15 Jahre war ich alt, als ich zum ersten Mal an den tosenden Niagara-Fällen stand. Nur ein Jahr später entschied ich mich für ein Auslandsjahr an einer Highschool im Nordosten der USA. Während dieser Zeit besuchte ich Toronto und Ottawa und lernte den Indian Summer in Ontario lieben. 25 Jahre später schaffe ich es endlich, mich gen Westen vorzuarbeiten und besuche Manitoba, die goldene Mitte KANADAS.
Beim Anflug auf Winnipeg wird deutlich, warum Manitoba Prärieprovinz genannt wird. Die Gegend ist flach. Farmland bestimmt im Süden das Landschaftsbild. Weiter im Norden wird die Natur wilder: Wasser, Felsen und Nadelwälder wechseln sich ab. Und ganz im Norden Manitobas, inmitten arktischer Tundra, liegt Churchill, die Hauptstadt der Polarbären.
INHALTSVERZEICHNIS
- Eine Trolley-Tour für den Überblick
- Arktische Kunst in der Back Alley Arctic
- The Forks: Geschichte und Kulinarik
- Das kanadische Museum für Menschenrechte
- Gänsehaut im Gerichtsgebäude
- Ghost Signs und Street Art im Exchange District
- Schwimmende Eisbären im Winnipeg Zoo
- Mit dem Fahhrad durch Winnipeg
- Auf Kanutour im Land der 100.000 Seen
- Tipps & Informationen für deine Manitoba-Reise
Mein Taxifahrer ist ein gesprächiges Kerlchen. Er ist als Kind nach Winnipeg gezogen und kommt ursprünglich aus Sibirien. Es stört ihn wenig, dass die Winter hier sehr hart sind, er ist es gewohnt. Ihm gefällt besonders, dass Winnipeg bunt ist. Hier treffen viele Kulturen aufeinander. Er teilt seine Nachbarschaft mit Engländern, Deutschen und Filipinos. Manitoba ist sowohl eines der größten Zentren der ukrainischen Kultur außerhalb der Ukraine als auch die Heimat der größten isländischen Exilgemeinde. „Ich liebe diese Mischkultur”, sagt der Taxifahrer, „sie bringt immer wieder neues und beeinflusst die Stadt sehr positiv.” Das hört sich sehr spannend an und ich freue mich darauf, die Stadt zu erkunden.
Eine Trolley-Tour für den Überblick
Es passiert selten, dass ich mich zu einer geführten Stadttour hinreißen lasse und wenn doch, muss ich mir letztlich oft eingestehen, dass die Tipps für einen groben Überblick sehr hilfreich waren; so auch heute.
Am frühen Morgen hüpfen wir an Bord eines Busses, der wie eine alte Straßenbahn aussieht. Eine Truppe Senioren wartet bereits auf die Abfahrt. Sie fragen uns, woher wir kämen und können es kaum fassen, dass sich Leute von so weit her nach Manitoba verirren.
Unser Tourguide klopft gegen ihr Mikrofon; es funktioniert. Während die Dame Informations-Salven über Winnipeg abfeuert, schaue ich gebannt aus dem Fenster. Moderne Architektur wechselt sich mit Schnörkeln vergangener Zeiten ab. Die Sonne spiegelt sich in den Hochglanzfassaden Downtowns und scheint in die Gärten der bunten Holzhäuschen in den Wohngebieten. Ich führe eine Liste mit Orten, die ich mir unbedingt näher ansehen muss und versuche zumindest ein paar der vielen Informationen zu notieren:
Es gibt vier Flüsse in Winnipeg. Wenn sie im Winter gefroren sind, fahren die Menschen auf Schlittschuhen auf ihnen zur Arbeit. In Winnipeg werden zwei Sprachen gesprochen: englisch und französisch. Ganz Manitoba ist fast doppelt so groß wie Deutschland, hat aber insgesamt nur 1,4 Millionen Einwohner. Winnipeg ist eine sehr grüne Stadt. Im 19. Jahrhundert gab es sogar eine „grüne” Polizei, die damit beauftragt wurde, darauf zu achten, dass keine Grünflächen zerstört werden. Das finde ich wunderbar, wie auch noch viele andere FUN FACTS ÜBER WINNIPEG.
In einer Straße mit bunten Holzhäusern hält der Trolley vor einem schmalen gelben Haus mit grünen Fenstern. Hier lebte einst Nellie McLung, eine Frauenrechtlerin mit einem ordentlichen Dickkopf. Ihre Reden waren stets mit viel schwarzem Humor gespickt. Vielleicht hörten die Menschen ihr deswegen gerne zu; jedenfalls war es Nellie, die mit ihrem Wortwitz und ihrer Hartnäckigkeit erreichte, dass Manitoba das erste Bundesland Kanadas war, in dem Frauen wählen durften.
Arktische Kunst in der Back Alley Arctic
Mein Highlight der Trolley Tour war ein Spaziergang entlang der Back Alley Arctic. Sie befindet sich zwischen der Canora und Ethelbert Straße, auf dem Abschnitt zwischen der Wolseley und der Westminster Avenue.
Die Häuser mit ihren Veranden und Gärten sehen drollig aus. Überall hängen Lichterketten und Wimpel. Hier lebt die Künstlerin Kal Barteski, die riesengroßer Polarbär-Fan ist und sowieso eine große Leidenschaft allem arktischem gegenüber hegt. Eines Tages malte sie sich einen Eisbären an ihr Garagentor. Den Nachbarn gefiel das so gut, dass sie fragten, ob Kal auch ihre Türen bemalen würde. „Gerne, solange es sich um arktische Motive handelt; sonst kostet es 10.000 CAD”, sagte die Künstlerin im Scherz. Trotzdem entschieden sich die Nachbarn sicherheitshalber für Polarfüchse, Eisbären und Robben.
The Forks: Geschichte und Kulinarik
Unser Sightseeing Trolley bringt uns schließlich zum The Forks zurück, dem Dreh- und Angelpunkt von Winnipeg. Ihren Namen hat die historische Stätte von der Flussgabelung des Red und des Assiniboine Rivers, an der sie liegt.
