Die Manifesto Märkte sind ein Containerdorf in dem es Spezialitäten aus aller Welt gibt, von Poke Bowls bis Tacos gibt es hier alles, was das Foodie Herz begehrt. Bezahlt werden kann hier übrigens nur cashless, per Kreditkarte oder Telefon.
Das Projekt wurde von der Organisation reSITE ins Leben gerufen. Die Initiative kümmert sich darum, Brachflächen neues Leben einzuhauchen. Beim Manifesto entstand mit ihrer Hilfe ein Zentrum für Kultur und Geschmack. Hier kommen alle Menschen zusammen: Einheimische, Touristen, Künstler und die Leute aus der Nachbarschaft. Es gibt Filmabende, Konzerte und auch hier: jede Menge Kunst.
Wir besuchen den Manifesto Florenc. Zwischen den Containern stehen Bänke und Tische, über denen große Sonnensegel hängen. Die Atmosphäre ist herrlich entspannt. Die Gerüche der verschiedenen Stände lassen meinen Magen knurren und der Blick in die einzelnen Container gleich noch mehr. Es ist schwer, sich für ein bestimmtes Gericht zu entscheiden. Zum Glück bin ich nicht der einzige Foodie in unserer Reisegruppe, so dass wir uns entscheiden, an verschiedenen Ständen etwas zu kaufen, damit alle probieren können. Wenige Minuten später stehen unter anderem ein Seafood-Teller, ein Bento mit japanischen Köstlichkeiten und Spare Ribs auf unserem Tisch. Wir prosten uns mit einem Rosé zu und machen uns über das Essen her. Na zdrowie!
Instagram-Hotspots in Prag
Um noch ein paar schöne Motive von Prag mit nach Hause zu nehmen, mache ich mich früh morgens auf den Weg zum Havlíčkovy Park, der südlich der Moldau liegt. Einen Zwischenstopp möchte ich unbedingt beim Prager Fernsehturm einplanen.
Ich sehe ihn schon von Weitem, wie er hoch in den blauen Morgenhimmel hinaus ragt. Der Turm ist an sich schon ein imposantes Bauwerk; und unter den Pragern unglaublich unbeliebt. Er wurde in den 70er Jahren errichtet, um den Empfang westlicher Sender zu stören. Dabei musste sogar ein Teil des alten jüdischen Friedhofs, der direkt nebenan liegt, weichen.
Ich habe den Tipp bekommen, etwas näher an den Turm heranzugehen. Und tatsächlich: erst als ich direkt vor dem Turm stehe, sehe ich kleine Figuren die dicken Fernsehturm-Beine herunterrutschen. Die Tower Babies wurden von dem berühmten tschechischen Künstler David Černý an der Fassade installiert. Černý ist ein künstlerischer Querdenker und sorgt nicht selten mit seiner Kunst für Aufsehen und Kontroversen.
Vom Fernsehturm aus gelange ich durch das Viertel Prag 2 zum Havlíčkovy Sady. Er ist der zweitgrößte Park der Stadt und liegt an der Grenze zum Stadtteil Vršovice. Einheimische nennen den Park auch Grébovka, nach der berühmten Villa, die hier mitten im Grünen steht.
Der Havlíčkovy Sady wurde im Stil der italienischen Renaissance angelegt: es gibt prunkvolle Springbrunnen, Pavillons, Statuen und eine kleine Grotte. Am Hang des Parks wurde ein weitläufiger Weingarten angelegt und oben auf der Anhöhe befindet sich ein wunderschöner hölzerner Pavillon. Von hier aus genieße ich die immer wärmer werdende Sonne und die Aussicht auf Prag, bis ich mich auf den Weg zum Bahnhof machen muss. Es geht weiter nach Brno!
Bar-Hopping in Brno
Wir stehen schon am Gleis als der Zug nach Brno einfährt. Zugegeben: ich habe mit einem alten plüschigen Zug gerechnet; so einer mit roten Samtbezügen und Lämpchen auf den Tischen im Speisewagen. Diese Züge scheinen ausgedient zu haben, denn wir erklimmen die Stufen eines recht modernen Zuges, der uns binnen zweieinhalb Stunden von Prag nach Brno bringt.
Mein Magen knurrt, als ich meine Tasche im Hotel ablege. Gut, dass es gleich im Anschluss zum Dinner ins Kohout na Vine geht.
