Ist es nicht toll, wie ein kurzer Urlaub in der Natur unseren Kopf wieder frei machen kann? Da ich in Hamburg lebe, hat ein Ausflug in die Natur meist etwas mit Meer zu tun – OSTSEE und NORDSEE liegen quasi vor der Tür. Doch dieses Mal entschieden wir uns für eine Reise gen Süden. Unser Ziel: der Harz. Nach gerade einmal drei Stunden Autofahrt befanden wir uns plötzlich in einer vollkommen anderen Welt aus bunten mittelalterlichen Kleinstädten, mystischen Wäldern und felsigen Bergen. Am letzten Abend saßen wir wieder in einem schnuckeligen Fachwerkhaus beim Essen und ließen unsere Wander-Highlights im Harz Revue passieren. 

Kanada im Harz – Eine Wanderung um den Oderteich

Unsere Anfahrt in den Harz war schon sehr abenteuerlich und wurde von Sturzfluten begleitet, wie wir sie noch nie zuvor gesehen hatten. Die Autobahn wurde teilweise gesperrt und unsere Idee, über die Dörfer zu fahren, entpuppte sich als nicht weniger kompliziert – auch hier standen ganze Straßenzüge unter Wasser.  

  • Oderteich Wanderung

  • 6,35 Kilometer

  • 1,5 Stunden

  • Route: KOMOOT

Jetzt sitzen wir gerade in unserem kleinen grünen Auto und der Regen prasselt auf das Dach. Wir knabbern an Nüsschen und einem Apfel, unschlüssig, ob wir uns raus wagen sollten. Irgendwann werden die Tropfen leichter und wir entschließen uns, einfach loszugehen. Wozu gibt es Allwetterkleidung? Für unser erstes Mal Wandern im Harz, hatten wir uns ohnehin eine leichte und nicht zu lange Strecke vorgenommen.

Vom Parkplatz aus überqueren wir Bundesstrasse 242, an deren Rand die Südspitze des Sees liegt. Der Oderteich ist wie die meisten Seen im Harz ein Stausee. In den Jahren 1722 bis 1891 war er sogar der größte Deutschlands, was die heutige Idylle nicht mehr vermuten lässt. Unser Weg führt uns zunächst über die Schutzanlage der Hochwasserentlassung. Links von ihr stehen zehn Granitobelisken am Uferrand aufgereiht, die in früheren Zeiten als Eisbrecher dienten. Sie verhinderten, dass die mehrere Dezimeter dicke Eisschicht sich während der Schmelze vor den Auslauf schob. Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier in der Gegend solche Eisschichten heute noch möglich sind. 

Granitobelisken Oderteich Harz

Als wir auf eine schiefe Holzbrücke zugehen, hört es plötzlich auf zu regnen. Hinter der Brücke bedecken vom nassen Regen schwarz gefärbte Wurzelarme den Weg. Es scheint als würden sie sich den Weg zurückerobern wollen. Ihre Wurzelhände greifen quer über den Weg und buddeln sich tief in die Erde ein.

Dort wo die Erde zu sumpfig ist, wurden Holzwege auf kleinen Pfeilern errichtet. Wir gehen durch eine mystische Landschaft, in denen das Grün der jungen Bäume leuchtet und die Stümpfe der abgestorbenen Fichten wild in der Gegend herumliegen und neuen Lebensraum für Kleintiere bieten. 

Oderteich Harz

Um die Nordspitze herum führt der Weg durch den Wald und im Westen gelangen wir an den Badestrand, wo neben einer Entenfamilie tatsächlich ein paar mutige Badenixen planschen. Der Blick über die nahe am Wasser gelegenen Felsen, den See und den Wald erinnert mich an meinen KANUAUSFLUG IN MANITOBA.

Der Brocken: Norddeutschlands höchster Berg

Mit einer Höhe 1.141 Metern ist der Brocken der höchste Berg im Norden von Deutschland. Im Volksmund wird er auch Blocksberg genannt – wie Bibi, die kleine Hexe. Die großen Hexen treffen sich jährlich in der letzten Aprilnacht hier auf dem Brocken, wenn der Teufel seine Hexen und Zauberer auf den Berg einlädt. Sobald die Geisterstunde eingeläutet wurde, tanzen die sagenhaften Kreaturen ums Feuer herum. Jetzt im Sommer sind kaum Hexen unterwegs, aber unsere Anreise auf den Gipfel nicht weniger märchenhaft.