Schon vor 6.000 Jahren haben sich die Ureinwohner Kanadas hier versammelt, Feste gefeiert und Waren gehandelt. Dieser Tage findet ein großes Powwow statt. Nachfahren der kanadischen Ureinwohner versammeln sich im The Forks Parks, um gemeinsam Traditionen zu feiern und zu tanzen. Schon von Weitem höre ich die Trommeln im hypnotisierenden Takt schlagen. Als ich die Gesänge höre und die Tänzer in bunten Leder- und Federkostümen tanzen sehe, bin ich sehr gerührt, denn auf mich haben schon als Kind der Wilde Westen und Indianer eine große Faszination ausgeübt. Wenn ich die Augen schließe, fühlt es sich ein bisschen wie eine Zeitreise in das ursprüngliche Kanada an.
Eben dieses ursprüngliche Kanada änderte sich, als während der Kolonialisierung Händler aus Europa, Büffel-Jäger, Schottische Siedler, Bahn-Pioniere und tausende Migranten nach Winnipeg kamen. Mit der Besiedlung der westlichen Gebiete Kanadas, verlor The Forks an Bedeutung und das Bahngelände lag irgendwann brach.
Während der letzten 30 Jahre wurde der Ort wieder zum Leben erweckt. Am Anfang stand die Vision, einen Ort zu schaffen, an dem die Menschen zu jeder Jahreszeit zusammen kommen können, um zu entspannen sowie Geschichte und Kultur erleben zu können. Mittlerweile besuchen mehr als vier Millionen Menschen pro Jahr The Forks. Sie kommen, um mit dem Boot-Taxi eine kleine Rundfahrt auf dem Fluss zu machen, in dem Skate-Park Kunststücke vorzuführen, auf der Terrasse ein Bier zu trinken (übrigens die einzige öffentliche Terrasse in Kanada, auf der Alkohol getrunken werden darf) oder um sich auf dem Market at The Forks den Bauch vollzuschlagen.
In der großen backsteinernen Halle gibt es einen Food Markt mit Essen aus aller Herren Länder. Den steuern wir für unsere Mittagspause an. Nach unserem ersten Rundgang sind wir ratloser und unentschlossener als zuvor. Es sieht alles verdammt lecker aus. Wir entscheiden uns für einen altbewährten Trick: die längste Warteschlange. Die gibt es bei Fergies Fish’n’Chips und lügt nicht. Das Essen ist fantastisch und unsere Mittagspause mit einem anschließendem Kaffee von Fools & Horses perfekt.
Das kanadische Museum für Menschenrechte
Ganz in der Nähe vom The Forks steht das Kanadische Museum für Menschenrechte. Der außergewöhnliche Bau mit einem Mix aus sandsteinfarbenen Backsteinen und Glas war mir bei der Trolley Tour schon aufgefallen.
Im Inneren finden sich bewegende Geschichten rund um das Thema Menschenrechte. Es wird an schreckliche Genozide erinnert, aber auch von heldenhaften Taten mutiger Menschen erzählt, die sich weltweit für Menschenrechte eingesetzt haben.
Neben den mitreißenden Geschichten fasziniert mich vor allem die Architektur und das Design des Museums. Die verschiedenen Ären wurden unterschiedlich gestaltet. Mal fühle ich mich als sähe ich durch Gefängnisgitter hindurch, mal habe ich das Gefühl in einem riesengroßen futuristischem Monitorraum zu stehen. Treppen aus dickem beleuchtetem Alabaster und schwarzem Beton führen von einer Galerie in die nächste, so dass das Museum mit seinen wichtigen Botschaften nicht nur eins für das Hirn ist, sondern definitiv auch eins für das Auge.
Gänsehaut im Gerichtsgebäude
Es mag eigenartig klingen, aber nach den haarsträubenden Geschichten im Museum für Menschenrechte, warten im Gerichtsgebäude weitere Gänsehautschübe auf Besucher.he Leg nennen die Einwohner Winnipegs ihr Legislative Building. Es mag zunächst verwundern, wie ein Gebäude mit einem eher verstaubten Image zu einem coolen Spitznamen kommt, aber The Leg birgt so einige Geheimnisse, die uns bei einer Tour erzählt werden.
Seine Mappe unter den Arm geklemmt, mit weißen wehenden Haaren empfängt uns der „Leg“-Tourguide am Brunnen vor dem Gerichtsgebäude. Er erinnert mich an eine ältere, schmalere Version von James Brolin, dem Moderator der Serie „X Faktor – Das Unfassbare“ aus den 90ern. In seinen Augen funkelt die Freude darüber, uns gleich in die geheimnisvolle Welt der Freimaurer mitzunehmen. Und das, obwohl er am heutigen Tag nur die Vertretung von Dr. Frank Albo ist, der normalerweise die Tour leitet, an diesem Tag aber verhindert ist.
Frank Albo, der auch der Dan Brown von Kanada genannt wird, fuhr eines Tages am Leg vorbei und wunderte sich über zwei ägyptische Sphinx Figuren unterhalb der Kuppel. Aus anfänglicher Verwunderung, wurde eine investigative Leidenschaft und Albo begann, das Gebäude nach geheimen Botschaften zu durchsuchen: „Es ist wie ein architektonisches Sudoku Puzzle.”
Der neoklassizistische Bau wurde im Jahre 1920 von den Architekten Frank Worthington Simon, Henry Boddington III und weiteren Freimaurern fertiggestellt. Brolin II bringt uns zu zwei riesigen Bisons, die den Aufgang zur Treppe im Foyer bewachen. Sie erinnern an gehörnte Bullen, die antike Tempel bewachen. An ihnen vorbei steigen wir eine Treppe mit drei Treppenabsätzen und jeweils 13 Stufen hinauf. Die Halle ist von 13 Torbögen umgeben. Es hängen 13 Lampen entlang der Gänge und ja, die Bisons sind 13 Fuß lang. Auch die Nummer 666 erscheint immer wieder, so ist der Hauptsaal des Gebäudes 66,6 Fuß lang und 66,6 Fuß breit. Es folgen viele weitere Details, die uns teilweise die Haare zu Berge stehen lassen.