Das Lokal ist sehr schick und edel eingerichtet. An der Wand prangt ein großes Regal mit Weinen aus aller Welt. Wir nehmen an dunklen Holztischen platz, von wo aus wir einen Blick auf die gut ausgestattete Bar haben. Ich fühle mich direkt wohl, denn das Personal ist sehr aufmerksam und ständig bemüht, rechtzeitig Wasser und Wein nachzuschenken. Unser Sommelier ist bei Weitem kein überkandidelter Weinspezialist, sondern ein junger tätowierter Mann, der uns geduldig erklärt, was die einzelnen Weine so besonders macht.
Unser Menü besteht aus drei Gängen. Ich entscheide mich für Jakobsmuscheln mit Schinken und Avocado als Vorspeise und Entenbrust mit Aprikose, Mangold und Lavendel als Hauptspeise. Brno hat sofort einen Stein bei mir im Foodie-Brett und das denke ich noch bevor das weiße Schokoladen Mousse mit Baiser als Dessert auf meinem Tisch landet.
Nach dem fantastischen Essen bin ich ganz selig und könnte direkt schlafen gehen. Allerdings würde ich dann die lebendige Bar-Szene von Brno verpassen. Und ganz ehrlich: ein Absacker geht immer!
Aus dem einen Absacker wird schließlich eine Tour durch unterschiedliche Bars. Wir landen als erstes in einer Gin-Bar. Auch hier in Brno ist Gin das absolute In-Getränk. Die größte Auswahl mit ungefähr 300 verschiedenen Sorten gibt es in der Café & Gin Bar Hříchů. Der erste Gin wirkt wie ein Antriebsmotor, denn uns zieht es weiter durch die Bars.
In der Který Neexistuje gefällt es mir besonders gut. Sie ist edel und gemütlich, weltstädtisch und dennoch traditionell. Die Atmosphäre ist lässig, die Kellner sind adrett mit Fliege und Weste gekleidet. Die Getränkekarte ist eine Art Hochglanz-Magazin mit vielen Bildern und Illustrationen. Ich blättere durch die Seiten und kann mich nicht entscheiden. Daher erkläre ich dem Bartender, was ich gerne trinke und lasse mit beraten. Die Drinks sind fantastisch. Hier könnte ich den ganzen Abend bleiben, wenn uns nicht von diesem einem magischen Ort erzählt worden wäre.
Er heißt Super Panda Circus. Und ist eine ganz besondere, nein, eher eine ganz andere Bar. Wir müssen klingeln. Ob wir reingelassen werden oder nicht ist Glückssache. Wir haben heute welches! Als wir durch die Tür kommen, nimmt uns eine andere Welt gefangen. Es ist dunkel. Die Decke ist mit großen roten Tüchern abgehangen. Diffuses Licht leuchtet in unterschiedlichen Farben aus den verwinkelten Ecken der Bar. Uns wird der Weg in die erste Etage gewiesen.
Oben erwartet uns ein junger Mann mit einem Strauß Papierblumen, von dem wir eine Blume ziehen dürfen. Auf jeder befindet sich ein Spruch. Meiner lautet: Everything is wrong. Nach diesem Spruch wird mir mein Cocktail gemischt. Hier sind die Getränke keine Entscheidung, sondern Schicksal. Die Drinks kommen schließlich in Bechern mit Día de Muertos Malereien oder in Gläsern begleitet von Superman-Figuren oder mit einem Kompass als Deko. Der weist nach einem weiteren Drink für mich auf jeden Fall gen Hotelbett.
Brnos urbanen Mythen
Legenden und Mythen sind in Tschechien allgegenwärtig, so dass wir uns heute zwei Orte ansehen wollen, an denen uns gewiss ein oder zwei Schauer den Rücken runter laufen werden.
Unser Abenteuer starten wir ganz entspannt in freundlicher Atmosphäre auf dem Platz der Freiheit. Er ist der größte und älteste Platz in Brno. Er entstand im 13. Jahrhundert und war früher unter dem Namen Unterer Markt bekannt. Bis heute hat er seine altertümliche Dreiecksform behalten. Es gibt unzählige Obst- und Gemüsestände. Ich halte einen kurzen Schwatz mit einem netten Pärchen aus Österreich, die hier ihren Käse verkaufen.