Mit der Schmalspurbahn auf den Gipfel 

Nicht erst seit meiner dreimonatigen Zugreise durch die USA bin ich großer Zugfan. Wenn es dann noch historische Dampfloks sind, komme ich aus dem Entzücken gar nicht mehr heraus. Tatsächlich verfügt der Harz über das längste Schmalspur-Streckennetz in Deutschland. Eine der Dampfloks tuckert auch auf den Brocken hinauf. 

Schnaubend und pfeifend fährt die schwarze Dampflok in den Bahnhof Schierke ein. Wir besteigen die historischen Waggons mit ihren Holzbänken. Dort hält es uns nicht lange drauf, denn wie es bei alten Zügen üblich ist, können wir auf dem Tritt stehen, der zwei Waggons miteinander verbindet. Was für ein Gefühl der Freiheit! 

Bahnhof Schierke Harz
Brockenbahn Harz
Brockenbahn Harz

Der Zug rattert schwerfällig über die Gleise. Das Pfeifen der Lok hallt in den Wäldern wider. An den Zugübergängen winken uns die Wanderer freundlich zu. Der Blick über die Harzer Berge ist traumhaft, auch wenn das Waldsterben mittlerweile wirklich erschreckend große Ausmaße angenommen hat. 

Nach etwa zwanzig Minuten erreichen wir den Gipfel des Brocken. Hier oben wachsen lediglich Zwergsträucher und Heide. Das hat weniger etwas mit der Höhe zu tun, sondern eher mit dem rauen Klima. Der Brocken ist der windreichste Berg Deutschlands. Die mittlere Niederschlagsmenge liegt bei 1.600 mm im Jahr und die Jahresmitteltemperatur beträgt ca. 4 °C. Im Vergleich: in Hamburg liegen die mittleren Niederschläge bei 749 mm im Jahr und die Durchschnittstemperatur bei 8,8°C. 

Brocken Harz

Der abenteuerliche Eckerlochstieg

Die letzten dicken Wolken verziehen sich glücklicherweise gerade, so dass sich uns ein wundervolles Panorama bietet. Wir gehen ein Stück den Gipfelrundweg entlang und begeben uns dann auf den Weg nach Schierke zurück. Wir haben uns gegen die einfachen Wege und für den Abstieg durch den Eckerlochstieg entschieden. Der Wanderweg durch das Eckerloch ist einer der beliebtesten Wanderwege im Harz und auch der schnellste Weg zurück nach Schierke. Allerdings ist es nicht der bequemste. 

Als wir an der Abzweigung zum Eckerloch ankommen diskutiert gerade ein Pärchen, ob sie den Abstieg mit ihren weißen Ledersneakern wagen sollten. Wir lassen ihnen einen kleinen Vorsprung und halten Rast auf einem Felsen, bis wir uns selbst unwissend auf den Weg machen. Kurze Zeit später kommt uns das Pärchen wieder entgegen, was uns in unserer Wanderabenteuer-Euphorie nur bestätigt, die richtige Wahl getroffen zu haben.

Fast den ganzen Weg entlang springen wir wie Bergziegen von Stein zu Stein. An einigen Abschnitten plätschert Wasser zwischen den Felsen entlang. Der Ausblick auf die herumliegenden Wälder ist wunderschön. Wir begegnen einem Seniorenpaar, das sich mit Wanderstöcken bewaffnet die 500 Meter Höhenunterschied des Eckerlochstiegs herauf mühen. 

Eckerlochstieg Brocken Harz

  • Eckerlochstieg

  • 8,18 Kilometer

  • 2,5 Stunden

  • Route: KOMOOT

Der lustige Herr bezeichnet uns als „Faule Säcke!”, weil wir den Stieg hinunter wandern und die Dame schlägt ihre Hände, beziehungsweise Stöcker, über dem Kopf zusammen: „Kinder, was tut ihr euren Gelenken an!” Sie hat nicht Unrecht, der Weg bergab ist sicherlich mit geringerer Kondition zu schaffen, aber die Gelenke müssen einiges abfedern. 

Solidarität für die Borkenkäfer

Schon vor meiner Reise in den Harz ernteten wir nicht nur Zuspruch für unser Reiseziel. Meist hörten wir ein: „Ach, wie schön. Aber die ganzen toten Bäume!” Gerade während der Fahrt mit der Brockenbahn ist uns bewusst geworden, wie groß wirklich das Ausmaß des Waldsterbens im Harz ist. Wir sind teilweise minutenlang durch Waldabschnitte gefahren, in denen nur noch trockene knochige Fichtenreste traurig in die Luft ragen. Dieses Bild zieht sich leider wirklich durch den ganzen Nationalpark. Die meisten Menschen schimpfen dann: „Der böse Borkenkäfer, der zerfrisst alles!” 