Mehrmals täglich gibt es Touren durch das Gerichtsgebäude, die nichts mit der Hermetic Code Tour zu tun haben. Die Besucher staunen über das glänzende Marmor oder Stühle, auf denen historisch wichtige Personen saßen. Kaum zu glauben, dass die sagenhaften Details, von denen wir gehört haben, diesen Menschen verborgen bleiben.
Ghost Signs und Street Art im Exchange District
Eine weniger verschworene, aber dennoch geschichtsträchtige Nachbarschaft ist der Exchange District. Ungefähr 150 historische Gebäude stehen in diesem urbanen Viertel. An vielen der alten Backsteinfassaden erkennen wir alte verwaschene Werbemalereien. Sie werden Ghost Signs genannt.
Im Kontrast dazu stehen die vielen bunten, in kräftigen Farben an die Industriehallenwände gemalten Street Art Kunstwerke.
Im Exchange District tummeln sich viele junge Entrepeneurs. Es gibt hippe Cafés, Ramen Restaurants und Kunstgalerien. Wir bleiben vor einem Gebäude stehen, das wie ein besetztes Haus aussieht. Schichten von Werbeplakaten über Lachyoga-Stunden, Malkurse oder Diskussionsabende kleben an den heruntergekommenen Wänden und Fenstern. Unser Tourguide erzählt uns, dass dies früher ein Damenbekleidungsgeschäft war. Die reichen Frauen wurden direkt an der Tür ihrer Kutsche abgeholt und in einen separaten Raum geführt. Dort wurde eine Modenschau für sie vollzogen, schließlich waren die Roben damals zu aufwendig, um sie alle selbst anzuprobieren. Die Kleider, die ihnen gefielen, wurden dann dann für sie maßgeschneidert.
Direkt gegenüber des Kulturvereins liegt das Haus der Albert Street 52. „Ganz früher war das Haus ein beliebtes Hotel und später einen krasser Punk Schuppen“, erzählt der Tourguide schelmisch grinsend. „Heute ist es jedoch ein angesagter Club, bei dem die Feierwütigen schonmal eine halbe Stunde anstehen müssen, um herein zu kommen”, fügt er weniger enthusiastisch hinzu.
Ganz klar, dass sich hier im Hipsterviertel von Winnipeg auch einige der besten Cafés und Restaurants befinden. Im Clementine gibt es den besten Brunch der Stadt, im Forth Café hätte ich mir mit hauseigen geröstetem Kaffee beinahe einen Koffein-Rausch angetrunken und das deer & almond eignet sich perfekt für einen Dinnerabend mit Freunden. Die Gerichte kommen in auf mittelgroßen Portionen und werden in die Mitte des Tisches gestellt, so dass alle probieren können. Wir konnten uns kaum entscheiden, so lecker klang alles auf der Karte. Schließlich ergaben wir uns dem Schicksal und haben die Auswahl der herzlichen Kellnerin überlassen, die uns auch direkt passenden Wein dazu empfohlen hat.
Schwimmende Eisbären im Winnipeg Zoo
Wenn es nicht gerade zur Bespaßung der Kinder von Freunden dient, mache ich um Zoos einen großen Bogen. Ich finde den Anblick von großen Raubtieren in kleinen Käfigen, in denen sie apathisch auf und ab laufen, grauenhaft. Naturschutzzentren sind da etwas ganz anderes. Und so eines hat jetzt im Zoo von Winnipeg seine Pforten geöffnet. Es nennt sich Journey to Churchill und widmet sich dem Schutz der arktischen Region im Norden Manitobas. Churchill liegt am nördlichsten Punkt Manitobas und wird auch die Hauptstadt der Eisbären genannt.
Zur Einstimmung unseres Besuchs sehen wir uns einen Film auf einer 360 Grad Leinwand an. Wir sind mitten in der Natur Manitobas und sehen, wie eine alte weise Indianer-Omi mit ihrer Enkelin am Lagerfeuer sitzt. Mit ihrer warmen kratzigen Stimme erzählt sie von dem Manitoba, in dem sie aufgewachsen ist: endlose Wälder, unzählige Seen und unberührte Natur, wie sie auch heute noch vielerorts zu sehen ist. Die Bilder sind wunderschön. Plötzlich erscheinen andere Szenen auf der Leinwand, bei denen mir fast die Tränen in die Augen schießen: vom Industriestaub verdreckte Eisbären wühlen sich durch die Mülltonnen der Häuser am Stadtrand von Curchill.
Im arktischen Winter leben die Eisbären auf dem Packeis, von wo aus sie Robben jagen. Sie fressen sich große Fettreserven an. Das Eis schmilzt aber immer schneller und viele Eisbären stranden so auf dem Festland, wo sie nur selten Futter finden. Die Indiander-Omi erklärt, dass der dramatische Rückgang des Eises bedeutet, dass die Bären ihre Nahrungsgrundlage verlieren und nicht in ihre Jagdreviere zurückkehren können. Es liegt nun an uns Menschen, auf die Natur zu achten und zu versuchen, sie wieder in den Einklang mit der Tierwelt zu bringen.
Der Film liegt schwer auf meinem Gemüt, als wir einen Blick hinter die Kulissen der Forschungslabore des Leatherdale International Polar Bear Conservation Centre (LIPBCC) werfen. Auch hier wird uns wieder erklärt, wie wichtig die Forschung am Leben der Polarbären weltweit, insbesondere zum Arten- und Umweltschutz, ist. Die Journey to Churchill hier im Zoo von Winnipeg ist zudem eine Rettungsstation für Polarbären-Kinder, die keine Überlebenschance in der Wildnis hätten. Wenn einem Polarbär-Waisen der Tod droht, entscheidet das Manitoba Sustainable Development, die Abteilung der Regierung die sich um den Schutz der Wildbestände kümmert, unter strengen Regularien, ob der Bär gerettet und somit in den Zoo gebracht werden darf. Derzeit befinden sich drei Polarbären im Zoo von Winnipeg. Sie können auf einem weitläufigen Gehege Felsen empor klettern oder eine Runde schwimmen gehen.