Wie jede Stadt hat auch Brno eine Art Maskottchen, sei es nun offiziell oder das Maskottchen der Herzen. Es ist ein Krokodil, das die Einwohner der Stadt einst als böser Drache in Schach hielt.
In einem Laubengang des alten Rathaus hängt das Ungetüm unter der Decke. Es ist so groß, dass ich durchaus verstehen kann, warum die Menschen früher glaubten, ein Drache triebe sein Unwesen in der Stadt. Die Legende erzählt von einem Drachen, der durch die Straßen wilderte und das Vieh der Einwohner riss. Eines Tages kam ein Schlachter zu Besuch nach Brno und hatte eine Idee: er füllte ein Schaffell mit einer giftigen Substanz, nähte es wieder zu und legte es in eine Ecke. Der Drache nahm das Schaf als köstliche Mahlzeit wahr, aß es und starb an der Vergiftung.
Anders als in vielen europäischen Legenden, können die Brno-er ihre Geschichte des vermeintlichen Drachen mit dem Kadaver belegen; auch wenn letztlich immer noch die Möglichkeit besteht, dass das Krokodil einfach ein Mitbringsel eines Würdenträgers war.
Unweit des Rathauses steht die St. Jakob Kirche von Brno; eine sehr hübsche Kirche, mit wenig Ornamenten und ohne viel Firlefanz. Die bunten Fenster wurden vor einigen Jahren durch Glasfenster ersetzt, so dass die ganze Kirche lichtdurchflutet und sehr hell ist. Dunkler geht es unter der Kirche zu.
Hier in den Katakomben befindet sich das Beinhaus. Unzählige Schädel und Knochen wurden wie Ornamente arrangiert und dienen als Dekoration für Decken und Wände. Ich finde die Präzision und Vielzahl der Gebeine beeindruckend. Andere empfinden es als so verstörend, dass es mir schon fast leid tut, dass sich dies als letzter Ort unseres Besuchs wahrscheinlich wie ein schlimmer Albtraum in ihre Erinnerungen einbrennen wird. Ich hoffe, dass sie sich beim Beats for Love Festival in Ostrava von ihren Ängsten freitanzen können.
Ostravas sonderbare Sehenswürdigkeiten
Obwohl Ostrava die drittgrößte Stadt Tschechiens ist, habe ich bisher kaum etwas über sie gehört. Als ich die Suchmaschine im Internet anschmeiße, läuft mir zunächst ein Schauer über den Rücken: Ostrava ist das Zentrum eines riesengroßen Industriegebietes, welches sich bis in das ungefähr 30 Kilometer entfernte Karviná streckt. Die Umwelt hier in der Gegend wurde ordentlich in Leidenschaft gezogen und tatsächlich ist Ostrava eine der schmutzigsten Städte der EU. Das mag sich für viele nun abschreckend anhören; ich sehe es als Herausforderung.
Tatsächlich werde ich nicht enttäuscht und finde ein paar sehr faszinierende Orte, die gerade auf den zweiten Blick extrem spannend sind. Einer dieser Orte ist die Kathedrale zum Göttlichen Erlöser, eine dreischiffige Basilika im Neorenaissancestil mit zwei 67 Meter hohen Türmen. Sie ist sehr schlicht gehalten mit Bänken und einer Decke aus dunklem Holz. Sie ist so schmucklos, dass ich sie fast als hässlich bezeichnen würde.
Allerdings gibt es ein besonderes Merkmal, dass mich der Kirche doch noch wohl gestimmt hat: in jedem Kirchenfenster gibt es ein Segment, in dem das Fensterglas durch ein transluzentes Display ausgetauscht wurde. Diese kleinen Monitore lassen weiterhin Licht in die Kirche, zeigen aber auch Animationen von kunterbunten Kirchenbemalungen. So wird aus dem hässlichen Entlein unter den Kirchen plötzlich ein Art moderne Kunstinstallation.
Eines der Wahrzeichen von Ostrava steht etwa einen Kilometer entfernt, auf der anderen Seite des Ostravice Flusses: das 1930 eröffnete Neue Rathaus. Zu ihm gehört ein 75 Meter hohe Turm. Wir stürmen direkt einen der beiden Fahrstühle und fahren nach oben.