Wie es der Zufall und ein entfernter Verwandheitsgrad will, landen wir eines Harzer Abends bei Mitarbeitern des Nationalparks am Tisch. Sie sind es, die für den Borkenkäfer in die Bresche springen, denn der Borkenkäfer ist nicht Schuld am Waldsterben! Er geht einfach seiner Natur nach. Der Klimawandel, der ist schuld! Der sorgt nämlich dafür, dass die Fichten viel zu trocken sind und nicht mehr genug Harz produzieren, um sich gegen die Borkenkäfer zu wehren. 

Borkenkäfer Harz
Borkenkäfer Harz

Und die Fichten, die sind übrigens im Harz auch nicht auf natürliche Weise zu Hause. In der Bergbauzeit wurde viel Holz zum Feuern benötigt. Die Buchen, die hier ursprünglich wuchsen, waren schnell abgeholzt. Um fix Holznachschub zu bekommen, wurden schneller wachsende und ebenfalls sehr robuste Fichten gepflanzt. 

Bei der Aufforstung wird nun überlegt, wieder zum Ursprung zurückzukehren und Buchen zu pflanzen. Das Problem Klimawandel bleibt aber bestehen und wer weiß, vielleicht ist der Harz irgendwann eher der natürliche Raum der Kakteen und Palmen?

Göttlich schön: die Teufelsmauer

Am nördlichen Harzrand verläuft zwischen Blankenburg und Ballenstedt die sagenumwobene Teufelsmauer. Die schroffen Felsformationen ragen aus dem dichten Wald empor. Hier sieht die Vegetation ganz anders aus als auf dem Brocken. Laubbäume bestimmen die Wälder und werden durch Kornfelder eingerahmt, die gerade jetzt durch die Mohnblumen feuerrot leuchten. 

Mohnblumen

Wir parken unser Auto in Blankenburg und machen uns sogleich an den Aufstieg zur Teufelsmauer. Vor ungefähr 80 Millionen Jahren wurde die Harzscholle geschoben. Durch den Druck wurden die angrenzenden Erdschichten so stark zusammengepresst, dass sich die Schichtrippenlandschaft der Teufelsmauer bilden konnte. So viel zur Geologie.

Der Sage nach haben sich hier einst Gott und der Teufel gestritten. Gott wollte das fruchtbare Land für sich behalten und der Teufel sollte den erzhaltigen Harz bekommen. Um sein Revier zu markieren, sollte der Teufel über Nacht eine Mauer um sein Gebiet errichten. Er baute eine gar stattliche Felsmauer. Als jedoch eine Bäuerin aus Timmenrode schlaftrunken in der noch dunklen Nacht mit ihrem Korb stolperte, fiel der darin hockende Hahn heraus. Der krähte seinen Schrecken aus vollen Hals heraus. Der Teufel dachte daraufhin, die Nacht sei nun vorbei.  Voller Wut, sein Mammutwerk nicht wie vereinbart vor dem Morgen vollendet zu haben, zerschlug der Teufel seine Mauer. Und auf diesen Überresten, kraxeln wir am frühen Morgen nun herum.

Gleich die erste Felsformation, der Großvaterfelsen, lässt auch uns jegliche Morgenmüdigkeit vergessen. Vorsichtig steigen wir die schmalen Felsstufen hinauf. An einigen Stellen wurden dünne Metallrohre zum Festhalten angebracht. Die Spitze des Felsens ist etwa 317 Meter hoch und gilt als ein Wahrzeichen Blankenburgs. Von hier oben können wir weit über die Stadt und die umliegenden Felder blicken.

Großvaterfelsen Harz
Großvaterfelsen Harz

Der Kammweg der Teufelsmauer

Hinter dem Großvaterfelsen können sich die Wanderer entscheiden, ob sie einen der Seitenhänge entlang wandern oder aber den Kammweg entlang kraxeln möchten. Letzterer ist ein tolles Abenteuer, könnte aber für Leute mit Höhenangst auch schnell zur Tortur werden. 

Die haben wir zum Glück nicht und so geht es für uns hoch hinaus. Der Wanderweg ist mit nur anderthalb Kilometern recht kurz, jedoch kommen wir nur stockend voran, da wir immer wieder auf Felsen klettern müssen, um die Aussicht zu genießen. 