Wenn sie schwimmen, wird es für die Besucher besonders spannend. Ich trauen meinen Augen kaum, als ich sehe, dass es einen Unterwassertunnel gibt, von dem aus wir den weißen Reisen beim Planschen zusehen können. Puschelige weiße Teddies schwimmen direkt über meinem Kopf entlang. Es ist einfach nur toll!
Mit dem Fahhrad durch Winnipeg
Wer mich kennt, weiß, dass ich Spa & Wellness weniger toll finde. Während sich also der Rest unserer Reisegruppe im Thermëa – Nordic Spa vergnügt (das übrigens der Knaller sein soll!), schnappe ich mir ein Fahrrad vom Hotel und düse DURCH DIE STADT, um die Orte noch mal zu besuchen, an denen wir während der Trolley Tour zu schnell vorbei gehuscht sind.
Vom Mere Hotel aus radle ich den Red River entlang zum Osborne Village. Entlang der Osborne Street gibt es viele tolle Läden, wie zum Beispiel den Out Of The Blue, in dem es schöne Bohemian Deko und Kleidung gibt. Direkt gegenüber befindet sich ein japanisches Crêpes Café sowie Unique Bunny, ein Kawaii Laden mit Kitsch aus Japan. Es gibt Bars, Tattoo Studios und sogar eine „grüne Apotheke”, das Tweeds. Sie sieht aus wie ein hipper Kleiderladen in Berlin Friedrichshain. Es gibt Cannabis als Öl, Salbe oder eben Gras. Ich belausche die Leute die reinkommen und ihre Beschwerden vortragen. Auf alles weiß der Verkäufer eine Antwort und empfiehlt jedes Mal zielstrebig eine heilende Sorte.
Etwas weiter südlich der Osbourne Street nehme ich wieder Kurs auf das Flussufer, um nach Osbourne South zu radeln. Nach etwa 20 Minuten komme ich an der Elm Park Bridge an, einer alten Eisenbrücke, die über den Red River führt. Direkt neben ihr liegt das BDI – Bridge Drive In.
Was sich nach einem Burger-Joint anhört, ist ein traditionsreicher Eisladen. Ihn gibt es schon seit 1912. Früher gab es die Möglichkeit, ihn von zwei Seiten mit dem Auto anzusteuern. Seit 1974 ist das BDI kein Drive Thru mehr. Das hält die Menschen aber nicht davon ab, hierher zu kommen. Ich zähle ungefähr 50 Leute in den vier Warteschlangen. Mit gelangweilten Gesichtern starren sie in die Gegend oder auf ihre Smartphones – bis sie ihr Eis oder ihren Shake in der Hand halten; dann strahlen ihre Gesichter wieder. Das ist ansteckend. Freudestrahlend schwinge ich mich wieder auf mein Rad und fahre weiter ins Stadtviertel Corydon.
Manchmal komme ich ein bisschen ins straucheln, denn eine aufmerksame Radfahrerin bin ich gerade nicht. Die schönen bunten Holzhäuschen lenken mich ab. Die gibt es hier in der Nachbarschaft zu Hauf. Gelbe, türkise, rote; und teilweise mit wunderschönen Blumengärten davor. Zwischendrin befinden sich spannende Läden wie Whodunit?, einem Bücherladen in dem es neue und gebrauchte Mystery Bücher gibt oder Selim’s Antiques, wo ich stundenlang nach Vintage Souvenirs stöbern könnte.
Weil ich eben schon auf’s Eis verzichtet habe, gönne ich mich jetzt einen kleinen Nachmittagscocktail auf der Terrasse der Close Co., die sich ganz in der Nähe vom Máquè befindet, in dem es ganz hervorragendes Essen geben soll.
Darauf muss ich heute verzichten, denn ich möchte noch zur Academy Road radeln, bevor die Geschäfte schließen. Beim Vorbeifahren hatte ich die Mad About Style Boutique und die Margot und Maude Lifestyle Boutique gesehen, die mir auf den ersten Blick gefielen. Außerdem ist hier der Laden von Jenna Rae Cakes. Eines ihrer Cookie Sandwiches hatte ich schon beim Stand auf dem Market at The Forks probiert und mich direkt verliebt. Der Laden wird von den beiden Zwillingsschwestern Jenna Rae und Ashley Nicole betrieben. Jenna Rae hat sich das Backen selbst beigebracht und erfindet immer neue Cupcake- und Maccaron-Kreationen. Ihre Schwester Ashley Nicole kümmert sich um die Gestaltung der Website und das Marketing.
Ein Blick auf die Stadtkarte sagt mir, dass ich nun langsam die Heimfahrt antreten sollte. Parallel zum Assiboine River fahre ich gen Westen. An der Shaarey Zedek Synagogue überquere ich den Fluss, fahre am The Leg vorbei und möchte beim Canadian Museum for Human Rights doch noch einen kleinen Abstecher über die Esplanade Riel Footbridge machen. Auf der anderen Seite liegt die St. Boniface Kathedrale, die eine beeindruckende historische Portalfassade hat.
Im Exchange District hole ich mir trinke ich noch schnell einen Kaffe und halte anschließend noch für ein paar schnelle Bilder im Chinatown von Winnipeg, bevor ich zurück ins Hotel düse, um meine Sachen zu packen. Die kanadische Wildnis ruft!
Auf Kanutour im Land der 100.000 Seen
Schon seit der Ankunft in Winnipeg flattern die Schmetterlinge in meinem Bauch herum, weil ich ich zum ersten Mal auf Outdoor-Tour in der kanadischen Wildnis gehen würde. Vorfreude mischt sich mit Lampenfieber, denn das letzte Mal zelten war ich mit 17 Jahren auf Sylt. Damals kaufte mir mein Freund Schlaftabletten, damit ich schlafen (und meinen meckernden Mund halten) kann.
Früh morgens stehen wir vor unserem Hotel und sehen den Van mit den roten und weißen Kanus auf dem Anhänger die Auffahrt entlang scheppern. Die Jungs von Twin River Travel werden uns in die Natur entführen. Freudestrahlend begrüßen sie uns und helfen uns, unser Gepäck in den Van zu hieven. Wir haben nur das Nötigste mitgenommen. Das komplette Equipment inklusive Zelt und Schlafsack stellt uns Twin River Travel zur Verfügung. Nicht mal um Proviant müssen wir uns Gedanken machen.