Von hier aus haben wir einen hervorragenden Blick über die Stand, das Umland und einen seltsam aussehenden Hügel. Das ist die „schmutzige Emma“. Sie ist eine Halde aus der Schlacke der umliegenden Eisen- und Kohlewerke, auf der mittlerweile ein immergrüner Rasen und Büsche wachsen. Immergrün deswegen, weil die Temperatur des Hügels einige Grad wärmer ist, so dass auch im Winter kein Schnee auf Emma liegen bleibt.
Als wir weiter spazieren, kann ich meine Gedanken nicht vom zweifelhaften Promistatus der Emma abwenden, bis wir vor einem stillgelegtem Bauhaus stehen – genau, einem dieser Baumärkte!
Der Markt wurde vor langer Zeit geschlossen, doch seine leere Hülle dient nun der PLATO Galerie als Heimat. Wir gehen durch die dünnen Glastüren in den Raum hinein. Bis auf wenige Stützbalken breitet sich ein riesengroßer loftartiger Raum vor uns auf, in dem Exponate moderner Kunst wild verteilt sind. Ein ziemlich verrückter Ort. Eine ziemlich verrückte Stadt möchte ich sogar behaupten.
Ostrava: Die tschechische Hauptstadt der Musikfestivals
Es mag sich so anhören, als sei Ostrava nur etwas für Besucher mit einem Faible für etwas sonderbare Sehenswürdigkeiten. Das stimmt nicht, denn Musikfans aus dem ganzen Land und auch aus fremden Ländern pilgern regelmäßig nach Ostrava: wegen der Musikfestivals.
Die Reste der stillgelegten Kohle- und Eisenwerke bieten die perfekte Kulisse für ein Festival. Regelmäßig wird das Gelände für Veranstaltungen genutzt. Neidisch gucke ich auf den Eventkalender, der das Colors of Ostrava Festival in zwei Wochen ankündigt. Dann treten hier Bands wie The Cure und Florence & The Machine auf den Bühnen zwischen den Kränen auf; genau mein Ding!
Dieses Wochenende findet das Beats for Love Festival statt; auch aufregend, aber leider auch nichts für jedermann. Ich muss zugeben, dass wir schon am Eingang etwas beunruhigt sind, ob der Dinge, die uns da erwarten. Es handelt sich um ein EDM Festival. Obwohl es „Electronic Dance Music” bedeutet, hat es wenig mit tanzbaren Sounds von David Guetta oder chilliger House Music zu tun. Obwohl es auf dem Gelände sehr vielen Bühnen gibt, ist die Musik generell eher hart, schranzig und oft krawallig.
Wir nutzen also die Gelegenheit und inspizieren das Festivalgelände. Das ist absolut gigantisch! Überall ragen extrem hohe Türme in den Himmel. Es gibt zahlreiche Treppen, auf denen die ausgepowerten Tanzenden sich ausruhen. Wir schlendern an Silos und stillgelegten Kraftwerken vorbei, die im Dunkeln in den buntesten Farben angeleuchtet werden. Ein riesengroßes Zirkuszelt dient als Hauptbühne. Ich habe noch nie ein so großes Zelt gesehen. An den Seiten hängen LED Screens. Alle paar Minuten wird Pyrotechnik abgefeuert.
Etwas abseits der Bühnen stehen unzählige Food-Trucks mit asiatischen, tschechischen, mexikanischen Speisen; alles zu sehr annehmbaren Preisen. Hier im Schatten von ein paar Sonnensegeln sitzen wir am nächsten Tag wieder, als unser Tourguide sich zu uns setzt und sagt, dass er eine Überraschung für uns habe. Kurz wächst die Angst in mir, dass wir einen der DJs treffen dürfen und ich Begeisterung heucheln muss. Weit gefehlt! Bitte festhalten – das meine ich buchstäblich – wir dürfen einen Rundflug im Helikopter über das Festivalgelände machen. Ich flippe aus, denn ich bin noch nie einem Hubschrauber gesessen.