  • Kammweg

  • 8 Kilometer

  • 2,5 Stunden

  • Route: KOMOOT

Es gibt einen Weg zwischen den Felsspitzen entlang. Oft sind Stufen in den Stein gemeißelt und schmale Geländer zum Festhalten an den Fels montiert. Auf viele Felsen befinden sich in den Stein gehauene Initialen, die uns teilweise schon recht alt vorkommen. Tatsächlich gibt es den Weg schon seit 1853. Er wurde auf Wunsch des damaligen Blankenburger Bürgermeisters Carl Löbbecke angelegt und trägt deswegen auch den Namen Löbbeckestieg

Kammweg Teufelsmauer Harz

Als das Felsabenteuer sich dem Ende neigt,  gelangen wir an einen sattelähnlichen Einschnitt in das Sandsteinmassiv und befinden uns mitten in einem dichten Wald. Wir folgen den Waldwegen noch für etwa einen Kilometer, bis wir bei einem weiteren Felsmassiv – unserem Ziel – ankommen: das Hamburger Wappen. Den Namen hat die Felsformation wegen ihrer drei steil aufragenden Felsnadeln. Sie ähneln dem Wappen von Hamburg. Zugegeben: selbst wir als Hamburger brauchen dafür sehr viel Fantasie. 

Hamburger Wappen Teufelsmauer Harz

Harzer Fachwerk-Träume

Nicht nur rot, sondern auch gelb, grün, blau – ach, in sämtlichen Farben leuchten die bunten Fachwerkstädtchen im Harz. Dabei ist eins schöner als das andere. 

Die tausendjährige Stadt Goslar

Wir starten unsere Rundreise durch den Harz in Goslar. Das Erzbergwerk am Rammelsberg wurde 1988  nach mehr als 1.000 Jahren, in denen es nahezu ununterbrochen als Bergwerk diente, stillgelegt. Nur vier Jahre später wurde es daraufhin zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt und erhielt 2010 den Zusatz Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft

Von unserem Hotel aus sind es nur wenige Schritte bis in die schöne Altstadt. Nachdem wir in strömendem Regen angekommen sind, scheint nun die Sonne auf das Kopfsteinpflaster der kleinen Gassen. Wir schlendern an Häusern mit buntem Fachwerk vorbei. Besonders schön ist es entlang der Abzucht, wo sich die Oker durch die Altstadt schlängelt. Die Brückengeländer sind mit bunten Blumen verziert und unter ihnen plätschert der Fluss entlang. 

Abzucht Goslar Harz

Bei so viel mittelalterlichem Charme wundert es nicht, dass Goslar immer wieder als Drehort für Reportagen, Fernseh- und Kinofilme genutzt wird. George Clooney, Matt Damon und Bill Murray zum Beispiel haben hier für The Monuments Men vor der Kamera gestanden. 

Wir läuten unseren Urlaub auf dem Marktplatz ein. Bei einem Eiskaffee brutzeln wir in der Sonne und vergessen die Zeit. Links von uns befindet sich das alte Kämmereigebäude. Vier Mal täglich findet auf dessen Zwerchgiebel ein Glockenspiel statt. Dann öffnen sich die drei Türchen und die tanzenden Figuren erzählen die Geschichte des Rammelsberger Bergbaus. Gegenüber befindet sich das Hotel Kaiserworth, an dessen Ecke der kleine Dukatenscheisser sein Werk verrichtet. 

Marktplatz Goslar Harz
Dukatenscheisser Marktplatz Goslar Harz

Auf den Anblick hin trinken wir direkt noch einen Aperol Spritz und schnell ist klar: wir schaffen es vor dem Abendessen gar nicht mehr zurück ins Hotel und stratzen trotz erneut grummelnden Himmels gen Maltermeister Turm. Google Maps sagt, es sind nur zwei Kilometer Fußweg. Die schaffen wir auch in Badelatschen. 

„Dinner mit Panoramablick über Goslar” – ich hätte ahnen können, dass dieser Weg nicht ebenerdig verläuft. Hinter den Villen am Hang führt uns der Weg zunächst über eine Wiese am Fuß des Rammelsberg und weiter in  einen Wald hinein, in dem wir scharf links auf einen Waldpfad abbiegen und von da aus steil bergauf laufen – in Latschen, Blümchenkleid und Tasche über der Schulter hängend. Lauter hätte niemand wortlos „Hallo, wir sind der Besuch aus der Stadt!” schreien können. Nach weit mehr als den angepeilten zwanzig Minuten erreichen wir das Restaurant. Den Spargel und den Wein mit Panoramablick haben wir uns redlich verdient!