Liam steuert den vollgepackten Van gen Norden. Nach ungefähr anderthalb Stunden verlassen wir die Hauptstrasse, um stundenlang auf Schotterpisten entlang zu rattern. Alles schüttelt und klappert. Der Schatten eines Bärenkindes verschwindet zwischen den dichten Sträuchern am Straßenrand. „Hier sehen wir sie immer”, sagt Liam. „Und die sind hier überall, die Bären”, fragen wir vorsichtig. „Ja, gerade letzte Woche wurde einem Franzosen der Laptop von einem Bären geklaut.” Ich stelle mich auf ein großes Abenteuer ein.
Durch dichten Birken- und Fichtenwald schimmert immer wieder das dunkle Wasser der Seen. Nach knapp drei Stunden lenkt Liam den Van auf einen Parkplatz. Wir entladen den Van und den Anhänger. Ich benutze noch schnell das Plumpsklo neben dem Van, wer weiß, wann ich wieder auf einer Schüssel sitzen darf. Hunderte von Mücken schwirren in dem Holzverschlag.
Wir bringen das Gepäck und die Kanus an das Ufer, wo Liam uns zunächst eine Sicherheitseinweisung gibt. Ein Wort benutzt er immer wieder: portage. „Wenn wir portagen, trage nicht mehr als für dich angenehm ist.” Jetzt wird mir erst bewusst, was uns bevorsteht. Das Land der 100.000 Seen bedeutet auch, dass zwischen den Seen Landzungen sind, über die wir unser Gepäck und die Kanus tragen müssen – die sogenannten Portages.
Wir lassen unsere Kanus zu Wasser und beladen sie mit unserem Gepäck. Ich bin beeindruckt, wie viel in die bauchigen Schiffchen hinein passt. Schließlich setzen wir uns auf die Bänke und stoßen uns vom Ufer ab. Es ist erstaunlich unwackelig und ich fühle mich viel sicherer als in einem Kayak. Mit regelmäßigen Paddelschlägen gleiten wir durch das Wasser. Der See ist ganz friedlich und umschlossen von dichten Nadelwäldern. Ab und zu paddeln wir an einer Insel vorbei. Liam weist uns den Weg zu unserer ersten Portage. Wir legen an, entladen unser Gepäck und schleppen es dann einen schmalen Feldweg und über Felsen entlang zur anderen Seite. Das ist ganz schön anstrengend. Bevor wir weiter paddeln belohnt uns Liam mit einem Mittagssnack.
Es folgen noch zwei weitere Portages, bis Liam auf eine Insel zeigt, auf der wir unser Lager aufstellen wollen. „Falls da schon Leute sind, suchen wir uns einfach eine andere.” Leute habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Um uns herum ist nur wunderschöne Natur. Die nächste Stadt ist 350 Kilometer weit entfernt.
Wir kapern die herrenlose Insel und während Liam das Gepäck sortiert, erkunden wir unser kleines Eiland. Es ist perfekt: ein kleiner Strand, felsige Hügel, eine Feuerstelle und sogar eine Biotoilette mit Panoramablick in die Natur. Große Bäume und Sträucher bieten ein wenig Schutz vor Wind und Regen. Wir gehen zurück zu Liam, der mittlerweile das Gepäck in Zelt-Equipment und Küchenuntensilien aufgeteilt hat und tragen es zum Camp. Zuerst bauen wir unsere Zelte auf. In den letzten 23 Jahren hat sich einiges getan und offenbar wurde Outdoor-Equipment stark weiterentwickelt; es dauert keine 10 Minuten, da steht unser Zelt.
Während Liam eine Kanne Kaffee auf dem offenen Feuer kocht, suchen wir uns alle einen Platz von dem aus abwechselnd auf unser Buch oder einfach nur in die wahnsinnig schöne Umgebung schauen können. Chris aus unserer Gruppe hat seine Angel mitgenommen und sitzt auf einem der Felsen. Ich atme tief durch und lausche dem knisternden Feuer, dem leisen Wind in den Schwarzfichten und Strauchkiefern, dem Singen der Vögel und dem kurzen Platschen, wenn Chris den Angelhaken ins Wasser wirft.
Liam rackert derweil weiter. Er schwingt sich ins Kanu und holt Feuerholz von einer anderen Insel, weil er auf unserer nichts passendes gefunden hat. Ich staune nicht schlecht, als er mit einem ganzen Baumstamm auf den Schulter plötzlich hinter einem Strauch erscheint. Zum Abendessen zaubert er uns ein Butter Chicken Curry mit Reis, welches wir auf den Felsen verputzen, während wir der Sonne beim Untergehen zusehen.
Als die Sonne fast verschwunden ist und das Feuer höher brodelt, kommen sie: die Mücken. Es ist noch Juni, der Lieblingsmonat der Mücken. Es vergeht kaum eine Sekunde, in der ich nicht um mich schlage. Nach einer Viertelstunde gebe ich den Kampf auf und lege mich ins Zelt, wo ich nach wenigen Minuten einschlafe.
Kaum zu glauben, wie gut ich hier schlafen kann. Vielleicht ist es die Erschöpfung vom Paddeln und Portagen oder die frische Luft; jedenfalls schlafe ich tief und fest. Als ich am nächsten Morgen aus dem Zelt klettere, riecht es schon nach Kaffee. Liam ist wirklich ein fleißiges Bienchen. Nach und nach kommen alle aus ihren Zelten und recken sich. Zum Frühstück gibt es Pancakes und Bacon. Liam führt ein paar Pfannen-Kunststücke auf und gerade als wir uns über unser schönes Frühstücks-Panorama freuen, beginnt es zu regnen. Wir verkriechen uns unter den Pavillon, den Liam über den Campingtisch und die Bänke positioniert hat.
Wir warten bis der Schauer vorbei ist, um dann in die Kanus zu hüpfen, um auf Erkundungstour zu gehen. Gerade als wir mitten auf dem riesengroßen See sind, setzt der nächste Regenschauer ein. Es schüttet wie aus Kübeln, aber es ist zum Glück nicht kalt. Ich finde es faszinierend, wie die schweren Regentropfen direkt neben mir auf die Wasseroberfläche des Sees klatschten. Trotzdem entscheiden wir uns für die Heimkehr auf die Insel, wo wir uns nach dem Schauer wieder auf „Entspannungsposition” begeben, um zu lesen oder zu angeln.