Wir marschieren auf ein nahe gelegenes Feld und bekommen eine kurze Einweisung. Mit ohrenbetäubenden Lärm setzen sich die Rotorblätter in Bewegung. Es ist ein komisches Gefühl, senkrecht in die Luft abzuheben und sich irgendwann plötzlich scharf in die Kurve zu legen. Über Befindlichkeiten habe ich aber gar keine Zeit nachzudenken, denn ich genieße den Ausblick auf das Festival und Teile von Ostrava. Wie anders es von hier oben aussieht und wie grün die ganze Gegend doch ist. Ich liebe Helikopter fliegen. Ein schöneres Finale hätte es für unsere Tschechien-Reise kaum geben können.
Informationen für dein City-Hopping in Tschechien
Anreise
Für die Einreise nach Tschechien ist dein Personalausweis ausreichend. Von Köln, Düsseldorf, Hamburg, Frankfurt und München aus kommst du nonstop mit verschiedenen Airlines bequem nach Prag. Von Berlin aus sind es lediglich viereinhalb Stunden Zugfahrt nach Prag.
Auch innerhalb Tschechiens bietet sich das Bahnfahren an. Die WEBSEITE DER TSCHECHISCHEN BAHN gibt es sogar auf deutsch. Von Prag nach Brno dauert die Fahrt gute zweieinhalb Stunden und kostet 245 CZK (56,00 EUR). Von Brno nach Ostrava dauert es ebenfalls zweieinhalb Stunden und die Kosten liegen bei 159 CZK (36,50 EUR). Von Ostrava nach Prag benötigst du etwa drei Stunden. Der Preis liegt hier bei 360 CZK (83,00 EUR).
Falls du lieber mit dem Auto umher fährst, kann du dir natürlich auch einen Mietwagen vom Prager Flughafen aus nehmen. Ich buche meinen Mietwagen (und das ist keine Werbung, sondern Überzeugung) immer über BILLIGER-MIETWAGEN.DE. Hier finde ich immer die besten und günstigsten Angebote und der Service ist immer einwandfrei.
Unterkünfte
MAMA SHELTER
Veletržní 1502/20, Holešovice
170 00 Praha 7
DZ ab 65 EUR
Das Hotel war mein liebstes auf der Reise. Es ist noch recht neu und ziemlich hip. Ich hatte ein Zimmer im elften Stock und somit einen Blick über ganz Prag. Das Hotel besteht aus eine perfekten Mischung aus Hochglanz und Retro mit vielen schönen Stoffen und Farben. Besonders gefallen hat mit das Bad, das sehr funky eingerichtet ist. Sogar das Restaurant ist spitze. Auf der Speisekarte gibt es leichte internationale Speisen. Hier würde ich immer wieder einchecken.
Weitere Hotels in Prag findest du: HIER
BEST WESTERN PREMIER HOTEL
Husova 16/200
602 00 Brno-střed
DZ ab 77 EUR
In Brno haben wir im Best Western gewohnt. Das war ganz passabel, aber eben einer dieser recht uncharmanten Bunker. Innen war alles sehr sauber und eben ein wenig osteuropäisch-schick mit viel Stein, Lüstern und Glitzer. Das Frühstück ist sehr sehr umfangreich. Der absolute Pluspunkt des Hotels: in einer Minute bist du in der Innenstadt. Besser gehts nicht!
Weitere Hotels in Brno findest du: HIER
Unser Hotel in Ostrava kann ich dir leider gar nicht empfehlen. Selbst als Teenager hätte ich mich vermutlich über das Landschulheim der untersten Kategorie beschwert. Deswegen, schau dich lieber anderweitig nach Unterkünften in Ostrava um: HIER
Food & Drinks
MANIFESTO MARKETS
Na Florenci
110 00 Prague-Nové Město
und
Náměstí 14, října 82/16
150 00 Praha 5-Smíchov
Die Manifestos sind zwei tolle Food Märkte, auf denen Einheimische, Touristen, junge und alte gleichermaßen zusammen kommen. Auf dem Manifesto Florenc gibt es drei Bars, 17 Restaurants und vier Pop-Up Stores in denen immer wechselnde Köche ihre Kunst darbieten. Der Manifesto Smíchov ist etwas kleiner. Hier gibt es nur zwei Bars und sechs Restaurants, aber dafür einen kleinen Pool mit bunten Gummi-Tierchen.
KOHOUT NA VINE
Dům umění města Brna
Malinovského nám. 652/2
602 00 Brno-střed
Das Kohout na Vine ist ein geschmackvoll eingerichtetes Restaurant mit fantastischem Essen. Mir hat besonders der Sommelier gefallen, der uns nicht hochtrabend irgendwelche Spitzenweine andrehen wollte, sondern uns ganz ehrlich erklärt hat, welcher Wein am besten zu unserem Essen passt.