Malermeister Turm Goslar

Das Fachwerk-Paradies Wernigerode 

Wernigerode liegt an der Nordostflanke des Harzes und ist nur etwa zwölf Kilometer vom Brocken entfernt. Wir sind schon vollkommen entzückt, als wir nach unserer Wanderung in dem kleinen Städtchen ankommen und durch die enge Hofeinfahrt unseres Hotels rollen. Vor den Fachwerkwänden blühen kübelweise bunte Blumen. In einem kleinen Brunnen tropft leise das Wasser vor sich hin. Um den Parkplatz herum gibt es einen Garten in dem dicke Holzbänke und Liegen stehen. Von hier aus sehen wir sogar das Schloss oben auf dem Berg thronen. 

Schon Hermann Löns bezeichnete Wernigerode als „Die bunte Stadt am Harz“. Die Häuschen scheinen noch bunter und die Gassen noch enger als in Goslar zu sein.

Ganz besonders putzig ist das Kleinste Haus in der Kochstraße. Es wurde im 18. Jahrhundert im barocken Fachwerkstil erbaut und ist lediglich 4,20 hoch und 2,95 Meter breit. Nicht einmal ich passe durch die Haustür, denn die ist nur 1,70 Meter hoch. Es heißt, dass hier teilweise bis zu elf Personen gelebt haben. Heute dient das Haus als Museum. Genauso wie das Schiefe Haus. Es befindet sich direkt hinter dem Rathaus und wurde 1680 erbaut und diente als Walkmühle speziell für die Tuchmachergilde. Durch die Strömung des damals noch offenen Mühlgrabens wurde die Grundmauer umspült. Daraufhin senkte sich die Ostfassade des Hauses und hat heute eine fast doppelte Neigung wie der schiefe Turm von Pisa. 

Wernigerode Harz

Wernigerode Harz

Unser Highlight von Wenigerode liegt auch in einem kleinen Fachwerkhaus mit Garten: das Orchidea Huong, ein japanisch-vietnamesisches Restaurant. Ich bin wirklich ein sehr großer Fan von asiatischem Essen und kann sagen, dass ich selten so gut japanisch außerhalb von Japan gegessen habe. Nachdem wir uns die Karte rauf und runter bestellt und unseren Geldbeutel leer gefuttert haben, entdecken wir beim Verlassen des Restaurants an der Wall of Fame, dass auch Persönlichkeiten wie George Clooney, Matt Damon und Angela Merkel die Küche des Hauses zu schätzen wissen. 

Romantik pur in Quedlinburg

Quedlinburg stand gar nicht auf unserem Programm, aber gerade als wir die Stufen der Burg- und Festungsruine Regenstein erklimmen, beginnt es zu gewittern. Wir entschließen uns, den Plan umzuwerfen und nach Quedlinburg zu fahren. 

Die Stadt liegt nördlich des Harzes an der Bode. 922 wurde Quedlinburg zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Das war sogar noch vor Goslar. Quedlinburgs Architektur zählt seit 1994 zum UNESCO Weltkulturerbe und macht die Stadt zu einem der größten Flächendenkmale in Deutschland.

Quedlinburg Harz

Wir können es kaum glauben, aber nachdem Wernigerode uns schon so begeistert hat, müssen wir uns nun wiederholen: Quedlinburg ist noch bunter und noch verwinkelter. In der Altstadt stehen mehr als 2000 Fachwerkhäuser aus acht Jahrhunderten. In den Hinterhöfen befinden sich Ansammlungen von Geschäften mit Kunsthandwerk und verträumte Cafés.

Ein besonders schönes Café gibt es am Kornmarkt. Direkt vor dem Denkmal der Persönlichkeiten der Quedlinburger Geschichte liegt eine Speicher-Ruine, die als Bistro dient. Neben den überdachten Sofa-Ecken gibt es einige Tische, über denen große rote Sonnenschirme leuchten – oder vielleicht auch Regenschirme, denn an dieser Stelle hat das Gebäude kein Dach. Solch hippen Industriecharme hätten wir hier gar nicht erwartet. Bei einem Cold Brew Kaffee einigen wir uns darauf, dass es gar nicht so schlimm war, dass das Gewitter uns einen Strich durch die letzte Wander-Rechnung gemacht hat. 