Gen Abend kommt tatsächlich nochmal die Sonne heraus. Wir schnappen uns die Kanus paddeln und bei unserem Nachbarn, dem Bieber, vorbei. Er hat gestern in der Abendsonne ein paar Bahnen an unserer Insel vorbei gezogen. Heute scheint er woanders unterwegs zu sein. In der Abendsonne halten wir ein paar Minuten inne und lassen uns einfach nur auf dem Wasser gleiten. Diese Stille werde ich wirklich vermissen, diese Ruhe in der unberührten Natur – und plötzlich wird mir bewusst: Kanada scheint tatsächlich einen Camper aus mir gemacht zu haben. Zumindest, wenn Liam dabei ist.
Tipps & Informationen für deine Manitoba-Reise
Anreise und Einreise
Winnipeg wird von vielen internationalen Fluglinien angeflogen, wie zum Beispiel Air Canada oder KLM. Die Flugzeit beträgt je nach Route bestenfalls 10-13 Stunden. Direktflüge gibt es leider keine, so dass du meist mit Zwischenstopp in Toronto, Ottawa oder Montreal rechnen musst. Flüge gibt es teilweise ab 600 EUR hin und zurück.
Für die Einreise nach Kanada benötigst du kein Visum, sofern du nicht länger als 6 Monate bleiben möchtest. Du musst aber im Vorwege online eine elektronische Einreiseerlaubnis (electronic Travel Authorization – eTA) ausfüllen. Sie kostet 7 CAD (4,80 EUR) und ist fünf Jahre gültig.
Achtung: bei der Einreise nach Kanada (in den USA passierte mich gleiches) ist es mittlerweile so, dass wenn du zum ersten Mal kanadisches Land betrittst – also auch beim Umsteigen – musst du durch die Immigration und auch dein Gepäck holen und wieder abgeben. Allerdings musst du meist nicht den kompletten Check In Prozess nochmals durchlaufen, sondern kannst dein Gepäck einfach beim Security Check wieder abgeben.
Der James Armstrong Richardson International Airport in Winnipeg liegt nur sieben Kilometer vom Zentrum entfernt. Mit dem Taxi brauchst du ungefähr 20 Minuten und es kostet ca. 16 CAD (11 EUR). Noch günstiger geht es mit dem Bus. Es gibt zwei Linien die nach Winnipeg Downtown fahren:
- 15 SARGENT/MOUNTAIN, airport to Inkster via downtown
- 20 ACADEMY/WATT, airport to Leighton via downtown
Ein Ticket kostet 2,50 CAD (1,70 EUR)
Beste Reisezeit
In Manitoba herrscht ein kontinentales Klima. Die Sommer sind warm und die Winter kalt. Hier kann es auch schon mal sehr kalt werden. Gerade für einen Besuch inklusive Kanutour eignen sich die Monate Mai bis September am besten, da zu dieser Zeit angenehme oder warme Temperaturen herrschen und es nur selten regnet.
Wenn du in das Seenland von Manitoba reisen möchtest, gebe ich zu bedenken, dass Juni der mückenreichste Monat. Ab Juli verziehen sich die Scharen der Blutsauger wieder.
Unterkünfte
MERE HOTEL
333 Waterfront Dr
Winnipeg MB R3B 0V1
DZ ab 107,00 EUR
In Winnipeg haben wir vor unserem Kanutrip im Mere Boutique Hotel gewohnt. Einem modernen Hotel mit großzügigen Zimmern. Es ist alles neu und sehr sauber. Ein eigenes Restaurant hat das Hotel nicht, aber nebenan gibt es gleich das Cibo Waterfront Café, in dem du frühstücken gehen kannst. Ganz toll: es gibt kostenlose Leihfahrräder!
INN AT THE FORKS
75 Forks Market Rd
Winnipeg MB R3C 0A2
DZ ab 160,00 EUR
In unserer letzten Nacht in Winnipeg haben wir im Inn at The Forks übernachtet, welches direkt neben dem Forks Market liegt. HIer gibt es ebenfalls schöne große Räume. Da wir unbedingt nochmal auf dem Markets at The Forks essen gehen wollten, haben wir das Hotelrestaurant nicht ausprobiert, aber die Drinks kann ich auf jeden Fall empfehlen.
Weitere Unterkünfte in Winnipeg findest du: HIER.
Food & Drinks
MARKETS AT THE FORKS
1 Forks Market Rd
Winnipeg MB R3C 4L9
In der großen backsteinernen Halle am Dreh- und Angelpunkt von Winnipeg, dem The Forks, gibt es einen Food Markt mit Essen aus aller Herren Länder. Es ist gar nicht einfach, sich hier zu entscheiden. Was ich auf jeden Fall empfehlen kann: Fergies Fish’n’Chips, den Kaffee bei Fools & Horses und das Cookie Sandwich von Jenna Rae Cakes im ersten Stock. Für ein schickes Dinner lohnt es sich auch einen Tisch im Passero zu reservieren. Das Restaurant mit moderner italienischer Küche wurde erst kürzlich von einem kanadischen Gourmet Magazin mit in die Topliste der neuen Restaurants Kanadas mit aufgenommen.
DEER & ALMOND
85 Princess St
Winnipeg MB R3B 1K4
Mitten im Exchange District gelegen, bietet das deer & almond alles für einen perfekten Abend unter Freunden. Es stehen ungefähr 15 Speisen zur Auswahl. Die Portionen sind größer als Tapas wie wir sie kennen, aber auch nicht groß genug, dass du dich nicht durch die halbe Karte futtern könntest. Und das ist es, was der Koch Mandel Hitzer möchte: dass ihr wie zu Hause alles in die Mitte auf den Tisch stellt und von allem probiert.
NONSUCH BREWING CO.