CAFÉ & GIN BAR HRICHU
Jakubská 124/7
602 00 Brno-střed-Brno-město
Die Bar ist für Gin-Liebhaber ein absolutes Muss, denn hier gibt es mindestens 300 Sorten zur Auswahl.
KTERY NEEXISTUJE
Dvořákova 1
602 00 Brno-střed
Který Neexistuje ist eine edel und gemütlich, weltstädtisch und dennoch traditionell eingerichtete Bar. Die Atmosphäre ist lässig, die Kellner sind adrett mit Fliege und Weste gekleidet. Die Getränkekarte ist sehr umfangreich, daher empfehle ich dir: lass’ dich einfach vom Bartender beraten!
SUPER PANDA CIRCUS
Šilingrovo nám. 257/3
602 00 Brno-střed
Der Super Panda Circus ist eine der abgefahrensten Bars, in der ich jemals war. Jeder Gast zieht eine Papierblume aus einem großen Strauß, auf der ein Spruch geschrieben steht. Dieser wird dem Bartender übergeben, der anhand des Spruchs deinen Drink kreiert. Der Cocktail des Schicksals quasi. Die Drinks kommen schließlich in Bechern mit Día de Muertos Malereien oder in Gläsern begleitet von Superman-Figuren.
PORTREFENA HUSA
Masarykovo nám. 3090/15
702 00 Moravská Ostrava a Přívoz
Das Portrefena Husa ist ein gutes Lokal mit vielen leckeren tschechischen Spezialitäten. Die Gerichte sind hübsch angerichtet die Zutaten sind fein aufeinander abgestimmt. Besonders die Lage ist super: direkt am Markt von Ostrava in einer ruhigen Seitengasse.
Hippe und skurrile Orte in Tschechien
Prag 7
Der Stadtteil ist die kreative Oase der Stadt. Die ehemaligen Industriehallen wurden vielerorts mit bunten Wandmalereien geschmückt. Es gibt Galerien, hippe Restaurants mit moderner Küche und viele Bars.
DOX
Poupětova 1
170 00 Praha 7-Holešovice
Das DOX ist ein Museum für zeitgenössische Kunst mit wechselnden Ausstellungen. Das Highlight ist das hölzerne Zeppelin auf dem Dach des Museums.
Öffnungszeiten: Samstag-Montag 10:00-18:00 Uhr, Mittwoch und Freitag 11:00-19:00 Uhr, Donnerstag 11:00-21:00 Uhr, Dienstags geschlossen
Eintritt: 180 CZK (7,00 EUR)
Letna Park
Letenské sady
170 00 Praha 7-Letná
Falls du Prag 7 besuchen möchtest, nimm’ nicht die Tram, sondern spaziere durch den Letna Park. Von hier aus hast du einen fantastischen Blick über die Prager Altstadt und die vielen Brücken der Moldau.
Havlíčkovy Park
Havlíčkovy Sady
120 00 Vinohrady
Der Havlíčkovy Park ist der zweitgrößte Park der Stadt und liegt an der Grenze zum Stadtteil Vršovice. Es gibt prunkvolle Springbrunnen, Pavillons, Statuen und eine kleine Grotte. Am Hang des Parks wurde ein weitläufiger Weingarten angelegt und oben auf der Anhöhe befindet sich ein wunderschöner hölzerner Pavillon. Der Park befindet sich etwa sieben Häuserblöcke südlich von Náměstí Míru (U-Bahn Linie A). Von Náměstí Míru nimmst du die Tram 4, 13 oder 22 bis Jana Masaryka. Von dort gehst du Richtung Máchova und Rybalkova, wo sich der Haupteingang des Parks befindet.
Der Drache von Brno
Altes Rathaus
Radnická 8
602 00 Brno-střed
Der vermeintliche Drache, oder anders: das berühmte Krokodil von Ostrava. Der Legende nach wilderte einst ein Drache durch die Straßen von Brno. Eines Tages kam ein Schlachter zu Besuch und füllte ein Schaffell mit einer giftigen Substanz. Der Drache nahm das Schaf als köstliche Mahlzeit wahr, aß es und starb an der Vergiftung.