Quedlinburg Harz

Informationen für deinen Roadtrip in den Harz

Anreisen & Rumreisen

Der Harz liegt im Herzen Deutschlands und ist von überall aus gut zu erreichen. Niedersachsen und Sachsen-Anhalt teilen sich das Gebiet des Nationalparks Harz, weswegen es auch eine Vielzahl verschiedener Ausgangspunkte für Wanderungen gibt. Am besten haben mir Wernigerode und Quedlinburg gefallen. Hier kannst du abends noch ein bisschen durch die mittelalterlichen Gassen ziehen und einen Absacker trinken. 

Ich fand es sehr angenehm, ein eigenes Auto zu haben. Wir konnten uns jederzeit spontan zu weiteren Abstechern entscheiden. 

Bei der Anreise mit dem Zug nutzt du von Norden kommend am besten die Bahnhöfe Goslar, Bad Harzburg oder Wernigerode. Aus dem Süden kommend liegen die Bahnhöfe Herzberg und Walkenried am günstigsten. Das Netz der Busse ist im Harz recht gut ausgebaut. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten werden regelmäßig abgeklappert. Außerdem kannst du mit dem Harzer Urlaubsticket sogar die öffentlichen Verkehrsmittel kostenfrei nutzen. Das Ticket bekommt jeder der in einer Unterkunft  im Harzer Landkreis übernachtet. Nähere Informationen zu dem Ticket findest du auf HATIX WEBSEITE.

Reisezeit 

Gerade wenn du im Harz wandern möchtest, eignen sich die Monate Mai bis Oktober am besten für deine Reise. Auch im Hochsommer wird es meist nicht zu heiß. Außerdem spenden die Bäume viel Schatten.

Im Frühjahr und Herbst kann das Wetter sehr niederschlagsreich und wechselhaft sein. Wir haben auch die Erfahrung gemacht, dass es an einer Stelle aus Eimern goss und fünfzehn Kilometer weiter die Straßen vollkommen trocken waren. Pack’ am besten wetterfeste Kleidung ein. Im Sommer sind ordentliche Gewitter keine Seltenheit. Aber keine Angst: Auf vielen Wanderwegen befinden sich Schutzhütten, in denen du bei Blitz und Donner Unterschlupf finden kannst. 

Ganz besonders schön ist Wandern im Herbst. Im Süd- und Oberharz befinden sich viele Mischwälder, die dann in den schönsten Farben leuchten. 

Auch der Winter war immer eine starke Saison für den Harz, doch durch den Klimawandel fällt immer weniger Schnee. Im Januar und Februar ist die Wahrscheinlichkeit am größten, sich die Skier und Boards unterschnallen und durch den Schnee rasen zu können. Die meisten Reisenden entscheiden sich dann spontan für einen Besuch, so dass du die Wochenenden eher meiden solltest. 

Harz

Weitere Sehenswürdigkeiten & Aktivitäten

  • Eine komplette Übersicht über Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten im Harz bekommst du auf der offiziellen WEBSEITE DER REGION
  • Informationen über Goslar findest du auf der WEBSEITE DER STADT. Es werden einige interessante Stadtführungen angeboten. Eine Übersicht erhältst du im Veranstaltungskalender.
  • Auch Wernigerode bietet viele spannend und unterschiedliche STADTFÜHRUNGEN an.

Je nach deinen Reiseplänen lohnt sich für dich eventuell die HARZ CARD. Es gibt eine für 48 Stunden oder für 4 Tage.  Die Karte gewährt dir 120 Mal freien Eintritt in Höhlen, Zoos, Thermen, Schlösser und andere Sehenswürdigkeiten. Für Kinder bis 4 Jahre ist die Karte zudem kostenfrei.

Marktkirche Goslar
Marktkirchhof 1
38640 Goslar

Öffnungszeiten: täglich 10:00-17:00 Uhr

Der Nordturm der Marktkirche ist 55 Meter hoch. In ihm hängt die zweitgrößte Glocke Niedersachsens. Von der Aussichtsplattform aus hast du einen fantastischen Rundumblick über Goslar. Kleiner Tipp: Vorsicht zur vollen Stunde. Eine große Glocke macht auch großen Lärm. Pass’ auf, dass das Klingeln nicht noch einige Tage lang anhält!