125 Pacific Ave
Winnipeg MB R3B 0M1
Die Atmosphäre ist nicht Brauerei-typisch. Der Raum mit den Zapfhähnen hat schwarze Wände und von der Decke hängen zig Regenschirme, die zu Lampen umfunktioniert wurden. Richtig stylisch! Bei Nonsuch geht es grundsätzlich um mehr als das Bier. Auch ästhetisches Design für ihre Flaschen und Dosen spielt eine wichtige Rolle. Es gibt sogar Sorten aus Champagner ähnlichen Flaschen. Das Wasser, das zum Brauen verwendet wird, kommt aus dem Südwesten von Manitoba, der Jackson Quelle. Es wurde zum drittbesten Wasser der Welt gekürt. Das Malz kommt übrigens aus Hamburg. Zu den Bieren können auch Snacks aus der Brauerei eigenen Küche bestellt werden.
JENNA RAE CAKES
580 Academy Rd
Winnipeg MB R3N 0E3
und im ersten Stock vom Markets at The Forks
Für Quereinsteiger habe ich sowieso immer ein offenes Herz. Ich finde es toll, wenn Menschen es anpacken und ihre Träume verwirklichen, egal wie sehr das von ihrem bisherigen Weg abweicht. Jenna Rae hat sich ihren Traum von einem Kuchenladen erfüllt. Der Hauptladen befindet sich in der Academy Road, aber im Market at The Forks im ersten Stock ist auch ein Ableger. Mein Tipp: das Cookie Sandwich! Ich hatte eines mit gesalzenem Karamell.
CLEMENTINE
123 Princess St
Winnipeg MB R3B 1K8
Das Clementine ist die Brunch-Adresse schlechthin in Winnipeg . Von Porridge, über Eggs Benedict, bis Turkish Eggs gibt es hier alles für ein entspanntes Frühstück. Als Beilagen gibt es gebratenen Blumenkohl oder Cashew-Bananen Pudding mit Chiasamen. Falls du Fleischesser bist: bestell dir unbedingt den Bacon dazu! Der kommt fingerdick geschnitten und ist wahnsinnig saftig.
FORTH CAFÉ
171 McDermot Ave
Winnipeg MB R3B 0S1
Im Forth Café gibt es den besten Kaffee, den ich seit langem getrunken getrunken habe. In dem Laden im Exchange District rösten sie ihren eigenen Kaffee. Abends wird das Café zur Cocktailbar.
CHABEAN ICE CREAM
390 Osborne St
Winnipeg MB R3L 1Z9
Das Eis bei Chabean Ice Cream ist fantastisch. Aber noch fantastischer finde ich die Geschichte: in 2015 formte sich die South Osborne Syrian Refugee Initiative (SOSRI). Die Gruppe unterstützt in Winnipeg gestrandete Flüchtlinge aus Syrien dabei, in der Gemeinde Fuß zu fassen. Zainab Ali kam nach Winnipeg, weil ihr Mann Joseph in einer lokalen Käsefabrik einen Job erhalten hatte. Joseph, der bereits in zweiter Generation in der milchverarbeitenden Industrie tätig war, hatte den Wunsch, sich direkt und am besten bei allen Winnipegern direkt für die Hilfe zu bedanken. So entschloss sich Joseph, es mit Eiscreme zu sagen und eröffnete im Dezember 2017 seine Eisdiele. Als ich mich im Lokal umsah, sah ich Menschen, die glücklich und genüsslich an ihrem Eis schleckten.
CONSTANCE POPP CHOCOLATE SHOP
180 Provencher Blvd
Winnipeg MB R2H 0G3
Wenn du in der Nähe der St. Boniface Kathedrale bist, mach’ unbedingt einen Abstecher zum Provencher Boulevard! Hier hat Constance Popp ihren Laden, in dem du zu einer Tasse Kaffee leckerste Schokolade und Backwaren essen kannst. Keine Zeit? Wir waren auch nur kurz drin und durften uns trotzdem durch die Auslage probieren.
FROMAGERIE BOTHWELL
136 Provencher Blvd
Winnipeg MB R2H 0G3
Unweit vom Schokoladenparadies liegt das Käseparadies. In der Fromagerie Bothwell gibt es unzählige Sorten Käse und auch frisches Brot. Hier kannst du dich für ein Picknick am Flussufer eindecken. Es gibt aber auch Cheese Curds für Poutine, dass kanadische Nationalgericht aus Pommes, Bratensauce und überbackenem Käse.
BDI
766 Jubilee Ave
Winnipeg MB R3L 1P7
Das Bridge-Drive-In ist zwar mittlerweile kein Drive In mehr, aber das Gebäude sieht immer noch so schön nostalgisch aus. Das Eis, welches hier seit 1912 verkauft wird, zieht Massen von Menschen an. Sie stehen in langen Schlangen vor den Fenstern der Eisdiele und warten auf ihre Milchshakes und Eisbecher.
Touren & Sehenswürdigkeiten
TROLLEY TOUR WINNIPEG
Tourzeiten variieren ja nach Jahreszeit
Ticket: 19,00 EUR für Erwachsene
Dauer: ca. 2 Stunden
Für einen ersten Überblick über Winnipeg bietet sich diese Tour absolut an. Sie führt dich an den Highlights vorbei sowie durch die unterschiedlichen Stadtteile. Der Tourguide hat eine Menge Fun Facts und Geschichten in petto. Falls es dir gefällt: es gibt auch Ghost- und Brewery Tours.
Die Gasse mit Garagentoren, die die Künstlerin Kal Barteski mit arktischen Gemälden bemalt hat befindet sich zwischen der Canora und Ethelbert Straße, auf dem Abschnitt zwischen der Wolseley und der Westminster Avenue.
Bei dieser außergewöhnlichen Tour erfährst du alles über die geheimen Botschaften, die die Freimaurer bei der Bauplanung des Manitoba Legislative Buildings hinterlassen haben von okkulten Symbolen bis hin zu geheimen Nachrichten, The Leg birgt so einige haarsträubende Geheimnisse, die du bei einer normalen Tour niemals erfahren würdest.