Die Katakomben der St. Jakob Kirche
Jakubské nám. 101/2
602 00 Brno-střed-Brno-město
Vorsicht: im Englischen heißt die Kathedrale St. James. Die Kathedrale ist recht hübsch, birgt jedoch ein dunkles Vermächtnis. Unter ihr liegt ein großes Beinhaus. Unzählige Schädel und Knochen wurden wie Ornamente arrangiert und dienen als Dekoration für Decken und Wände.
Öffnungszeiten: Montag-Sonntag 07:00-20:00 Uhr
Eintritt: frei
Kathedrale zum Göttlichen Erlöser
nám. Msgr. Šrámka 4/1760
702 00 Moravská Ostrava a Přívoz
Die Katedrála Božského Spasitele ist eine sehr schmucklos und eigentlich gar nicht schöne Kirche, die jedoch ein ganz spannendes Detail hat: in jedem Kirchenfenster gibt es ein Segment, in dem das Fensterglas durch ein transluszentes Display ausgetauscht wurde. Die kleinen Monitore lassen weiterhin Licht in die Kirche, zeigen aber auch Animationen von kunterbunten Kirchenbemalungen.
Das Neue Rathaus mit Blick auf die schmutzige Emma
Prokešovo nám. 1803/8
702 00 Moravská Ostrava a Přívoz
Das Neue Rathaus ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Zu ihm gehört ein 75 Meter hoher Turm. Von oben hast du einen hervorragenden Blick über die Stand, das Umland und die schmutzige Emma. Sie ist eine Halde aus der Schlacke der umliegenden Eisen- und Kohlewerke, auf der mittlerweile ein immergrüner Rasen wächst. Immergrün deswegen, weil die Temperatur des Hügels einige Grad wärmer ist, so dass auch im Winter kein Schnee auf Emma liegen bleibt.
Öffnungszeiten: täglich 09:00-19:00 Uhr
PLATO GALERIE
Janáčkova 22
702 00 Moravská Ostrava a Přívoz
Willkommen im Baumarkt! Das ehemalige Bauhaus wurde zu einer Galerie umgestaltet. In dem riesengroßen Raum gibt es nur wenige Stützbalken, dafür aber viele Exponate moderner Kunst, die wild im Raum verteilt sind.
Öffnungszeiten: Samstag, Sonntag, Dienstag & Donnerstag 10:00-18:00 Uhr, Mittwoch & Freitag 10:00-20:00, Montag geschlossen
Eintritt: frei
Weitere Informationen und Tipps für deine Reise nach Tschechien findest du auf der OFFIZIELLEN WEBSEITE von Visit Czech Republic.
Warst du schon mal in Prag, Brno oder Ostrava? Vielleicht hast du noch weitere Tipps oder Fragen zu meiner Reise? Dann hinterlasse mir sehr gerne einen Kommentar unter dem Artikel oder schick‘ mir eine NACHRICHT.
Ich freue mich, von dir zu hören!
Autoreninfo
Sebastian kommt ursprünglich aus der Nähe von Mainz. Vor fast zehn Jahren hat zog er nach München. Er liebt das Reisen; vor allem aber sich dort fallen lassen zu können, wo nicht alle hinrennen. Dort muss dann alles aufgesogen werden: kulinarisch wie optisch, mit allen Sinnen und mit der Kamera. Schon als kleiner Junge durfte Sebastian die Reisen seiner Eltern festhalten. Später studierte er dann Kommunikationsdesign und arbeitet seitdem als FOTOGRAF und Grafikdesigner.
Neuerdings hat Sebastian München den Rücken gekehrt. Seit ein paar Wochen lebt und arbeitet er auf der Sonneninsel Mallorca; auf dem Land. Dort genießt er die Zeit zwischen 13 und 15 Uhr, wenn alle Siesta machen.
Offenlegung: Diese Reise entstand in Zusammenarbeit mit Visit Czech Republic. Meine Meinung über das Erlebte bleibt davon unbeeinflusst.
Und noch eine kleine Info: dieser Artikel enthält Affiliate-Links. Wenn du hierüber buchst oder etwas bestellst, erhalte ich eine kleine Provision, die dem Erhalt dieses Blogs dient. Für dich entstehen keine Mehrkosten.
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