STABKIRCHE HAHNENKLEE
Professor-Mohrmann-Weg 1
38644 Goslar

Öffnungszeiten: Montag-Samstag 10:30-17:00 Uhr, Sonntag 11:00-17:00

Dies ist die schönste Kirche die ich jemals gesehen habe! Erbaut wurde sie 1907-1908, nach dem Vorbild der wesentlich älteren Stabkirchen Norwegens. Sie besteht komplett aus Fichtenholz aus der Gegend und erinnert fast an dickbäuchige Wikingerschiffe. Schau’ unbedingt rein! Sogar der Kronleuchter ist einem Steuerrad vom Schiff nachempfunden.

Stabkirche Hahnenklee Harz

DIE BROCKENBAHN

Fahrpläne: findest du auf der WEBSEITE 
Preis: Einzelfahrt 31,00 EUR / Hin- und Rückfahrt 45,00 EUR

Mit der historischen Schmalspurbahn den Brocken zu erklimmen, ist ein besonderes Abenteuer. Rauchend und pfeifend windet sie sich die Gleise zum Gipfel empor. Die Aussicht auf die umliegenden Berge ist fantastisch. Und: wer sich wagt, kann auf dem Tritt zwischen zwei Waggons stehen. Freiheit pur!

HÄNGEBRÜCKE TITAN RT
Rappbodetalsperre an der L96 Oberharz am Brocken
38889 Elbingerode

Öffnungszeiten: täglich 08:00-22:00 Uhr

Action im Rappbodetal: Auf insgesamt 458,5 Metern Gesamtlänge spannt sich die Hängebrücke über das Bode-Staubecken. Von der Brücke aus hast du einen fantastischen Blick auf den Staudamm und die umliegende Landschaft. Mutige können sich auch per Megazipline einen ganzen Kilometer auf die andere Seite katapultieren lassen oder mittig von der Brücke herunter Bungee springen.

Titan RT Hängebrücke Harz

Etwas idyllischer mit weniger Action geht es an der Okertalsperre zu. Hinter der Staumauer liegt ein weit verzweigter Stausee mit vielen schönen Buchten. Es gibt Ausflugsboote mit denen du eine Rundfahrt über den Stausee machen kannst oder aber du bist selbst aktiv und entscheidest dich für Windsurfen, Segeln, Rudern oder Tretboot fahren.

Burg Regenstein und Sandhöhlen
Am Platenberg
38889 Blankenburg 

Öffnungszeiten: täglich von 10:00-18:00 Uhr
Eintritt: 3,00 EUR

Die Burg Regenstein ist die Ruine einer Felsenburg aus dem Hochmittelalter. Sie ist von Resten der neuzeitlichen Festung umgeben. Ganz in der Nähe befinden sich auf einer Waldlichtung eindrucksvolle Höhlen im Sandsteinfelsen. Ein wahrlich magischer Ort. Schon in frühgeschichtlicher Zeit sollen die Germanen diesen Platz als Versammlungsort genutzt haben.

Food & Drinks

BERGGASTSTÄTTE MALTERMEISTER TURM
Rammelsberger Str. 99
38644 Goslar

Öffnungszeiten: Mittwoch-Sonntag 12:00-20:00 Uhr, Montag & Dienstag geschlossen

Hier bekommst du zu sehr gutem Essen auch direkt einen fantastischen Ausblick auf Goslar und die hügeligen Wälder. Solltest du dich dafür entscheiden, zu Fuß zum Restaurant zu gehen (was sich durchaus lohnt), solltest du festes Schuhwerk tragen. 

CASA VITA
Marktstraße 39
38855 Wernigerode

Öffnungszeiten: Dienstag-Sonntag 17:00-22:00 Uhr, Montag geschlossen

Ein schnuckeliger Italiener mit einem niedlichen Hinterhof. Es gibt große Auswahl an Speisen, inklusive selbstgemachter Pasta.

ORCHIDEA HUONG
Klintgasse 1
38855 Wernigerode

Öffnungszeiten: Montag-Freitag 17:00-23:00 Uhr, Samstag & Sonntag 12:00-15:00 Uhr & 17:00-23:00 Uhr

Eins steht fest: für mich wird es nie wieder eine Harzreise geben, ohne dieses Restaurant zu besuchen. Das japanische Essen ist wirklich hervorragend und das Ambiente mit dem kleinen Koi-Teich und der Brücke im Restaurant lässt dich vollkommen vergessen, dass du gerade mitten in einer mittelalterlichen Fachwerkstadt bist.