JOURNEY TO CHURCHILL
im Assiniboine Park Zoo
2595 Roblin Blvd
Winnipeg MB R3R 2N7
Eintritt: ab 7,70 CAD | Erwachsene 20,50 CAD (14,00 EUR)
Dieser besondere Teil des Zoos widmet sich dem Schutz der arktischen Region im Norden Manitobas. Churchill liegt am nördlichsten Punkt Manitobas und wird auch die Hauptstadt der Eisbären genannt. Hier im Zoo von Winnipeg gibt es eine Forschungsabteilung, die das Leben der Polarbären weltweit, insbesondere zum Arten- und Umweltschutz, erforscht. Zudem ist das Zentrum eine Rettungsstation für Polarbären-Kinder, die keine Überlebenschance in der Wildnis hätten. Mein Highlight: es gibt einen Pool in dem die Bären munter umherschwimmen. Unter dem Pool gibt es einen Tunnel, in dem die Besucher die Eisbären von unten beim Schwimmen beobachten können. Ich hätte dort stundenlang bleiben können.
Eintritt: ab 7,70 CAD | Erwachsene 20,50 CAD (14,00 EUR)
Natur erleben in Manitoba
Kanada besuchen, ohne auch die unendlich Wildnis zu genießen, ist unmöglich. Manitoba bietet die perfekten Gegebenheiten für einen ausgedehnten Kanu-Ausflug. Ich muss gestehen, dass ich eher selten mehrtägige Outdoor-Touren mache. Ich habe nicht mal einen Schlafsack. Umso besser, dass sich TWIN RIVER TRAVEL MANITOBA bei einer Tour um alles kümmern.
Sie haben uns sämtliches Equipment gestellt und uns bekocht, auf Exkursionen auf dem Wasser und auf dem Land mitgenommen und uns einfach drei wundervoll unbeschwerte Tage inmitten der Natur von Manitoba beschert. Der Trip kostet mit allem drum und dran 450 CAD (309,00 EUR) pro Person. Auf der WEBSEITE VON TWIN RIVER TRAVEL findest du weitere Tourenangebote.
Fun Facts über Winnipeg
- Ohne Winnipeg gäbe es James Bond nicht. Der Geheimagent William Stephenson diente seinem Freund und James Bond Autoren Ian Fleming als Inspiration für den Superagenten 007. William wurde 1897 in einer Arbeiterfamilie geboren und hat sich im Laufe der Jahre zu einem weltweit agierenden Spion etabliert.
- New York City Feeling: die Union Station von Winnipeg wurde vom gleichen Architekten gestaltet wie die Central Station in New York City. Tatsächlich war sie das Testobjekt, bevor es an den „richtigen Bau” am Big Apple ging. Ähnlich verhält es sich beim Assiniboine Park, welcher vom gleichen Designer geplant wurde wie der Central Park in New York.
- Michael Jackson verkauft Hot Dogs in Winnipeg. Das ist kein Scherz. Der beliebteste Hot Dog Verkäufer der Stadt ist ein älterer Herr mit schütterem grauen Haar, einer knubbeligen Nase und einem lausbübischen Grinsen im Gesicht; und er heißt wirklich Michael Jackson.
- John, der in einem niedlichen Häuschen in der Grosvenor Avenue wohnt, ist es gewohnt, dass Menschen um sein Haus herum schleichen. Früher lebte nämlich Neil Young hier. Mit zwölf Jahren, nachdem seine Eltern sich scheiden ließen, zog er mit seiner Mutter in das Haus in Winnipeg. Anfang der 1960er Jahre spielte Neil Young in verschiedenen lokalen Bands, bevor er in die USA zog. Als John an einem Tag im Jahre 2008 von der Arbeit kam, saß ein Mann auf den Stufen zu seiner Veranda. Dieses Mal war es nicht irgendein Neil Young Fan, sondern Bob Dylan, der auf ihn wartete, um zu fragen, ob er das Haus seines Idols besichtigen dürfe.
- Winnie The Pooh gab es wirklich. Sie ist ein Mädchen und kommt aus Winnipeg. Als Leutnant Harry Colebourn in den Ersten Weltkrieg nach Europa zog, kaufte er den kleinen Bären-Waisen an einem Bahnhof in Ontario und benannte sie nach seinem Heimatort Winnipeg. Winnie reiste mit nach Europa und wurde das Maskottchen der Soldaten. Als diese nach Frankreich weiter reisen mussten, blieb Winnie in London, wo sie im Zoo ein neues Zuhause fand und fortan als kleiner Star gefeiert wurde. Unter ihren Fans war auch Christopher, der seinen Teddybären in Winnie the Pooh umtaufte und damit seinen Vater Alan Alexander Milne zu den Geschichten über den kleinen Bären inspirierte.
- In Winnipegs Chestnut Street wurde Geschichte geschrieben. Hier lebte Nellie McClung. Nellie war eine der Pionierinnen der Frauenbewegung. Sie war eine Autorin, Aktivistin, Frauenrechtlerin und Politikerin. Durch ihren kämpferischen Geist, war Manitoba 1916 die erste kanadische Provinz, in der Frauen wählen und sich zur Wahl aufstellen lassen durften.
- Angenehme Wintertemperaturen in Winnipeg liegen zwischen Minus 10-15°C. Allerdings gab es schon Temperaturen von Minus 50°C. Das ist kälter als auf dem Mars. Daher forscht die NASA in Winnipeg und hat im Gegenzug ein Fleckchen Erde auf dem Mars Winnipeg genannt.
Falls du Fragen für deine Reise nach Manitoba hast, schick‘ mir gerne eine NACHRICHT oder hinterlasse einen Kommentar.
Offenlegung: Diese Reise entstand in Zusammenarbeit mit Travel Manitoba. Meine Meinung über das Erlebte bleibt davon unbeeinflusst.
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Liebe Andrea, das freut mich ganz doll. Ich war auch sofort angetan. Die Menschen dort machen es einem aber auch sehr sehr leicht. Im Winter dort zu sein, muss auch wahnsinnig spannend sein! Waren die Flüsse da gefroren? Ich stelle es mir herrlich absurd vor, wenn die Leute, die Flüsse als „Straßen“ nutzen. Dann drücke ich uns beiden die Daumen, dass wir bald wieder die Gelegenheit haben, nach Winnipeg zu reisen. Hab‘ einen schönen Tag!