EISCAFÉ VENEZIA
Schuhhof 1
38640 Goslar

Das ist Urlaub! In der Sonne auf dem Marktplatz sitzen und Eiskaffee trinken.

SCHNEEWEISS & ROSENROT
Bäckerstraße 105
38640 Goslar

Öffnungszeiten: Montag-Freitag 8:30-20:00, Samstag 10:00-20:00 Uhr, Sonntag 10:00-18:00

Das Café ist ein Paradies für Vegetarier und Veganer. Auf der Karte gibt es deftige Speisen, wie auch süße Leckereien. Wer sich in die Marmeladen oder Chutneys verliebt, kann diese in Gläser abgefüllt kaufen. Auch Essig und Öl gibt es aus eigener Herstellung.

DER WINDBEUTEL-KÖNIG
Gemkenthal 1
38707 Altenau

Öffnungszeiten: Freitag-Sonntag 12:30-17:00 Uhr

Sei dir sicher: ich kichere gerade. Wir sind durch Zufall an dem Café am Straßenrand vorbei gefahren und das Windbeutel-Paradies hat uns nicht mehr losgelassen. Also kehrten wir um und gönnten uns einen Windbeutel beim König. Sie sind perfekt! Am Nebentisch bestellten sich Gäste sogar einen großen Windbeutel. Der kommt dann  in Form eines Schwans. 

Windbeutel Paradies Harz
Windbeutel König Harz

Unterkünfte

VILLA SAXER
Mauerstraße 24-25
38640 Goslar

Preis: DZ ab 120,00 EUR

Unweit der Altstadt steht das moderne Designhotel Villa Saxer. Die Zimmer sind großzügig geschnitten und haben teilweise Terrassen. Mir gefielen besonders die riesengroße ebenerdige Dusche im Bad. Außerdem waren die Hotelmitarbeiter alle unheimlich nett und entspannt.

Weitere Hotels in Goslar findest du: HIER.

BROCKENBLICK FERIENPARK
Alte Wernigeröder Str. 1-2
38879 Schierke

Preis: DZ ab 94,00 EU

Neben großzügigen Zimmern hat das Hotel auch eine Vielzahl an Apartments, die du perfekt mit Freunden oder der Familie nutzen kannst. Die Gebäude befinden sich mitten im Wald oberhalb von Schierke. Für deine Brockenwanderung musst du also nur vor die Tür treten und schon kann es losgehen.

Weitere Hotels am Brocken findest du: HIER.

HOTEL AM ANGER
Breite Str. 92-94
38855 Wernigerode

Preis: DZ ab 120,00 EUR

Ich persönlich würde immer wieder Wernigerode als Basis für Ausflüge in den Harz wählen. Die Altstadt ist einfach wunderschön und an jeder Ecke gibt es Cafés und Restaurants – perfekt für einen entspannten Abend nach einer langen Wanderung. Das Hotel Am Anger liegt mitten in der Altstadt in einem wunderschönen Hinterhof. Die hinteren Zimmer sind mit Blick auf das Schloss. 

Weitere Hotels in Wernigerode findest du: HIER.

DIE FELLEREI
An der Trift 19
38678 Clausthal-Zellerfeld

Preis: DZ ab 86,00

Die Zimmer in dem knallroten Holzhaus sind alle individuell gestaltet. Entspannen kannst du im Garten oder der Sauna. Für 44,00 EUR kannst du deinen Aufenthalt zur Halbpension mit Frühstück und Abendessen aufstocken. Für die Speisen werden regionale und saisonale Zutaten verwendet.

Noch mehr Harz-Lektüre zum Schmökern

  • Wie schön und romantisch der Harz im Winter ist, erzählt dir Susi von BLACK DOTS WHITE SPOTS
  • Überall im Harz begegnen dir Hexen – in den Schaufenstern als Deko, als Kunst am Wegesrand und in den vielen Sagen und Mythen. Eine Übersicht über sämtliche Geschichten und sogar passende Wanderwege dazu findest du auf der Webseite der HARZER SAGEN
  • Ganz viele unterschiedliche Tipps für Reisen im Harz findest du bei Jana von SONNE UND WOLKEN, die sogar ein Buch über ESKAPADEN IM HARZ geschrieben hat. 

Offenlegung: Diese Reise entstand in Zusammenarbeit mit dem Harzer Tourismus Verband e.V.. Die beschriebenen Eindrücke sind meine eigenen und der Harz hat sich von ganz alleine in mein Herz gebrannt. 

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